Strompreis stieg um 60 Prozent in den letzten 10 Jahren
Allerdings einseitig auf Kosten der Privatkunden, könnten explizite Ökostromtarife, unter Ausschaltung der Börsen, eine Lösung sein?
Nach den Daten des Strompreisvergleichsportals Verivox sind die Haushaltsstrompreise in Deutschland in den letzten zehn Jahre um 60 Prozent gestiegen. Ein Haushalt mit 4.000 kWh Stromverbrauch pro Jahr zahlte 2004 durchschnittlich 712 Euro dafür. 2014 werden es dagegen nach aktuellen Preisen 1.136 Euro sein. Die meisten Steuern und Abgaben (Netznutzungsentgelte, Konzessionsabgabe, Kraft-Wärme-Kopplungsabgabe, NEV-Umlage, ...) sind dabei laut Verivox anteilsmäßig gleich geblieben, das heißt, sie stiegen etwa im gleichen Verhältnis wie der Gesamtstrompreis - mit entsprechend steigenden Einnahmen für den Staat.
Besonders stark, um 85 Prozent, gestiegen sind dagegen anteilige Kosten, die vor allem den Privathaushalten in Rechnung gestellt werden und unter Begriffen wie Beschaffung, Marge und Vertrieb laufen. Beim o.g. Musterhaushalt stiegen die dafür erhobenen Preisanteile seit 2004 von 153 Euro auf jetzt 282 Euro pro Jahr. Zum wichtigsten Posten der Preissteigerung wurde aber die Art der EEG-Umlage gemacht. Ihr Anstieg fiel in den letzten Jahren auffallend unverhältnismäßig aus. Sie stieg für Privathaushalte von 22 Euro (drei Prozent der Stromrechnung) im Jahr 2004 auf 250 Euro (22 Prozent) 2014. Und das zudem überproportional seit der letzten schwarzgelben Koalition. So stieg in den Jahren 2010 bis 2011 laut Bundeswirtschaftsministerium der Anteil der Erneuerbaren im deutschen Strommix um rund 18 Prozent, die EEG-Umlage im gleichen Zeitraum aber um 72 Prozent.
Jan Lengerke von Verivox nennt in diesem Zusammenhang auch die drastisch erweiterten Umlagebefreiungen für so genannte stromintensive Betriebe als Faktor für die zunehmend einseitige Belastung von privaten Stromkunden. Nach seiner Einschätzung werden private Stromkunden damit überproportional nicht nur für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, sondern auch für Strompreissenkungen für die Industrie zur Kasse gebeten.
Eine Möglichkeit, sich davon zu befreien, könnten andere Vermarktungswege für Ökostrom sein. Zum Beispiel, dass er nicht mehr als anonymer Graustrom an den Börsen verschachert wird, sondern explizit als emissionsfreier und nachhaltig erzeugter Strom.
Ein Rückzug von der Strombörse würde bisherige Kursgeschäfte mit der EEG-Umlage einschränken; und explizite Stromtarife für regionalen Ökostrom würden zudem manchen Schmu im grenzüberschreitenden Grünstromzertifikatehandel etc. unterbinden. Eine aktuelle Emnid-Umfrage zu dem Thema ergab, dass sich 84 Prozent der Befragten Stromtarife zum direkten Bezug von Strom aus deutschen Solar- und Windkraftanlagen wünschen. Also genau das Gegenteil von den derzeitgen Plänen, EE-Strom vollständig zu quotieren und an die Strombörsen binden.