Stromproduktion aus Braunkohle wieder auf Höchststand seit 1990
Netzanbindung an Osteuropa wird für noch mehr Stromexport modernisiert und in den Niederlanden geht die erste Aluminiumhütte wegen konkurrenzlos billiger deutscher Strompreise in die Insolvenz
Die Stromproduktion in Deutschland aus Braunkohle hat 2013 den höchsten Wert seit 1990 erreicht. Nach den Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurden im letzten Jahr 162 Mrd. Kilowattstunden (kWh) Strom in Braunkohlekraftwerken erzeugt. 1990 waren es, kurz nach der Fusion mit der braunkohlelastigen DDR, noch rund 171 Mrd. kWh gewesen. In den folgenden Jahren war die Stromproduktion aus Braunkohle teilweise auf unter 150 Mrd. kWh pro Jahr gesunken. Ihren niedrigsten Stand erreichte sie 1999 mit 136 Mrd. kWh.
Insgesamt hat sich der Strommix seit der Wiedervereinigung sehr verändert. Die Stromproduktion aus Kernkraftwerken ging seit 1990 von 152 auf 97 Mrd. kWh im Jahr 2013 zurück. Auch aus Steinkohle wird immer weniger Strom erzeugt von 141 1990 auf 124 Mrd. kWh 2013. Die Erneuerbaren lieferten 2013 mit 147 Mrd. kWh schon mehr als ein Viertel des gesamten Stromverbrauchs. Doch leider wurde versäumt, die Stromversorgung insgesamt zu modernisieren. So war die Stromproduktion aus Erdgas von 1990 bis 2008 von 36 auf 89 Mrd. kWh gestiegen, ist aber seitdem wieder auf 66 Mrd. kWh 2013 heruntergefahren worden.
Statt dessen scheinen die Betreiber der alten Kohlekraftwerke hervorragend mit den, in der letzten Legislaturperiode aufgebauten Rahmenbedingungen leben zu können. Sie exportierten 2013 80 Mrd. kWh mehr Strom als noch 1990 ins benachbarte Ausland. Netzbetreiber 50Hertz will den Stromhandel mit Nachbarländern jetzt noch weiter ausbauen. Mit Leitungen nach Tschechien, Polen, Dänemark und Schweden soll ein sogenanntes "Ostseenetz" aufgebaut werden.
Mit Polen und Tschechien stehe man bereits vor dem Abschluss entsprechender Verträge, hier ging es im wesentlichen um die Steuerung der Phasenschieber, den Kuppelstellen an den Landesgrenzen. Außerdem wird noch dieses Jahr eine Seekabelverbindung nach Dänemark ausgeschrieben, und es ist ein zweites Seekabel nach Schweden geplant. Auch Netzbetreiber Tennet plant eine Leitung vom ostfriesischen Büsum nach Norwegen, um eine Anbindung an das dortige Pumpspeichersystem zu schaffen. Damit soll der Stromexportabsatzmarkt weiter vergrößert werden. Trotz der Abschaltung von bisher acht Atomkraftwerken lag der Exportüberschuss Deutschlands 2012 bei 22,8 Terawattstunden. Bisher sind vor allem die Niederlande, Österreich und die Schweiz Hauptabnehmer.
Doch vor den zusätzlichen Befreiungen beim Strompreis für Unternehmen in Deutschland kapitulierte jetzt die erste Aluminiumhütte in den Niederlanden. Die Hütte Aluminium Delfzijl B.V. (Aldel) hat beim zuständigen Gericht in Groningen am 30. Dezember 2013 Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen nennt als Grund die "zunehmende Preisdifferenzen für industriellen Grundlaststrom zwischen den Niederlanden und den umgebenden Ländern an". Unter diesen Bedingungen könne man nicht mehr konkurrenzfähig produzieren. Da die Industriestrompreise im anderen Nachbarland Belgien höher liegen, ist damit ganz klar Deutschland mit seinen Befreiungen auf Industriestrom gemeint.