Südkorea: Hohe Bußgelder für VW
Der Abgas-Skandal ist für Volkswagen noch lange nicht ausgestanden. In dem ostasiatischen Land dürfen die meisten seiner Modelle vorerst nicht verkauft werden
Die Audi-Volkswagen-Korea Ltd. ist von einer südkoreanischen Regierungsbehörde, der
Korea Fair Trade Commission, angewiesen worden, für ihre irreführende Werbung Bußgelder in Höhe von umgerechnet rund 30 Millionen Euro zu zahlen. Das berichtet die englischsprachige Tageszeitung Korea Times.
Das Unternehmen ist für den Vertrieb aller VW-Marken in Südkorea zuständig. Ihm wird vorgeworfen von 2007 bis 2015 seine Produkte als "umweltfreundlich" beworben und die Käufer in Bezug auf Emissions- und Verbrauchswerte getäuscht zu haben. Anders als behauptet hätten Millionen der in den letzten Jahren in Südkorea verkauften Wagen des Wolfsburger Konzerns nicht den Euro-5-Standard erfüllt.
Die Behörde habe außerdem bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen den Audi-VW-Korea-Chef Johannes Thammer, seinen Vorgänger Park Dong-hoon sowie drei weitere Top-Manager erstattet. Auch der Mutterkonzern wird beschuldigt, für die Täuschung der südkoreanischen Verbraucher mitverantwortlich zu sein.
Dem vorausgegangen war bereits ein Bußgeldbescheid des Umweltministeriums an das Unternehmen in Höhe von umgerechnet gut 14 Millionen Euro. Auch das Umweltministerium habe, so die Zeitung, eine Klage wegen des Abgasbetrugs eingereicht. Außerdem hat das Ministerium für Südkorea den Verkauf von 80 Modellen aus dem Hause VW untersagt.
Weitere juristische Unbill droht von der Seite der geprellten Käufer. Schon im Sommer berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg von Sammelklagen, die in Vorbereitung seien. Die Fair Trade Commission weist ausdrücklich darauf hin, dass ihr Verfahren gegen VW auch als Unterstützung für diese Klagen genutzt werden könne.
Derweil haben einige US-Parlamentarier Zweifel an dem Deal der dortigen Bundesumweltbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) mit VW, wonach der Konzern in den nächsten zehn Jahren zwei Milliarden Euro in die Entwicklung von emissionsfreien Autos stecken muss, um Strafgebühren für seine Dieselbetrügereien zu entgehen. Das geht aus einem Bericht der Business Insider hervor.
Es bestünde damit die Gefahr, dass das Unternehmen von den Strafen selbst profitieren könnte. Das Magazin schreibt, dass VW insgesamt 16,5 Milliarden US-Dollar (15,34 Milliarden Euro) im Zusammenhang mit dem Dieselskandal ausgeben müsse, wobei sich die Angabe vermutlich allein auf die USA bezieht. Der Konzern müsse darüber hinaus noch mit weiteren Forderungen rechnen.
Auch in Australien, wo kürzlich 61.000 Wagen zurückgerufen wurden, wird sich VW demnächst vor Gericht verantworten müssen. Fragt sich eigentlich nur noch, weshalb sich hiesige Gerichte noch nicht so recht mit der Angelegenheit beschäftigt haben. Sollte das vielleicht etwas mit dem Wirken des Bundesverkehrsministers zu tun haben, wie kürzlich die Süddeutsche Zeitung – mit Belegen unterfüttert – mutmaßte?