Wissenschaft und Wirtschaft fordern Kohleausstieg
Deutsche Klimaforscher warnen die Bundesregierung. Appell nahmhafter Unternehmen erwartet einen Kohleausstiegsplan
Klimaforscher haben am Donnerstag den in Berlin verhandelnden Parteien ins Stammbuch geschrieben, dass Deutschland seine Klimaziele verfehlen wird, obwohl der Zustand des Klimasystems rasches Handeln gebietet. In einer gemeinsamen Erklärung stellen sie fest, dass die Ziele der Pariser Klimavereinbarung nur zu erreichen sind, "wenn die weltweiten Energiesysteme in den nächsten zehn Jahren konsequent umgebaut werden".
Dieser ist inzwischen auch Syrien beigetreten, wenn auch vermutlich weniger aus Sorge um das globale Klima als aus dem Willen heraus, die USA zu isolieren. Der eher technische Minivertrag ist inzwischen von allen UN-Mitgliedern sowie der EU unterschrieben worden. 168 Staaten sowie die EU haben ihn ratifiziert, auch die USA, die aber ihren Ausstieg angekündigt haben.
Die Wissenschaftler-Erklärung wurde vom Deutschen Klimakonsortium herausgegeben, dem Zusammenschluss vieler namhafter Institute der deutschen Klimaforschung. In ihm ist auch das Umweltbundesamt, der Deutsche Wetterdienst und das Kieler Institut für Weltwirtschaft vertreten.
Das Bild des Zustands des Planeten zeichnen die Autoren, wie bereits Anfang der Woche die Weltmeteorologieorganisation WMO, düster: Wetterextreme wie Starkniederschläge oder Hitzewellen würden in vielen Regionen zunehmen.
Der Anstieg der Meeresspiegel sei bereits für Millionen von Menschen eine reale Gefahr. Hierzulande würden mehr Hitzetage beobachtet. Diese Entwicklung werde sich, das sei wissenschaftlich gesichert, in Zukunft weiter verstärken.
Deutschland müsse daher zügig mit dem Ausstieg aus der Kohlenutzung beginnen. Damit könne es auch Vorbildfunktion haben und mit einem raschen Übergang zu den neuen Technologien auch seine Position in der Weltwirtschaft stärken.
Wenn die deutsche Politik dafür werben wolle, dass die Schwellenländer ihre Ausbaupläne für Kohlekraftwerke einstellen, "dann sollte es auch bereit sein voranzugehen und die eigenen Kohlemeiler zügig abschalten".
Klimaschutzplan 2050 muss zum Modernisierungsprogramm für Deutschland werden
Bereits am Mittwoch hatten 51 große Konzerne und Unternehmen in einem öffentlich Appell die Einhaltung der Klimaschutzziele und den Einstieg in den Kohleausstieg gefordert. "Die Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 muss zum Modernisierungsprogramm für Deutschland werden", heißt es in dem Dokument. Und weiter: "Unverzichtbar ist ein verlässlicher und sozialverträglicher Ausstiegspfad bei der Kohleverstromung."
Unter anderem wird auch ein "CO2-Preissignal" gefordert, das heißt, eine deutlich höhere Bepreisung der Treibhausgasemissionen. Der künftige Koalitionsvertrag müsse der Energie- und Wärmewende einen neuen Schub geben.
Zu den Unterzeichnern gehören auch die Energiekonzerne E.on und EnBW. Außerdem sind unter anderem Adidas, Aldi Süd, die Deutsche Bahn, Metro, Otto, Puma, Siemens, Tchibo und der Verband der Elektroindustrie dabei. Nicht mit von der Partie ist RWE.