Windkraft: Bundesregierung vernichtet Arbeitsplätze
Um Klimaziele zu erreichen und alte AKW zu ersetzen, müsste eigentlich massiv gebaut werden, doch die Regierung steht weiter auf der Bremse
Der Ausbau der Windenergie ist gewaltig ins Stocken geraten. Von Januar bis September 2019 sei nur noch ein Viertel der Genehmigungen für neue Anlagen erteilt wurden, die es 2016 gegeben habe, schreibt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft in einer Stellungnahme an die Presse. Die genehmigten Anlagen hätten eine gemeinsame Leistung von rund 1,3 Gigawatt.
Das entspricht in etwa der Leistung eines großen Atomkraftwerks; allerdings liefert Windkraft bei gleicher Leistung nur ein knappes Drittel des Stroms, die ein wetterunabhängiges AKW produzieren kann. Es müssten also deutlich mehr Anlagen errichtet werden, um die AKW zu ersetzen, die in den nächsten drei Jahren nach und nach abgeschaltet werden.
Dabei heißt Genehmigung noch lange nicht, dass die Anlagen auch gebaut werden. Zum einen können Genehmigungsbeschlüsse auch beklagt werden, was in letzter Zeit häufiger geschieht. Dadurch kann sich der Bau erheblich verzögern. Zum anderen muss der künftige Betreiber oder Bauherr mit seinem genehmigten Projekt an einem bundesweiten Ausschreibungsverfahren teilnehmen und dort einen Zuschlag erhalten, um in den Genuss einer Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu kommen.
Das ist ebenfalls langwierig und vor allem risikoreich und kostenintensiv. Daher kommen seit der Einführung dieses neuen Verfahrens fast nur noch kapitalkräftige Akteure zum Zug, während kleine Bürgerprojekte, die bisher vor allem im Nordwesten der Republik vorherrschten, kaum noch eine Chance haben.
Aber selbst die größeren Projektierer scheuen offensichtlich den Aufwand. Laut BDEW sei in der letzten Ausschreibungsrunde im Oktober 2019 nur noch für ein knappes Drittel der ausgeschriebenen Leistung ein Gebot abgegeben worden. Der Verband fordere daher gemeinsam mit Umweltschutzorganisationen eine Verbesserte Bereitstellung von Flächen und eine Stärkung der lokalen Behörden.
Vollkommen kontraproduktiv sei hingegen, die geplante bundesweite Abstandsregelung von 1.000 Metern zwischen Windkraftanlagen und Wohnbebauung. Die für die Windenergie zu Verfügung stehende Fläche würde damit drastisch eingeschränkt.
Unterdessen macht sich der Absatzeinbruch bei den Herstellern schmerzlich bemerkbar. Deutlich über 20.000 Arbeitsplätze gingen in den letzten drei Jahren bereits verloren, also mehr als es in der deutschen Braunkohleindustrie und den angeschlossenen Kraftwerken gibt.
Aber ein Ende des Stellenabbaus scheint noch nicht in Sicht. Der NDR sieht Anzeichen, dass es in der nächsten Zeit bei Enercon in Ostfriesland und seinen dortigen Zulieferbetrieben erneut zu Entlassungen kommen wird. Enercon ist seit langem Marktführer in Deutschland und war lange eher zurückhaltend im Auslandsgeschäft.