Tipping mit Tippen
Banknoten haben eben auch noch einen anderen
Studien und Umfragen sind eine schöne Sache. Sie untersuchen Dinge und fassen sie in Aussagen zusammen wie "71% der Befragten beginnen beim Abwasch mit den Gläsern". Also Dinge, die man sich wirklich vorher nie gefragt hat; die man eigentlich auch nicht wissen muss. Aber schön ist es trotzdem, wenn man darüber mal geredet hat.
Seit vergangener Woche ist Apple Pay auch in der Schweiz zu haben. Darüber könnten wir jetzt reden. Jetzt, wo der Fußball kein Thema mehr ist. Und es stellt sich anhand einer Studie (!) von Square heraus, dass Menschen mit Apple Pay ein ganz spezielles Verhalten an den Tag legen.
Ja, stimmt, das sind auch die Menschen, die ihr iPhone als Tor zur Welt begreifen und deshalb immer primatonartig gebückt mit weißen Signalkopfhörern durch den Straßenverkehr schlurfen. Aber das hat die Studie nicht untersucht. Sie sagt uns vielmehr, dass anhand einer Untersuchung in Portland (wo scheinbar das ganze Land weit und breit nur noch mit Handys zahlen will) das Tipping in die Höhe geschossen ist.
Also, Aussagesatz: Wo Menschen mit NFC-fähigen Geräten zahlen, legen Sie gleich noch ein wenig mehr Trinkgeld drauf.
Aha, sagen wir, vermutlich ist es doch ganz anders. Menschen, die gerne Trinkgeld geben, sind eher bereit, auf neue Zahlungsmittel umzusteigen. Aber wollen wir mal nicht so sein. Sagen wir einfach, alle digitalen Bezahler sind so stolz auf ihr neues Spielzeug, dass sie jeden Bewunderer ("Echt? Ihr Smartphone ist jetzt auch eine Geldbörse? Wie abgefahren ist das denn?") ein wenig mehr entlöhnt. Kleiner Tip (und das im Sinne von "Hinweis") an alle Menschen in der Gastronomie: Loben Sie Ihren Kunden für sein neues iPhone ausdauernd, sagen Sie, dass Sie noch nie vorher ein so schönes Gerät gesehen haben. Lügen Sie wie ausgedruckt. Dann liegt das Trinkgeld höher, und es tut auch fast nicht weh.
Übrigens sagt die besagte Studie auch:
"Menschen mit NFC-Chip als Geldbörse kaufen am liebsten Café Latte."
Das ist in ungefähr so sinnvoll als Aussage wie "Käufer mit einem Apple Pay und ähnlichem treiben sich am liebsten in einer Bierkneipe herum". Jedenfalls in Portland. Eigentlich haben die meisten Anwendungen dieser neuen Zahlungsmethoden vor einem Counter stattgefunden. Denn die ersten fünf Platzierungen der Einsatzorte waren Kneipen und Cafés...wo man vielleicht auch ein wenig mehr Trinkgeld gibt, als zum Beispiel beim Zahnarzt oder in einem Buchladen.
Aber OK, lassen wir es so stehen: "Menschen mit NFC in der Tasche sind lieb zur Gastronomie."
Und mit diesem versöhnlichen Satz können wir alle vergnügt wieder anfangen in unsere Displays zu schauen und die Straße entlang zu schlurfen.