Weltwährung Renminbi?

(Bild:  Elekes Andor / CC BY-SA 4.0 )

Chinesischer Zentralbanker denkt laut über freie Devisenkurse und einen liberalisierten Kapitalverkehr nach. Aber soll man sich das wirklich wünschen?

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Chinas Währung Renminbi könnte binnen fünf Jahren zu einer der wichtigsten Devisen aufsteigen, meint die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Derzeit würden weltweit zwei Prozent aller Transaktionen mit dem chinesischen "Volksgeld" (Renminbi heißt die Währung, die Währungseinheit heißt Yuan, sprich: Jüän) getätigt, während der US-Dollar für immerhin 40 Prozent aller Überweisungen genutzt wird.

Damit gibt die Zeitung in der Führung der Chinesischen Zentralbank diskutierte Ambitionen wieder. Das Blatt zitiert Zhou Chengjun, den stellvertretenden Generaldirektor der Forschungsabteilung der Chinesischen Volksbank, der einen freieren Kapitalverkehr und eine freiere Austauschrate als Voraussetzung fordert. Außerdem bräuchte es einen technisch entwickelten Finanzmarkt, und der Yuan müsste an den internationalen Devisenmärkten gefragt sein und gehandelt werden können.

Die Regierung in Beijing bemüht sich bereits seit einigen Jahren, den Handel mit wichtigen Partnern vom Dollar abzukoppeln und in Yuan und den jeweiligen Landeswährungen abzuwickeln. Entsprechende Abkommen gibt es unter anderem mit Russland, der Europäischen Zentralbank, Südkorea, Brasilien, Australien, Kanada, Südadfrika und sogar Japan.

Der Erfolg ist allerdings unterschiedlich. Starke Währungsschwankungen wie im Falle des Rubels lassen Unternehmen mitunter von der Option zurückschrecken. Nur weil es die Möglichkeit gibt, chinesische Waren auch in Yuan zu kaufen, heißt das noch nicht, dass das auch die einfachere und sicherere Variante ist.

Auch hat die Regierung zwar bisher immer betont, dem Renminbi langfristig mehr internationales Gewicht verschaffen zu wollen, einen Zeitplan gibt es jedoch nicht. Jedenfalls keinen öffentlich bekannten.

In den letzten Monaten sah es jedenfalls nicht danach aus, dass Zhous Vorschläge in nächster Zeit umgesetzt werden könnten. Vielmehr wurde der Kapitalabfluss aus dem Land eingeschränkt, nach dem der Yuan an den wenigen ausländischen Börsen, an denen er gehandelt wird, um acht Prozent abgewertet hatte.

Und vermutlich wäre es im Sinne einer stabilen Weltwirtschaft auch gar nicht wünschenswert, dass die neoliberalen Vorstellungen chinesische Zentralbanker sich durchsetzen. In den Krisen der letzten beiden Jahrzehnte sind die chinesischen Devisenkontrollen und Restriktionen der Kapitalflüsse immer ein wichtiger Rettungsanker gewesen, der Schlimmeres verhinderte.

Andererseits kann man natürlich auch mit Mao Dsedong der Meinung sein, dass der Weg zu einer neuen Ordnung durch große Unordnung führt...