Sibirien: Die Methan-Zeitbombe
Potentes Treibhausgas entweicht zunehmend aus dem Permafrost
Die Sibirian Times weist anlässlich der UN-Klimakonferenz in Glasgow darauf hin, dass es im Norden Asiens verstärkt zu Methan-Austritten kommt. Sowohl aus dem Boden des ausgedehnten flachen Meeres von der Nordküste Sibiriens als auch des Baikalsees, dem weltweit größten Süßwassersee, würde das Gas aufgrund steigender Temperaturen austreten.
Methan (CH4) ist wie CO₂ ein Treibhausgas, nur um ein Vielfaches effektiver. Allerdings ist es auch weniger stabil und wird im Durchschnitt nach Jahren aufgespalten, wobei die Endprodukte H₂O (Wasser) und CO₂ (Kohlendioxid) sind. Beides ebenfalls Treibhausgase.
Für gewöhnlich wird die Wirksamkeit eines Methanmoleküls über einen Zeithorizont von 100 Jahren mit dem 28-fachen eines CO₂-Moleküls angegeben. Entsprechend trägt das arktische Methan auch zur globalen Erwärmung bei Treibhauseffekt, da die Austritte inzwischen offensichtlich die natürlich auftretenden weit übersteigen.
Sowohl vor der arktischen Küste als auch im Baikalsee entweiche das Gas auf eine Art und Weise, wie sie noch vor einer Generation unbekannt gewesen sei, so die Zeitung. Der nun auftauende Meeres- beziehungsweise Seeboden habe es zuvor für Jahrzehntausende verschlossen gehalten.
Gefärliche Gasblasen
Das Forschungsschiff Akademik Keldysh habe in verschiedenen Teilmeeren vor der Nordküste Sibiriens große Löcher im Meeresboden gefunden, aus denen das Methan explosionsartig entwichen sei. Die Methankonzentrationen in der Luft sei dort hoch gewesen. Ein halbes Dutzend besonders großer Löcher sei entdeckt worden. Dort habe die atmosphärische CH4-Konzentration rund dem 15-fachen des globalen Durchschnitts entsprochen.
Auch der Baikalsee hat in etwa 380 Meter Tiefe einige besonders große Methanquellen, daneben aber auch hunderte kleinerer. Die Zeitung zeigt auch Aufnahmen von Gasblasen, die aus diesen kleineren Quellen aufsteigen.
Besonders beeindruckend sind allerdings die Gaskrater, die an Land im Permafrost entstehen. Und zwar bilden sich unter der Oberfläche immer mehr Gastaschen, die die über ihnen liegenden Schichten erkennbar aufwölben und gelegentlich regelrecht explodieren. Einige entzünden sich dabei sogar.
7.185 solcher "Gashügel" wurden bisher identifiziert, etwa fünf Prozent davon halten Wissenschaftler für gefährlich. Unter anderem, weil sie in der Nähe von Siedlungen liegen und herausgeschleudertes Gestein und Eis Menschen gefährdet.
Auch auf Yamal-Halbinsel im Westen Sibiriens sind bereits derartige Krater entstanden, die mehrere Dutzend Meter Durchmesser haben können. Dort ist die Gasinfrastruktur bedroht, mit der unter anderem auch Deutschland beliefert wird.