Spanien bei der Bankenkonzentration Weltmeister
Statt das Risiko von Großbanken für die Volkswirtschaften zu verringern, wurde es mit der Bankenrettung zugespitzt
Allseits wurde mit dem Ausbruch der Finanzkrise gefordert, Großbanken müssten verkleinert werden, weil sie eine erhebliche Gefahr für ganze Länder und sogar für die Weltwirtschaft darstellen. Tatsächlich sind es die Schockwellen, die die Pleite der großen US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 ausgelöste, die bis heute weltweit spürbar sind. Danach erklärte sogar der damalige Chef der US-Notenbank (FED) Ben Bernanke, die Banken, die "too big to fail" seien, zu "wesentlichen Verursachern" der Krise. So genannte systemrelevante Banken sollten verkleinert und die EU-Kommission wollte sie angeblich sogar zerschlagen.
Davon ist kaum noch etwas zu hören, allerdings wies der Internationalen Währungsfonds (IWF) in seinem letzten Global Financial StabilityReport erneut auf das Problem hin. Denn der zeigte erneut auf, dass man sich real immer weiter davon entfernt. In vielen Ländern hat die Konzentration sogar zugenommen. Und bisher ist kaum wahrgenommen worden, dass Spanien dafür geradezu das Paradebeispiel ist.
Das viertgrößte Euroland ist nicht nur bei der Arbeitslosigkeit führend, nach Angaben des IWF ist das Land bei der Banken-Konzentration nun sogar zum Weltmeister aufgestiegen. Machte die Bilanzsumme der drei großen Banken Santander, BBVA und La Caixa schon 2009 gefährliche 55 Prozent aus, habe sich der Anteil inzwischen sogar auf 65 Prozent erhöht, machte der IWF deutlich.
Spanien hat sich damit noch vor Frankreich und Kanada geschoben, wo die Banken-Konzentration nun bei etwa 60 Prozent liegt. Deutschland, China oder Italien liegen dagegen weit unter diesen Werten, die drei größten Banken weisen jeweils nur einen Marktanteil zwischen 30 Prozent und 45 Prozent aus. Und auf 45 Prozent kommen auch die drei großen US-Institute JP Morgan, Bank of America und Citigroup nicht.
Der IWF schreibt: "Ein hoher Konzentrationsgrad beinhaltet ein potentiell hohes Risiko für das Finanzsystem." Käme es erneut zu Spannungen oder bräche eine der drei großen Banken zusammen, "kann das gesamte Finanzsystem eines Landes zusammenbrechen".
Das ist allerdings sehr zurückhaltend formuliert. 2011 fand die Washingtoner Finanzorganisation klarere Worte für das, was im Rahmen der Krisenbekämpfung geschieht. Damals erklärte der IWF richtig, dass die "Saat für die nächste Krise" gesät wird: "Die strukturellen Charakteristiken, die zur Entstehung der systemischen Risiken beigetragen haben, sind weiter vorhanden." Es sei bisher "lediglich an den Symptomen der Kernschmelze im globalen Finanzsystem herumgedoktert worden" und insgesamt sei das Finanzsystem anfälliger als 2008.
Doch nun sollte sich der IWF an die eigene Nase fassen. Der Konzentrationsprozess in Spanien zum gefährlichen Weltmeister fand statt, während das Land im Rahmen der Bankenrettung mit Geldern aus dem Rettungsfonds unter IWF-Kontrolle stand. Denn es benötigte 41,3 Milliarden Euro aus dem europäischen Rettungsschirm für die Bankenrettung. Spanien musste sich harte Auflagen, Kürzungs- und Sparprogramme der Troika gefallen lassen, zu der der IWF gehört.
Während Kürzungen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungssystem stattfanden, wurde unter den Augen der Prüfer nichts an den Strukturen geändert, die man als Krisenverursacher identifiziert hatte. Die Finanzmarktreformen unter IWF-Aufsicht förderten den kritisierten Konzentrationsprozess sogar. Denn die Konzentration wurde mit Steuergeldern vorangetrieben. Allein zwischen 2009 und 2012 flossen fast 108 Milliarden Euro in die spanische Bankenrettung, hat der Rechnungshof kürzlich ermittelt. Die Summe liege 75 Prozent höher, als die spanische Notenbank bisher geschönt angegeben hatte.
Es sind neben direkten Subventionen aber vor allem indirekte für Großbanken, welche den Konzentrationsprozess zudem weiter befördern. Damit können sie sich viel billiger als kleinere finanzieren, womit sie allein 2012 insgesamt 370 Milliarden US-Dollar eingespart haben. Waren es für Banken in den USA nur etwa 70 Milliarden wurden die Großbanken in der EU darüber mit etwa 300 Milliarden Dollar subventioniert. Den die Gläubiger glauben, dass das Risiko für sie bei Großbanken geringer ist. Sie vertrauen darauf, dass im Ernstfall erneut der Steuerzahler einspringt. Im Vertrauen auf den Staat, können diese Banken auch wieder deutlich größere Risiken eingehen. Die Kreditgeber haben also keinerlei Anreiz, deren Geschäfte kritisch zu prüfen. Das verleitet wiederum dazu, noch größere Risiken einzugehen. Irgendwie ist dieses Schema aus der Zeit vor der Krise wohlbekannt, doch wegen der zunehmenden Konzentration nun noch gefährlicher.
Nicht uninteressant ist auch, dass sich an den Kreditausfällen nichts geändert hat. In Spanien ist die Ausfallquote ist inzwischen auf fast 14% gestiegen, obwohl viele faule Kredite in die Bad Bank und damit auf den Steuerzahler ausgelagert wurden. Der IWF berechnet, dass sich in europäischen Banken faule Kredite im Umfang von 800 Milliarden Euro stapeln. Die Bereinigung der Bilanzen kommt nicht voran, allerdings sind nach Angaben des IWF bisher 700 Milliarden Euro in Europa zur Bankenrettung geflossen, ohne dass damit die Kreditklemme in den Krisenländern beseitigt wurde.