Textilmilliardär Ortega wird zum reichsten Europäer, die Spanier werden hingegen immer ärmer
Die Milliardäre kennen weltweit keine Krise und haben ihr Vermögen auf 5,4 Billionen Dollar gesteigert
Während Spanien immer tiefer in der Finanz- und Wirtschaftskrise versinkt, konnte Amancio Ortega sein Vermögen im vergangenen Jahr um 19,5 Milliarden Dollar steigern. Mit geschätzten 57 Milliarden Dollar ist der spanische Textilmilliardär nun zum reichsten Europäer und zum drittreichsten Mann der Welt aufgestiegen.
Das ist für viele ein klarer Beweis, wie der "Finanz-Putsch" funktioniert. Dank Zara & Co. konnte Ortega wie kein anderer Milliardär nach Angaben von Forbes im vergangenen Jahr sein Vermögen steigern. Eigentlich war das keine Überraschung mehr, denn vor der Veröffentlichung der neuen Forbes-Liste war der 76-jährige Spanier im Januar im Bloomberg Milliardärs Index schon auf den dritten Rang aufgestiegen.
Doch nun ist Inditex-Gründer Ortega auch auf der berühmten Forbes-Liste vom fünften auf den dritten Platz geklettert. Er hat erstmals seit dem Jahr 2000 den amerikanischen Großinvestor Warren Buffett vom Podium verdrängt. Der fiel auf Rang vier zurück, obwohl auch er sein Vermögen von 44 Milliarden auf 53,5 Milliarden Dollar gesteigert hat. Auf dem ersten Platz steht weiter unangefochten der Mexikaner Carlos Slim Helú. Der reichste Mensch der Welt soll über ein geschätztes Vermögen von 71 Milliarden Dollar verfügen. Auf dem zweiten Rang hielt sich im vierten Jahr in Folge Bill Gates. Der Microsoft-Gründer konnte allerdings den Abstand zu Slim verringern, da er sein Vermögen von 61 Milliarden auf 67 Milliarden Dollar erhöht hat.
Die Top Ten der Superreichen werden klar von den USA dominiert, neben Gates und Buffet finden sich weitere drei US-Milliardäre unter den zehn reichsten Menschen weltweit. Auch zwei Franzosen sind darunter. Liliane Bettencourt, die L'Oréal-Erbin, belegt den neunten Platz und ist die reichste Frau. Ihr Vermögen wird auf 30 Milliarden Dollar geschätzt. Dahinter folgt nun der französische Unternehmer Bernard Arnault, der noch im Vorjahr auf dem vierten Platz vor Ortega stand. Das Vermögen des Chefs des Luxusgüter-Imperiums Moët Hennessy - Louis Vuitton (LVMH) soll von 41 Milliarden Dollar auf 29 Milliarden gesunken sein. Deutsche sind nicht mehr in der Spitzengruppe. Aldi-Gründer Karl Albrecht fiel aus der Gruppe heraus. Er belegt mit einem Vermögen von 26 Milliarden Euro nur noch Platz 18. Auf Platz 29 kommt mit 19,5 Milliarden Dollar Dieter Schwarz (Lidl).
Von Krise ist bei den Superreichen nichts zu spüren. Forbes führt nun 1.426 Personen, deren Vermögen mindestens eine Milliarde Dollar beträgt. Das sind 210 mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor. Während überall von Krise und Sparmaßnahmen gesprochen wird, ist das geschätzte Gesamtvermögen der Milliardäre von 4,6 Billionen Dollar auf die horrende Summe von 5,4 Billionen gestiegen. Die Wirtschaftsleistung Großbritanniens und Frankreichs zusammen ist im Jahr nicht so groß. Deutschland erzielte 2011 ein Bruttoinlandsprodukt von 3,6 Billionen Dollar.
Obwohl in Spanien die Arbeitslosigkeit gerade auf neue Rekordwerte steigt, schon deutlich mehr als 26 Prozent der Bevölkerung und fast 56 Prozent aller jungen Menschen keinen Job mehr haben, werden die Reichen auch in Spanien immer reicher. Während die Caritas schon davon spricht, dass viele Kinder im Land schon hungern, da knapp zwei Millionen Menschen nicht einmal mehr das Sozialgeld (400 Euro) erhalten, wurde nicht nur Ortega noch viel reicher. Auch seine Ex-Frau Rosalía Mera konnte ihr Vermögen auf 6,1 Milliarden Dollar steigern.
Die reichste Spanierin steht auf der Forbes-Liste nun auf Rang 195. Weitere 18 Spanier finden sich unter den Superreichen, vier mehr als im Vorjahr, darunter die Koplowitz-Schwestern oder auch Florentino Pérez. Der Präsident von Real Madrid ist auch der Chef des Mischkonzerns ACS, der 2011 den deutschen Hochtief-Konzern übernommen hat. Vergangene Woche hat er die Zerschlagung angekündigt. Fast 6.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr, in der Mehrzahl in Deutschland.