US-Regierung streicht den Ausdruck "Globaler Krieg gegen den Terror"

Auch mit neuen Sprachregelungen will man sich von der Bush-Präsidentschaft distanzieren.

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US-Präsident Obama sagte während der letzten Pressekonferenz, um Erwartungen zu dämpfen, dass die US-Politik kein Schnellboot sei, das man schnell wenden könne, sondern eher einem Ozeandampfer gleiche, der lange brauche, um in eine andere Richtung zu fahren. Man habe aber die wichtigen Umstellungen vorgenommen, versicherte Obama. Der will sich nun nicht nur von der Militärpolitik seines Vorgängers ablösen, sondern auch von dessen Terminologie.

Eines der wichtigsten Begriffe während der US-Präsidentschaft war der "Krieg gegen den Terror", später der "Globale Krieg gegen den Terror" oder noch später auch der "Lange Krieg". Schon wenige Tage nach den Anschlägen vom 11.9. hatte man die Sprachregelung gefunden, die auch dafür sorgen sollte, die Bevölkerung in Angst zu versetzen und gegen den weltweit agierenden Gegner zu mobilisieren ( We're at war). Und weil der Global War on Terror so oft vorkam und alle möglichen Aktionen im In- und Ausland durch einen überall gegenwärtigen Feind rechtfertigte, wurde er auch praktischer Weise zu GWOT abgekürzt.

Der Begriff ist aber nun vom Weißen Haus für definitiv out erklärt worden. Nach einem offiziellen Memo des Pentagon an die Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums soll der Begriff angeblich tunlichst vermieden und durch "Overseas Contingengy Operation" ersetzt werden, wie die Washington Post berichtet.

"The administration prefers to avoid using the term 'Long War' or 'Global War on Terror' [GWOT.] Please use 'Overseas Contingency Operation.'" (Pentagon-Memo)

Es herrscht zwar noch Verwirrung, von wem diese Anweisung gekommen ist, offenbar nicht vom Office of Management and Budget ( OMB), das die Äußerungen der Regierungsmitarbeiter vor Veröffentlichung überprüft, wie es im Memo hieß, aber nach der Washington Post spricht einiges dafür, dass es sich um die neue Wortregelung handelt. So sprach bereits der OMB-Direktor Peter Orszah Ende Februar von den Kosten der Militäroperationen im Irak, in Afghanistan und von anderen möglicherweise notwendigen "overseas contingency operations".

"Militärische Notfalleinsätze im Ausland", wie man den Ausdruck übersetzen könnte, klingt schon anders, als wenn man vom Krieg redet. Ein Einsatz mutet eher kurzfristig, weniger massiv, politisch weniger sensibel und auch weniger teuer an. Und streicht man den Terror noch dazu, dann gibt es auch keinen großen, globalen Feind mehr, sondern vielleicht lokale Gegner, die auch keine Terroristen sein müssen. So also könnte man auch die großen, teuren und viele Jahre währenden Einsätze in Afghanistan und im Irak, vielleicht auch künftig in Pakistan herunterspielen und leichtwaschen. Der OBM-Direktor versichert allerdings, dass der Begriff "Global War on Terror" deswegen nicht von den Aussagen vor dem Kongress gestrichen würde.