Vor 1000 Jahren könnten die ersten amerikanischen Ureinwohner nach Europa gekommen sein

Nach Genanalysen könnten die Wikinger Frauen aus Amerika nach Island gebracht haben, die dort Nachkommen zeugten

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Dass lange vor Christoph Kolumbus Wikinger, wie eine isländische Saga behauptet, ab 1000 nach Christus mehrmals Amerika bereist und dort Siedlungen gebaut haben, gilt als einigermaßen sicher. So wurde ein Wikingerdorf in Neufundland gefunden. Nun glauben isländische und spanische Wissenschaftler einen Beleg entdeckt zu haben, dass um diese Zeit auch Indianer aus Amerika nach Island gekommen sein könnten – wenn es denn stimmt, vermutlich mit den Wikingern.

Die Wissenschaftler, deren Studie Studie in der Zeitschrift American Journal of Physical Anthropology erschienen ist, haben in der Gendatenbank der gesamten isländischen Bevölkerung von deCODE mitochondriale DNA von präkolumbianischen Ureinwohnern bei den 80 Mitgliedern von 4 Familien entdeckt. Vererbt wird mtDNA nur durch die Mutter. Es handelt sich um die Abstammungslinie aus der Haplogruppe C1. Die übrigen mtDNA-Abstammungslinien weisen auf die bekannten skandinavischen, irländischen und schottischen Ursprünge der Menschen aus Island zurück, C1 war jedoch bei Menschen gefunden worden, die in einer Siedlung in Neufundland vor etwa 14.000 Jahren gelebt hatten, also kurz nachdem die Einwanderung nach Amerika begonnen hatte.

Die C-Haplogruppe kommt in Europa nicht vor, aber es gibt sich nicht nur bei amerikanischen Indianern, sondern auch in Ostasien. Um auszuschließen, dass die DNA erst vor kurzem durch eine Frau nach Island gekommen ist, haben die Wissenschaftler das mitochondriale Genom von 11 Menschen aus den 4 Familien sequenziert und konnten so zeigen, dass es sich auf Vorfahren zurückführen lässt, die zwischen 1710 und 1740 in der Nähe des Gletschers Vatnajökull gelebt haben.

Zwar haben die Isländer lange Zeit isoliert gelebt, aber ein Beweis ist es natürlich noch nicht, dass die C1-Abstammungslinie tatsächlich von einer Frau stammt, die von den Wikingern nach Island mitgenommen wurde und die dort Nachkommen gezeugt hat. Ganz auszuschließen ist auch nicht, dass die Abstammungslinie doch nach Asien, vielleicht auch nach Europa verweist. Um ihre Hypothese zu bestärken, wollen die Wissenschaftler nun in ihrer Suche noch weiter zurückgehen und schauen, ob sie in der Region um den Gletscher noch weitere mtDNA bei Menschen entdecken, die präkolumbianischen Ursprungs ist.