Wahlkampfspenden lohnen sich

Unternehmen, die den US-Präsidentschaftswahlkampf unterstützen, können mit einer überdurchschnittlichen Entwicklung ihrer Aktienkurse rechnen

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Wie lukrativ die enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft ist, hat der sozialdemokratische Kanzlerkandidat Peer Steinbrück seinen potenziellen Wählern gerade eben vorgerechnet. Die Mutmaßung, dass sich Investitionen in Spitzenpolitiker im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen, hält aber auch einer wissenschaftlichen Überprüfung stand.

Michael Kirchler und Jürgen Huber vom Institut für Banken und Finanzen der Universität Innsbruck haben in einer Studie das Sponsoring der US-Wahlkämpfe zwischen 1992 und 2004 untersucht. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich die Aktienkurse von börsennotierten Unternehmen, wenn sie besonders hohe Summen investieren, in den Jahren nach der Wahl überdurchschnittlich positiv entwickeln.

Die Spendenfreudigkeit für die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten hat mittlerweile ein Rekordniveau erreicht, zu dem auch deutsche Unternehmen ihren Teil beitragen.

In den USA ist das Interesse allerdings um einiges größer, denn dort versprechen sich die Protagonisten der Wirtschaft entscheidende Vorteile vom Sieg des einen oder anderen Kandidaten. Kein Wunder also, dass der Großteil der 40 Millionen Dollar, die allein die Finanzindustrie gespendet haben soll, an Barack Obama vorbei und direkt in die Wahlkampfschatulle seines mutmaßlich marktfreundlicheren Konkurrenten Mitt Romney geflossen ist.

Michael Kirchler und Jürgen Huber haben in ihrer Studie die Aktienkurse der 100 größten Spender zwei Jahre nach den Präsidentschaftswahlen der Jahre 1992, 1996, 2000 und 2004 analysiert und dabei herausgefunden, dass sich Investitionen in die politische Führungsspitze lohnen. Vorausgesetzt allerdings, dass der Spender auf den späteren Sieger oder mindestens - wie der Finanzdienstleister Citigroup oder der Telekommunikationskonzern AT&T – zu gleichen Teilen auf beide Kandidaten setzt. Wer "insgesamt am meisten beziehungsweise am meisten für den Wahlkampfsieger spendet", so der Befund der Innsbrucker Studie, kann mit einer überdurchschnittlich positiven Entwicklung seiner Aktienkurse rechnen. So geschehen bei Morgan Stanley in der Ära Bush, aber auch die Amtszeit von Bill Clinton lieferte zahlreiche Beispiele für die späte Belohnung spendenfreudiger Unternehmen, die die Forscher an einem Rechenbeispiel illustrieren.

"Unternehmen A spendet viermal so viel wie die 100 größten Spender im Durchschnitt. Unternehmen B hingegen spendet nur die Durchschnittssumme. Aufgrund unserer empirischen Ergebnisse hätten die Aktienkursrenditen von Unternehmen A jene von Unternehmen B in den zwei Jahren nach der Wahl um 30.3 Prozentpunkte übertroffen." (Michael Kirchler, Universität Innsbruck)

Die Innsbrucker Forscher wollten darüber hinaus in Erfahrung bringen, ob man allein auf Grundlage der Spendendaten ein erfolgversprechendes Portfolio zusammenstellen und damit höhere Gewinne einsammeln kann, als am Aktienmarkt durchschnittlich zu erzielen sind. Mit Hilfe des CRSP-Index kamen sie auch hier zu einem interessanten Ergebnis:

"Ein Investor, der am Wahltag ein auf Spendendaten basierendes Portfolio aus den Aktien der 30 Top-Spender in der Ära Bush gekauft hätte, hätte eine Rendite erzielt, die mehr als 30 Prozent über der durchschnittlichen Marktrendite gelegen wäre." (Michael Kirchler, Universität Innsbruck)

Noch interessanter als dieser kleine Anlagetipp für den 6. November 2012 wäre freilich eine detaillierte Aufschlüsselung, welche politischen Entscheidungen den Aufschwung der Aktienkurse im Einzelnen begünstigt haben.