Werben, aber richtig
Die große Angst ist doch, dass Windows 10 irgendwann einmal zum Werbekanal wird. Und siehe da ...
"Dieses Word File widmet Ihnen..." Nein, das ist sicher noch Zukunft. Noch kriegt man sein Microsoft Office gratis. Das heißt, ohne Werbung. Das heißt, noch zahlt man ja ordentlich für seine Microsoft-Produkte und es gibt kein "frei, wenn Du Werbung akzeptierst" auf dem Windows Desktop. Von Microsoft aus gesehen ...
Allerdings ist das so scheinbar nicht mehr ganz richtig, denn testweise beginnt der Konzern angeblich, zumindest für eigene Produkte die digitale Werbetrommel zu rühren. Denn bei einigen Windows 10 Usern poppen diese hässlichen kleinen Fensterln auf, die auf Edge und OneDrive hinweisen sollen. Das ist dann doch um einiges disruptiver als das berühmte MSN-Logo, das es schon bei Windows 95 auf dem Desktop gab. Sozusagen Bandenwerbung, die jetzt durch Unterbrecherwerbung abgelöst wird.
Wenn das Schule macht, gehen die Tore dann doch auf, und ich muss mir Bier- und Weichspülerspots anschauen, bevor ich eine DOCX-Datei öffnen kann. Gut, vielleicht würde ordentlich eingestimmt dem Text gut tun, aber ... nö, doch lieber nicht. Schließlich habe ich Premium bezahlt und würde jetzt ungern in die HBO-Falle geraten. Die sind angeblich auch werbefrei, ballern aber Zuschauer mit ordentlich viel Werbung zu neuen HBO-Inhalten zu. Erinnert ein bisschen an: "Hach, was bin ich egozentrisch, immer rede ich nur von mir, jetzt zu Dir, wie findest Du meinen neuen Film."
Aber vielleicht ist die Panik fehl am Platz. Ich kann ja auch Google Docs nutzen und dann den Werbefluss in die andere Richtung steuern, denn meine Daten werden analysiert, um mir die "richtigen" Ads zu zeigen. Da weiß man dann auch nicht, was besser ist: geben oder hinnehmen?
Allerdings hat Alphabet zumindest eines Microsoft voraus, bisher jedenfalls: Werbekunden können in Zukunft klarer den Kontext entscheiden, in dem ihre Werbung zu sehen ist. Es könnte ja, falls dann Redmond sich auch zu solchen Dingen hinreißen lassen würde, durchaus von Vorteil sein, wenn man bestimmte Werbung nicht zu sehen bekommt, sobald man sich auf Windows 10 begibt. Wobei ein Apple Advertising gerade nach einer Fehlfunktion des PCs interessante Perspektiven ermöglichen würde.
Nein, außerdem meint es Google hier anders: Fehlplatzierungen sollen vermieden werden. Das wäre bei Windows 10 zumindest sehr klar eingrenzbar,
Richtig gut macht es aber eh nur Pizza Hut, wo man sich einen ganz anderen Werbeträger ausgesucht hat. Den Sneakers Träger. Ganz einfach. Kurz: Turnschuh gekauft, Hunger gehabt, Knopf gedrückt - und schon wird die Pizza Hut-Lieferung da hin gebracht, wo die GPS-Daten den Hungernden signalisieren. Das ist sinnverschränkende Werbung. Nicht so ein olles Pop-up- Gedöns oder Links an der rechten Seite. Da könnten sich IT-Firmen nochmal richtig eine dicke Scheibe abschneiden. Von der Pizza.