Tony Blair sieht im radikalen Islam die weltweit größte Gefahr

In einem BBC-Interview bestreitet der ehemalige britische Premierminister, dass die Kriege des letzten Jahrzehnts dem Terror Nahrung gaben

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In einem Interview mit dem BBC World Service meinte der ehemalige britische Premier Tony Blair, dass der 11. September 2001 seinen Blick auf die Welt nachdrücklich verändert habe. Die darauf hin von ihm und George W. Bush begonnenen Kriege in Afghanistan und im Irak sieht der Labour-Politiker trotz der wenig nachhaltigen militärischen Erfolgsbilanzen weiterhin als richtig an.

Die Einsätze hätten, so der konvertierte Katholik, zu keiner Radikalisierung geführt. Der Frage des Journalisten Owen Bennett Jones, inwieweit der Terror im Nahen Osten, im Kaukasus und am Hindukusch nicht auch Reaktion auf Etwas sei, was von Teilen der dortigen Bevölkerung als militärische Besatzung empfunden wird, wich er aus und verlautbarte, dass das Ziel von al-Quaida im Irak nicht der Abzug der Amerikaner, sondern der Sturz einer gewählten Regierung und die Politik des Westens deshalb auf eine Konfrontation mit radikalen Islamisten angelegt wäre, weil diese "böse und rückwärtsgewandt" seien.

In diesem radikalen Islam sieht Blair derzeit die weltweit größte Bedrohung. Grund dafür ist seiner Ansicht nach, dass dessen Anhänger auch den Einsatz von chemischen, biologischen und atomaren Waffen als gerechtfertigt ansehen, so lange er ihrer Sache dient. In diesem Zusammenhang plädiert der aktuell als Sonderbotschafter des Nahost-Quartetts tätige Politiker auch für eine härtere Gangart gegenüber der iranischen Regierung, die einer der größten Förderer des Islamismus sei und daran gehindert werden müsse, Kernwaffen zu entwickeln. Man müsse an Teheran eine "sehr klare Botschaft" aussenden, dass man entsprechende Anstrengungen unterbinden werde. Er sei zwar kein direkter Befürworter eines Militärschlags, meine aber, dass sich der Westen alle Optionen offen halten müsse.

Anlass für das Interview war das Erscheinen einer Autobiographie, in der Blar unter anderem seinen Nachfolger Gordon Brown scharf kritisiert. Der ehemalige Rektor der Universität Edinburgh, so der Oxford-Absolvent, sei "unerträglich", verfüge über "null emotionale Intelligenz" und habe entscheidende "Reformen" vereiteln wollen.

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Tony Blair (Bild: Andy Mettler / World Economic Forum. Lizenz: CC-BY-SA 2.0)