Notfall Rettungsstelle

Um an Mittel für's Leben zu kommen, braucht man im Kapitalismus Geld. Deshalb müssen es alle wollen – mit verheerenden Folgen für die Mehrheit. Das Geld, was sonst? (Teil 2).

Geld entfaltet seine Wirkungen auch im Gesundheitswesen. Rettungsstellen gelten etwa in Krankenhäusern als nicht ausreichend finanziert. Darauf verwies neulich der Konzern Vivantes.

Er antwortete damit auf den Vorwurf des Betriebsrats, in der Rettungsstelle eines Berliner Krankenhauses werde die Mindestbesetzung an Personal täglich unterschritten. Man könne, so ein Vivantes-Manager gegenüber dem Betriebsrat, "kein Geld in einen Bereich stecken, der keinen Gewinn erwirtschaftet".

Daher komme es dort besonders zu Einsparungen (ebenda). Vivantes plädiert aus diesem Grund für sogenannte Vorhaltekosten, die die Kassen den Krankenhäusern erstatten sollen. Die Fallpauschale allein reichte nicht aus. Im Übrigen sei man durchaus auf Suche nach Personal. Es sei aber derzeit leider nur schwer zu finden.

Gesundheit kostet Staat und Unternehmen notorisch zu viel

Kein Wunder, spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist allgemein bekannt, wie wenig attraktiv die Arbeitsbedingungen und Gehälter in der Krankenpflege sind und wie sehr es in den Hospitälern an genügend Fachkräften mangelt.

Im Wirtschaftsbetrieb Krankenhaus gelten Krankenschwestern. Ärzte und alles weitere Personal als Kostenfaktor, Krankheiten werden hier streng betriebswirtschaftlich behandelt. Müssen sie auch, weil die erwähnten Fallpauschalen zu dieser Kalkulation zwingen – was politisch gewollt ist, um die Kosten des Gesundheitswesens im Rahmen zu halten?

Denn diese Kosten belasten den Staat und besonders die Unternehmen. Geld, das doch lieber für etwa moderne geschäftsfördernde Infrastruktur oder gewinnbringende Investitionen aller Art zur Verfügung stünde.

Andererseits hilft es nichts: Eine Mindestzahl an arbeitsfähigen – nicht gleichzusetzen mit gesunden – Bürgern ist absolut nötig. Sonst läuft der Laden nicht, keine Produktion, keine Geschäfte, keine Käufer. Also organisiert der Staat das Gesundheitswesen – als unter seiner Aufsicht stattfindendes Geschäft. Und schon kommen eine Menge gegensätzlicher Geld-Interessen ins Spiel. Interessen, die für die Leistungen in diesem "Wesen" schädlich sind.

Pharma, Kassen, Ärzte: Geld spielt die entscheidende Rolle

Die Pharmaindustrie will aus ihren Medikamenten den maximalen Preis herausschlagen, bei selbstverständlich möglichst minimalem Produktionsaufwand. Die Arzneien haben "sich zu rechnen", Geld-Gewinn zu erzeugen. Irgendwie wirken müssen sie natürlich schon, und schaden sollten sie auch nur in einem erträglichen Rahmen. Aber diese Eigenschaften sind lediglich Mittel zum Zweck. Entsprechend bedingt werden sie eingehalten.

Die Krankenkassen wissen selbstverständlich darum. Sie interessieren sich für möglichst niedrige Medikamentenpreise und schließen vorsorglich eine Reihe von Arzneien aus ihrem Standard-Leistungskatalog aus. Mit kostenträchtigen privaten Zusatzversicherungen kann sich der finanzkräftigere Mensch aber doch Zugang zu teureren Produkten verschaffen.

Das eingenommene Geld von den Versicherten schütten die Kassen nur nach strengen Kriterien aus – auch was ärztliche Leistungen betrifft: Da wird die eine oder andere Behandlung halt nicht bezahlt. Schließlich wirtschaften die Krankenkassen als Versicherung. Und die sollte am Ende des Geschäftsjahres einen Überschuss an Geld auf dem Konto haben.

Wenn nicht, muss der Staat einspringen, was dem natürlich gar nicht gefällt. Also gibt es weitere Reformen des Gesundheitswesens. Auf dass die Kassen bei den Kassen wieder klingeln und die Unternehmen so belastenden Beiträge gebremst werden. Mittendrin kämpfen die Ärzte mit ihren Verbänden darum, ihr in der Regel stattliches Einkommen zu verteidigen – gegen die knauserigen Krankenkassen und Krankenhäuser.

Um ihren möglichst großen Anteil am Geld streiten sich im Gesundheitswesen eben eine Menge Akteure. Wenn Leistungen gestrichen, Krankenhäuser geschlossen, Betten und Personal abgebaut werden und notorisch für die Pflege zu wenig gezahlt wird – immer geht es um das liebe Geld. Ein ziemlich sachfremdes Kriterium, vorsichtig formuliert (ausführlicher dazu siehe auf Telepolis: "Warum Gesundheit gar nicht unser "teuerstes Gut" ist").