Zurechtschnüren und zurechtrücken
Damit alles gut sitzt und in die richtige Richtung guckt, gibt es zunehmen Algorithmen im Einsatz
Zurecht ärgern wir uns, wenn mitten im Dauerlauf der Schnürsenkel aufgeht und wir auf dem Waldweg anhalten müssen, um uns den Laufschuh neu zu binden. Das bringt total aus dem Tritt und ist sehr ärgerlich. Aber netterweise lässt uns in Zukunft die Technik hier nicht im Stich. Ein einfach vor sich hin gesprochenes "Hey Google, schnüre mir meinen Schuh fester" kann da schon genügen.
Vorausgesetzt, man kann mit Voice Command seinen Nike Laufschuh erreichen, der sich dann fester zieht. Vorausgesetzt auch, man kann sich im Laufdelirium noch an den blöden Befehl erinnern, der einem den Schuh auch fester zieht. Sonst kann da alles mögliche passieren. Wer bestellt schon gerne aus Versehen bei Amazon einen Drittstaubsauger, nur weil er etwas undeutlich seine Schnürriemen kommandieren will und das Gerät hier etwas falsch verstanden hat. Das wäre doch blöd.
Mag sein, dass der eine oder andere diesen Vorfall nicht als realistisch ansieht, aber wenn schon einmal jemand die Reaktion seines Voice-Assistenten erlebt hat, weil man keuchend und undeutlich einen Befehl vor sich hin stammelte, der weiß, dass man damit eher einen Suchbefehl auslöst ("Soll ich nach Laufschuhen im Internet suchen"), als das eigentlich Problem zu beheben. Immerhin. Rein technisch gesehen steht die Lösung, und irgendwann lernt das Smartphone ja auch gekeuchte Befehle zu verstehen. Man muss dann eben nur immer beim Befehlen keuchen, sonst kommt das arme Ding wieder durcheinander.
Immerhin kann einem das weniger beim Einsatz eines neuen Services passieren, den Adobe uns präsentiert. Ärgerliche Familienaufnahmen, bei denen das Neugeborene partout nicht in die Kamera schauen will oder bei denen der Opa wieder mal in die Zeitung statt in die Linse guckt, sind nun Vergangenheit. Adobe Elements kann Köpfe und Augen zurechtdrehen. Natürlich nur digital, das wäre ja sonst schmerzhaft. Und gewisse Grenzen hat das System natürlich auch, will man keine Eierköpfe im Bild sehen. Ein Algorithmus ist ja auch keine Zauberhand. Dreht sich das Kindchen auch ganz weg, kann man das Feature eh vergessen, sonst hat man wegen der Hinterkopfhaare eher einen Wookie auf dem Familienfoto. Und bevor sich da Fragen nach der Vaterschaft stellen, lässt man Adobe in diesem Fall lieber stecken.
Zurechtrücken mit der Hilfe von Computern hat seine Systemgrenzen. Akzeptiert man das erst einmal, kann das Leben mit Technik einfacher sein. Oder man bückt sich einfach kurz mitten auf einem Waldweg. Oder man mach "buh", wenn man auf den Auslöser drückt. Geht auch, kostet auch weniger.