Zurück nach Fukushima
Die ersten Evakuierten sollen bald in ihre Heimatorte in der Sperrzone zurückziehen
Japans Premierminister Shinzo Abe hat angekündigt, dass drei Jahre nach den GAUs von Fukushima 30.000 ehemalige Bewohner in ihre Häuser innerhalb der 20 km Evakuierungszone zurückkehren sollen. Es ist Teil von Abes Ankündigungen wieder eine Art Scheinnormalität einkehren zu lassen, um so mehr Akzeptanz für das geplante wieder Anfahren der 48 seit 2011 abgeschalteten Reaktoren im Land zu erhalten. Nach dem Motto: Seht her so schlimm ist das mit der unsichtbaren Strahlung doch gar nicht ...
Und die Fallstricke der Statistik könnte diesen Plan kurzfristig aufgehen lassen. Im Deutschlandfunk schätzte Wolfgang Weiss von der Internationalen Strahlenschutzorganisation UNSCEAR, dem Wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung, die Gefahr besonders in den ersten Tagen und Wochen nach der Havarie als besonders hoch ein, weil die Reaktorblöcke von Fukushima große Mengen an radioaktivem Jod freisetzten.
Das hatte, so zeigen die Erfahrungen aus Tschernobyl, zu einem starken Anstieg der Schilddrüsenkrebsfälle besonders bei Kindern geführt. Doch in Japan sind von diesem Erst-Fallout wahrscheinlich nur die Bewohner weniger Orten wie Iitate betroffen, die erst später evakuiert worden sind. Die Strahlenbelastung im ersten Jahr wird dort mit zehn Millisievert beziffert. Allerdings leben die Menschen um Fukushima, anders als in der Region Tschernobyl, weniger von eigenem Anbau und Japan ist auch keine Jodmangelregion. Statistisch gesehen wird das Risiko für Krebserkrankungen in Folge der Kontaminierung damit rein quantitativ immer schwerer aus dem allgemeinen Krebsrisiko herauszurechnen sein. Hinweise könnten hingegen die veränderten Arten von Krebserkrankungen in den nächsten Jahren geben.
Allerdings können neue, verbesserte Untersuchungsmethoden noch zu einer ganz anderen Einschätzung führen. So wurde bereits ein Screening an 2 Mio. Menschen der Region Fukushima durchgeführt, auch in offiziell kaum betroffenen Gebieten. Dabei zeigte sich, dass 30 bis 40 Prozent der Kinder bereits Schilddrüsenanomalien haben, die mit älteren Diagnosemethoden bisher noch gar nicht erkannt werden konnten. Um diese Ergebnisse einzuordnen, müssen aber noch Vergleichsgruppen in entfernten Gebiet untersucht werden, um einschätzen zu können, welcher Prozentsatz von Erkrankung denn mit den verfeinerten Messmethoden normalerweise zu erwarten ist.