Späte Antwort auf Rezo: Hippe Peinlichkeiten

Screenshot aus dem CSYOU-Video/YouTube

CSU beteiligt sich an Kampagne gegen Greta Thunberg. Kommentar

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Ein ziemlich fulminantes Eigentor hat die CSU da geschossen. Auf Youtube versucht sie mit einem Video, dem Mediengeschichte schreibenden Rezo-Video nachzueifern. Mit äußerst fragwürdigem Ergebnis. Zustande brachte die Maut-Desaster-Partei gleich eine ganze Reihe von Peinlichkeiten, mit denen sie, falls möglich, die Zahl ihrer potenziellen Jungwähler weiter gedrückt haben dürften.

Erstens: Man beteiligt sich mit Halbwahrheiten an der Schmutz-Kampagne gegen Greta Thunberg, der jungen Heldin der Klimaproteste der Schüler. – Nein, liebe CSU, die Yacht ist nicht allein für Greta nach New York gesegelt. Sie hat den Atlantik im Rahmen der Vorbereitung auf eine Hochseeregatta überquert und hätte dies vermutlich früher oder später auch ohne den prominenten Passagier getan. Und ganz nebenbei hat sie auch noch eine Reihe wichtiger Sensoren an Bord, mit denen sie die Meeresforschung mit Daten über die noch immer zu wenig erforschten Ozeane beliefert.

Zweitens: Eine Dresdner Demonstration von 35.000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit und das Erstarken der extremen Rechten, an der sich übrigens auch sehr viele junge Menschen und ein großer Klimablock beteiligten, wird niedergemacht. Angeblich sind keine Deutschlandfahnen erwünscht gewesen. Einen Beleg dafür bleibt man schuldig.

Und für die Schwarzen offensichtlich noch viel schlimmer: Antifaschistische Fahnen waren zu sehen. Das geht ja nun gar nicht. Schließlich hat man hart daran arbeiten müssen, den in den 1980ern erreichten deutsch-deutschen Konsens aufzubrechen, dass Antifaschismus hierzulande die Basis aller Zivilisation ist. Ein Konsens, den insbesondere auch die CDU in der DDR und die Deutsche Bauernpartei mitgetragen haben, die beide 1990 in der nun gesamtdeutschen CDU aufgingen.

Das waren übrigens zwei Blockparteien, deren Mitglieder und zum Teil auch Immobilien die Union gerne übernommen hat. Andere Blockparteien, namentlich die LDPD und die NDPD kamen bei der FDP unter, deren Mitgliedschaft sich damit mehr als verdoppelte, weshalb das innerparteiliche Wahlrecht noch schnell geändert werden musste. Wäre ja auch wirklich eine Zumutung gewesen, wenn die Ostmitglieder die Stimmenmehrheit gehabt hätten.

Weshalb dieser kleine Ausflug in die neueste deutsche Geschichte? Weil sich die CSU in ihrem hippen Video darüber mokiert, auf der Demo sei DDR-Nostalgie betrieben worden. Als Beleg wird dafür kurz eine Fahne mit Hammer, Sichel und Gewehr eingeblendet, mit der dort ein einzelner Demonstrant herumlief, wie es auch der Autor dieser Zeilen gesehen hat.

Nur: Das Fähnchen stammt von einer maoistischen Organisation, die mit der DDR einst nun so gar nichts am Hut gehabt hatte. Ihr kurzlebiger dortiger Ableger operierte im Untergrund und nach seiner Zerschlagung landete zumindest ein Teil der Mitglieder für längere Zeit im Knast.

Drittens: Die CSU lässt sich von der "unabhängigen" Bertelsmann-Stiftung belegen, dass die Berliner Koalition besser als ihr Ruf ist und feiert sich vor allem für die Abschaffung des Solis und die Politik, Bundeswehrsoldaten künftig möglichst oft in Uniform in der Öffentlichkeit rumlaufen zu lassen.

Die Reaktion des Publikums lässt hoffen: Gut über 80.000 Dislikes und nur etwas über 2.000 Likes bis Montagabend, dazu eine Menge kritischer Kommentare.