Venezuela: Demonstranten werfen Exkremente auf Polizisten
38 Tote und 700 Verletzte bei Protesten - Maduro wirft Opposition vor, selbstgebaute Schusswaffen einzusetzen
Obwohl Vertreter der Opposition gegen die Regierung in Venezuela weiterhin zu "friedlichen Protesten", aufrufen, werden die Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten in Sicherheitskräften in dem südamerikanischen Land zunehmend brutaler. Teilnehmer der Demonstrationen, die einen Sturz der Regierung unter Präsident Nicolás Maduro anstreben, haben sich in den vergangenen Wochen wiederholt über Angriffe der Polizei beklagt, die mit Gummigeschossen und Tränengas gegen die Proteste vorgegangen sind. Allerdings geht auch von den Demonstranten zunehmend Gewalt aus, beide Seiten schieben sich für die Eskalation die Schuld zu.
Die jüngste Strategie der zunehmend enthemmten Proteste sind Glasbomben, die mit aufgeweichten Exkrementen gefüllt sind. Die als Puputov bezeichneten Glasbehälter – "Pupu" bezeichnet im venezolanischen Spanisch umgangssprachlich Kot – werden in der Regel von Drei-Mann-Kommandos auf die Polizei gefeuert: Zwei Mann spannen schwere Gummiseile, während der Schütze in der Mitte die Ladung spannt und abfeuert.
Bislang haben die Proteste nach Angaben der Behörden 38 Tote und über 700 Verletzte gefordert. Wie schon bei einer Protestwelle Anfang 2014 sind die meisten Opfer bislang nicht Angehörige der Opposition, sondern Unbeteiligte, Regierungsanhänger oder Angehörige der Sicherheitskräfte.
Maduro, dessen Regierung wegen der schweren Wirtschaftskrise und wirtschaftspolitischer Verfehlungen in heftiger Bedrängnis ist, zeigte sich indes überzeugt, den andauernden Protesten standhalten zu können. "Früher oder später werden wir diesen neuen Hinterhalt, diese Gewalt auf der Straße, diesen Putschversuch bezwingen", sagte er am Donnerstag in Caracas.
Der Staatschef beschuldigte das Oppositionsbündnis Tisch der demokratischen Einheit (MUD), Scharfschützen und gedungene Mörder engagiert zu haben, um im Zuge einer Destabilisierungsstrategie die Zahl der Toten hochzutreiben. Venezolanische Medien hatten berichtet, dass mehrere der Todesopfer durch Kugeln aus selbstgebauten Waffen umgekommen seien. Auch das jüngste Opfer, der 27-jährige Miguel Fernando C., sei im Stadtteil Las Mercedes von Caracas durch ein Projektil aus so einer Waffe ums Leben gekommen.
Das MUD-Bündnis hat indes neue Proteste für den heutigen Freitag angekündigt. Die Opposition hatte ursprünglich die Anberaumung der ausstehenden Regionalwahlen gefordert. Inzwischen besteht die MUD-Allianz unter anderem auf Neuwahlen für das Präsidentenamt und die Freilassung inhaftierter Straftäter aus den eigenen Reihen. Die Regierung bezeichnet die Forderung nach Neuwahlen in Einheit mit zunehmend gewalttätigen Protesten als Putschversuch.