Unternehmenskommunikation im Interesse der Vorstände

Durch das Timing positiver Unternehmensmeldungen verdienen sich US-CEOs ein Zubrot von jährlich im Schnitt 14.504 Dollar

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Wer vielleicht noch daran zweifelt, dass Unternehmensvorstände alle Mittel dazu nutzen, den eigenen Vorteil zu optimieren, könnte sich von einer aktuellen Studie der London Business School eines Besseren belehren lassen.

So haben die Ökonomen Alex Edmans, Luis Goncalves-Pinto, Yanbo Wang und Moqi Xu
("Strategic News Releases in Equity Vesting Months") untersucht, wie sich die Kommunikation von börsennotierten Unternehmen entwickelt, wenn sich der Zeitpunkt nähert, zu dem Vorstände Aktien des Unternehmens verkaufen dürfen, also die sogenannte "Lock-in-Periode" ausläuft.

Untersucht wurden 166.000 Presseaussendungen von US-Unternehmen, wobei festgestellt wurde, dass sich die (nicht ad-hoc-pflichtigen) Nachrichten genau in den Monaten signifikant häufen, wenn die Vorstände Aktien verkaufen dürften. In den Monaten zuvor und danach gehen sie hingegen signifikant zurück, wobei es sich allerdings nur um Veränderungen im einstelligen Prozentbereich handelt.

Nach den positiven Nachrichten beobachten die Autoren jedenfalls signifikant "abnormale" Aktienumsätze und Kurssteigerungen, die dann den Vorständen zugute kommen, die im Schnitt fünf bis sechs Tage nach so einer Meldung ihre Aktien verkaufen. Obwohl sich diese abnormalen Kurssteigerungen auf weniger als einem Prozent belaufen, ergibt sich für einen US-CEO, der alljährlich im Schnitt zuvor gebundene Aktien des eigenen Unternehmens im Volumen von 5,8 Millionen Dollar verkaufen darf, daraus ein Sondergewinn von 14.504 Dollar, auf den kaum ein Vorstand verzichte.

Das sei auch kein Wunder, weil das "Timing" der Meldungen, die teilweise monatelang verzögert werde, keinen Gesetzen widerspricht, wobei der Extragewinn nach den Berechnungen der Autoren zudem auch nicht niedriger, als er bei illegalen Insider-Tatbeständen im Schnitt erzielt werde, und auch wesentlich einfacher zu erzielen sei, als mit anderen "legalen" Maßnahmen, etwa wenn Investitionen zurückgehalten werden, um die kurzfristigen Gewinne zu steigern.

Auch wenn die Autoren in diesem Verhalten des Managements kein besonders bedrohliches Problem sehen, gehe dieses Verhalten doch zu Lasten aller anderen Investoren, die aufgrund dieser "Informations-Asymmetrie" genau den Betrag verlieren, den das Management zusätzlich einstreift.