Von steigender Arbeitslosigkeit nach Brexit keine Spur
Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien ist nach der Austrittsentscheidung sogar auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren gefallen
Es wurden die Horrorszenarien vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gesponnen, die sogar von einem möglichen "Schock" für die Weltwirtschaft bei einem Brexit gewarnt hatten. Der ist genauso wenig eingetreten wie die Prognosen des IWF, dass ein EU-Austritt sich vermutlich auch stark negativ auf Handel, Produktivität, Wachstum und den Arbeitsmarkt auf den Inseln auswirken werde.
Dass angesichts eines schwächeren Pfunds sich vermutlich genau das Gegenteil einstellen würde, eben Großbritanniens Waren und Dienstleistung für Ausländer billiger würden und stärker nachgefragt würden, zeigte sich schon deutlich am Tourismusboom im Sommer. Das bestätigte sich weiter in der Tatsache, dass die Wirtschaft im Königreich im dritten Quartal mit 0,5% fast doppelt so stark gewachsen ist wie im Euroraum. Das zeigte ebenfalls an, dass wohl vor allem Resteuropa negative Brexit-Auswirkungen zu spüren bekommen dürfte. Und anders als in Europa legten die Indizes an der Börse in London gegen den Trend in Europa nach dem Brexit zu, weil dort keine Verschlimmerung eingepreist wird.
Nun belegen auch die Zahlen vom Arbeitsmarkt, dass man es dort sogar mit einer Verbesserung zu tun hat. Denn in den Monaten nach der Abstimmung in Großbritannien ist die Arbeitslosigkeit sogar auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren gefallen. Die nach Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) berechnete Quote sank im Zeitraum Juli bis September auf nur noch 4,8%. Das hat das Office for National Statistics (ONS) am Mittwoch gemeldet.
Das ist wohl kaum der Tatsache geschuldet, dass der Brexit nach der Entscheidung des High Court sogar wieder auf der Kippe stehen könnte. Dahingehend könnte man eher interpretieren, dass sich zu Beginn des vierten Quartals eine Eintrübung der Lage abgezeichnet hat, obwohl das reichlich verfrüht wäre. Denn die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung ist zuletzt wieder deutlich gestiegen.
Man wird nun abwarten müssen, wie sich die Unsicherheit, ob der Antrag im März nun tatsächlich gestellt werden kann, letztlich wieder zur Verschlechterung der Lage beiträgt. Denn dazu trägt auch ein steigendes Pfund bei, das seit dem Urteil des High Court wieder deutlich zugelegt hat. Allein in der zurückliegenden Woche ist es um gut 3,5% gestiegen, womit der Wettbewerbsvorteil wieder abschmilzt.