Vattenfall macht weiter

Energiekonzern will sich keinesfalls aus der Braunkohle verabschieden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das war wohl nichts. In den letzten Tagen waren die Spekulationen um den schwedischen Energiekonzern Vattenfall ins Kraut geschossen. Das Staatsunternehmen könne aus der ostdeutschen Braunkohle aussteigen, wurde gemunkelt. Gar ein Verkauf der Pannenmeiler Brunsbüttel und Krümmel in Schleswig-Holstein schien möglich, die wegen verschiedener Havarien und in die Länge gezogener Revisionen nun mehr rund zwei bzw. drei Jahre stillstehen (Krümmel hatte 2009 ein kurzes Intermezzo, musste aber nach nicht einmal einer Woche wegen eines erneuten Störfalls gleich wieder vom Netz).

Doch aus dem schwedischen Atomausstieg wird nichts. Der Konzern gab heute bekannt, dass er in Deutschland im Geschäft bleiben wolle. Die CO2-Bilanz des Unternehmens solle verbessert werden, aber das werde mit dem Verkauf in anderen Ländern geschehen. Im Gespräch scheinen unter anderem Beteiligungen in Polen zu sein.

Dennoch will sich der Konzern auf Geheiß der Regierung in Stockholm ein etwas grüneres Mäntelchen zulegen: "Ziel ist es, eines der führenden Unternehmen für umweltgerechte und nachhaltig erzeugte Energie zu werden", heißt es in der erwähnten Pressemitteilung. Soviel Rhetorik ist wohl dringend nötig, wenn daheim in Schweden die konservative Regierung die Grünen mit ins Boot holen will. Zu den "nachhaltigen Energieträgern", in die investiert werden soll, zählt das Unternehmen allerdings auch Atomkraftwerke. Ob die schwedischen Grünen bereit sind, diese bittere Pille zu schlucken? Noch scheinen sie wenig Neigung zum Koalieren zu haben, aber wenn sie sich an ihren finnischen Parteifreunden ein Beispiel nähmen, dann könnte am Ende gar ein AKW-Neubau unter grüner Regierungsbeteiligung heraus kommen.

Wenig von der neuen "nachhaltigen" Rhetorik werden die Menschen im östlichen und südöstlichen Brandenburg haben. Dort ist Vattenfall auf der Suche nach unterirdischen Speichern für verflüssigtes CO2, das dereinst aus den Abgasen seiner Kraftwerke abgeschieden werden soll. Ob diese Technologie allerdings wirklich unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen funktionieren wird, ist, wie das Deutsche Institut Wirtschaftsforschung neulich in einer wissenschaftlichen Studie ausführte, noch äußerst fraglich. Auf jeden Fall wird der Konzern in den nächsten Jahren einige hundert Millionen Euro an EU-Fördergeldern für die Forschung und den Bau eines Demonstrationskraftwerks kassieren.