Zeichentrickfilm erbost Salafisten

Tunesien: Über 200 wütende Demonstranten wollten nach Angaben des Innenministeriums einen Fernsehsender angreifen, weil dieser Persepolis ausstrahlte

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Die Ausstrahlung des Animantionsfilms Persepolis ( "Jeder hat immer eine Wahl") im privaten TV-Sender Nessma hat Salafisten in Tunesien in Rage gebracht. Nach Angaben des Innenministeriums haben sich am Sonntag etwa 200 Salafisten, denen sich weitere 100 Personen angeschlossen haben, auf den Weg gemacht, um die Zentrale des Fernsehsenders zu attackieren. Sicherheitsbeamte hätten die Menge aufgelöst und etwa hundert Personen festgenommen.

Der Leiter von Nessma berichtet von Aufrufen auf Facebook nach Ausstrahlung des Films am Freitag, den "Sender niederzubrennen und Journalisten zu töten". Empörte Reaktionen und Beschimpfungen hätten sich nach der Ausstrahlung (in tunesischem Dialekt) mit einer "irren Geschwindigkeit" verbreitet, so das tunesische Internetmagazin Webdo.tn. Demnach entzündet sich die Wut einmal an Szenen, wo Gott in Gestalt eines weißbärtigen alten Mannes erscheint und zur Heldin des Zeichentrickfilms spricht.

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(Bild: Prokino)

Zum anderen sehen manche die Ausstrahlung als Provokation gegen Islamisten, da sie Anschaungen derer stütze, die davor warnen, dass Tunesien einen ähnlichen Weg beschreiten könne wie Iran. Der Fernsehsender will die Ausstrahlung am Dienstag wiederholen.

Vertreter der als islamistisch bezeichneten Partei Ennahda distanzierten sich von den wütenden Reaktionen auf die Persepolis-Ausstrahlung.

Die Rede ist auch - nicht zum ersten Mal in Tunesien - von Manövern im Hintergrund, die dazu dienen anstehende Wahlen zu verschieben. Am 23. Oktober wird in Tunesien zum ersten Mal seit der Flucht des Autokraten Ben Ali gewählt, kein Parlament, sondern eine verfassungsgebende Versammlung. Im Vorteil sind Parteien, die gut organisiert sind, wie eben auch die Ennahda, Unabhängige haben es schwer. In jüngster Zeit hatten Islamisten in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam gemacht. Zum Beispiel mit dem Eindringen von Bewaffneten in ein Universitätsgebäude, nachdem einer vollverschleierten Frau die Immatrikulation nicht gestattet wurde.