Wendland: Hartnäckiger Widerstand gegen Castor-Transport

Mit zahlreichen Aktionen widersetzen sich Tausende dem Atommülltransport ins Wendland. Rechtswidriges Gefangenenlager der Polizei und rücksichtsloser Einsatz berittener Polizisten gegen Atomkraftgegner

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Der Zug mit dem für das Zwischenlager in Gorleben bestimmten Atommüll nähert sich langsam dem Wendland, wie der Castor-Ticker der Atomkraftgegner berichtet. Begleitet wird er von zahlreichen Protesten. Gestern waren nach Auskunft der Bürgerinitiative Lüchow-Danneberg 25.000 Menschen auf den Straßen und auch entlang der letzten Kilometer der Bahnstrecke unterwegs.

Der Zug fährt bis zu einem Verladekran in Dannenberg an der Elbe, im äußersten Nordosten Niedersachsens. Dort sollen die elf Castor-Behälter - vermutlich heute Nacht oder am Montag - auf Tieflader verfrachtet werden. Die letzten Kilometer zum Zwischenlager müssen auf der Straße zurückgelegt werden. Das Zwischenlager ist eine überirdische Halle auf einem Gelände im Gorlebener Forst, dass direkt gegenüber dem Erprobungsschacht und dem Förderturm liegt, mit denen der dortige Salzstock seit Jahren zum Endlager ausgebaut wird. Offiziell findet lediglich eine Erkundung statt.

Seit Vorgestern gibt es an und auf den Schienen diverse Sitzblockaden und Ankettaktionen. Auch die Schotterer sind wieder unterwegs, die versuchen, Steine aus dem Gleisbett zu entfernen. In der Nähe von Lüneburg hatten sich gestern acht Greenpeace-Mitglieder an die Schienen gekettet. Nach Berichten auf dem Castor-Ticker musste die Polizei Gleisstücke mit einer Flex herausschneiden, um die Aktivisten von der Strecke tragen zu können.

Unterdessen besteht Greenpeace auf einer Strafanzeige gegen den niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander von der FDP. Der Castor-Transport sei wegen der überschrittenen Grenzwerte am Zwischenlager in Gorleben illegal. Die zuständige Staatsanwaltschaft macht sich nach Informationen der Umweltschützer hingegen die Meinung des Ministers zu eigen.

Eine große Sitzblockade auf den Schienen, an der sich bei Harlingen, kurz vor Hitzacker, über Nacht an die 4.000 Menschen beteiligt hatten, so jedenfalls die Informationen aus dem Ticker, war bis zum späten Nachmittag noch nicht aufgelöst.

Ganz in der Nähe gelang es auch drei Bauern und einer Bäuerin, sich in einer Betonpyramide auf den Gleisen anzuketten. "Wir sind auf die Schiene gegangen, um immer wieder gegen den Schwarzbau in Gorleben zu protestieren. Damit muss Schluss sein. In diesem Jahr geht es auch um die Strahlenwerte im Castorlager", heißt es in einer Erklärung der vier, die auf der Internetseite der Bürgerinitiative veröffentlicht ist. Die BI berichtet an gleicher Stelle auch, dass ein Amtsrichter aus Dannenberg die Gefangenensammelstelle der Polizei für "rechtswidrig" befunden hat, diese aber dennoch nicht aufgelöst werde.

Auch sonst gibt es erhebliche Kritik am Vorgehen der Polizei. Die Kampagne "Castor? Schottern!" berichtet in einer Pressemitteilung, die hier wegen Unerreichbarkeit der Seite nicht verlinkt werden kann, von einer schwerverletzten Person, die Opfer eines Polizeipferdes wurde. Offensichtlich ist der Beamte oder die Beamtin über eine am Boden liegende Person hinweggeritten. Diese aus einem Video entnommenen Aufnahmen sollen den Vorfall wiedergeben.

Die betroffene Person sei von Hufen an Körper und Kopf getroffen worden. Der Person gehe es aber dem Umständen entsprechend gut, der Gesundheitszustand ist stabil. Ob sie im Krankenhaus versorgt werden musste, ist nicht bekannt.

Peter Bachstein, Pressesprecher der Schotterer, meint dazu:

Der hilflose Appell des niedersächsischen Ministerpräsidenten an seine Polizisten zur Mäßigung verhallt ungehört. Die Polizei nimmt Tote in Kauf, um den Atommüllzug ins Wendland zu schaffen. Wir fordern die Polizei dringend auf, den Castortransport sofort abzubrechen, da dieser Transport mit verhältnismäßigen Mitteln offenkundig nicht durchsetzbar ist.