Warum die Aufregung über die Wärmepumpen-Offensive fehlgeleitet ist

Wärmepumpe im Winter. Bild: PeterEastern / CC BY-SA 4.0

Energie und Klima – kompakt: Heizungen sollen klimafreundlicher werden. Doch schon jetzt wird über ein "Gasheizungsverbot" geschimpft. Was hinter der Wärmewende tatsächlich steckt und wir von Dänemark lernen können.

Nachtrag: Gestern haben wir an dieser Stelle über den Tropensturm Freddy berichtet. Mittlerweile ist bekannt, dass er in Malawi und Mosambik, wo er am Wochenende zum zweiten Mal auf die Küste traf und ins Landesinnere zog, über 100 Todesopfer gefordert hat. Das volle Ausmaß der Zerstörung wird erst allmählich bekannt.

In Deutschland kommt es ja immer mal wieder vor, dass längst getroffene Beschlüsse zum Ausstieg aus fossilen Energien wieder infrage gestellt werden. So wie Verkehrsminister Volker Wissing auf einmal doch Autos mit Verbrennungsmotor über das Jahr 2035 hinaus zulassen möchte und die Abstimmung über das Verbrenner-Verbot in der EU daher auf unbestimmt verschoben wurde. Dabei hatte die Bundesregierung dem Verbot im Prinzip schon zugestimmt, die Abstimmung galt eigentlich nur noch als Formsache.

Neben dem Verkehrssektor werden die Klimaziele in Deutschland regelmäßig im Bereich der Gebäudeheizung verfehlt, wenn auch nicht so eklatant wie im Verkehr. Ein wichtiges Vorhaben der Bundesregierung ist daher das Gebäudeenergiegesetz, mit dem die Umstellung von Heizungen auf erneuerbare Energien vorangetrieben werden soll. Wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mitteilt, wurde nun gemeinsam mit dem Bundesbauministerium der Entwurf eines Gebäudeenergiegesetzes erarbeitet.

Einem Bericht des Portals Klimareporter zufolge wurde der Entwurf am vergangenen Dienstag in die Ressortabstimmung gegeben. Die Regierungskoalition hatte im März 2022 beschlossen, "dass von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll".

Obwohl der Entwurf also noch in der weiteren Abstimmung ist, wird schon von verschiedenen Seiten gegen ein angebliches "Gasheizungsverbot" gewettert, von der FDP ohnehin, mitunter aber auch vonseiten der SPD in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Koalitionspartner scheinen sich an ihren gemeinsamen Beschluss von vor einem Jahr also kaum noch zu erinnern.

Dabei ist es mit dem Verbot gar nicht so weit her: Laut BMWK sollen ab dem 1. Januar 2024 im Neubau keine Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen. Hier wären die Optionen der Anschluss an ein Wärmenetz, der Einbau einer elektrischen Wärmepumpe oder in gut gedämmten Gebäuden von Stromdirektheizungen.

In Bestandsgebäuden dürfen neue Gasheizungen dann eingebaut werden, wenn diese zu mindestens 65 Prozent mit Biomethan, biogenem Flüssiggas oder grünem Wasserstoff betrieben werden. Weitere Optionen sind natürlich auch hier Wärmenetze oder Wärmepumpen sowie in Ausnahmefällen Biomasseheizungen, etwa mit Holzpellets.

Wenn eine Wärmepumpe alleine nicht ausreicht, dann kann sie zur Zeit des größten Wärmebedarfs im Winter auch durch eine Gas- oder Ölheizung ergänzt werden, allerdings muss die Wärmepumpe vorrangig betrieben werden.

Was bestehende Gasheizungen angeht – von denen ja im Jahr 2022 noch knapp 600.000 verkauft wurden – so dürfen sie laut Gesetzentwurf weiter betrieben und auch repariert werden. Nach 30 Jahren müssen alte Heizkessel, wie bislang auch, außer Betrieb genommen werden.

Der Gesetzentwurf enthält auch zwei Regelungen zum Schutz von Mieter:innen. Entscheiden sich Vermieter:innen für Heizungen mit Biomethan, darf der teure Brennstoffpreis nicht komplett umgelegt werden, sondern nur in Höhe des Grundversorgungspreises für Erdgas. Der Einbau von Wärmepumpen soll nur dann über die Modernisierungsumlage auf die Mieten aufgeschlagen werden dürfen, wenn die Wärmepumpe einen Wirkungsgrad von mindestens 2,5 erreicht, sonst darf die Investition nur zur Hälfte umgelegt werden. "Dies setzt einen starken Anreiz für Vermietende, gleichzeitig in die Effizienz des Gebäudes zu investieren", argumentiert das BMWK.

An den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums wird unter anderem kritisiert, dass der Einbau von Millionen von Wärmepumpen in den nächsten Jahren nicht zu stemmen sei. Ins Feld geführt wird hier auch der Fachkräftemangel.

Allerdings fällt die Dekarbonisierung von Gebäudeheizungen als Thema nicht gerade vom Himmel und bereits 2022 ist die Nachfrage nach Wärmepumpen schon um über 50 Prozent gestiegen. Überdies müssen auch konventionelle Gasheizungen von Fachkräften eingebaut werden.

Dass ein schneller Umstieg bei Heizungen möglich ist, hat Dänemark gezeigt. Seit 2013 ist dort der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen in Neubauten und seit 2016 in Bestandsgebäuden verboten. Von 2013 bis 2020 hat sich die Zahl der in Betrieb befindlichen Wärmepumpen in Dänemark ungefähr verdoppelt. Dänemark setzt dabei auch auf große Wärmepumpen, die ganze Gebiete über Wärmenetze versorgen.

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