"10 Strategien der Manipulation" revisited

Fussnoten

1

Zugegeben, eine Dauerbeschäftigung mit letzteren Themen würde nicht unmittelbar die Daseinsfreude steigern, doch geht es hier ja um die Sicherstellung der Bedingungen ihrer Aufrechterhaltung (was im Endzeitalter des Neoliberalismus immer unwahrscheinlicher wird). Zudem würde wohl eine größere Gelassenheit in so manches Bühnenstück des Alltags Einzug halten, wenn man sich vor Augen führte, wo die eigentlichen Probleme liegen, und zusätzlich eine glaubwürdige Erzählung darüber gewänne, was die abstrakten Ursachen hinter so vielen gesellschaftlichen Pathologien sind

2

[…] Berliner Zeitung: "Aber das sind doch zwei unterschiedliche Dinge: Zum einen die Sparprogramme der Regierungen. Zum anderen Maßnahmen zur Lohnsenkung, die ein Land wieder wettbewerbsfähig machen sollen?" Hans-Werner Sinn: "Das ist dasselbe: Die Sparprogramme führen zu Wirtschaftsflaute und Arbeitslosigkeit. Damit sinken die Löhne und das Preisniveau, und die Wettbewerbsfähigkeit wird wieder hergestellt. Das geht im Euro nur durch ein Tal der Tränen." [...], Quelle: Berliner Zeitung, 23.11.2012.

3

"Another politically risky measure would be to reduce the number (or amount) of grants paid to secondary school and university students. Even though this measure has no negative social effect if the government maintains all types of aid for the children of poor families, the risk involved is considerable, because the group affected is politically conscious, easy to mobilise, supported by the media and, in principle, close to the opposition. It is therefore preferable to proceed with caution, for example by freezing the nominal amount of the grants despite inflation, or introducing additional administrative constraints."

4

Diese spezielle Maßnahme hat wiederum den Zusatzvorteil, dass Inflation als Entreicherung selbst bei der überwiegenden Mehrheit derjenigen erlebt wird, die kein relevantes Finanzvermögen besitzen, so dass der Ruf nach "Preisstabilität" eine Fixierung auf Hartwährungspolitik ermöglicht, die die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit dauerhaft verhindert.

5

So sind Dinge wie die feudale Selbstgefälligkeit von Konzernen (die ganze Bevölkerungen plündern oder ihre misslungenen Geschäfte aus der Gemeinschaftskasse finanzieren lassen), die Hybris lobbyverfilzter Politiker, die Beseitigung von Dissidenten (ob es sich nun um einzelne Personen oder ganze Regierungen handelt), die imperiale Kriegstreiberei, Massenmord und Folter usw. usf., die in ihrer Summe Ausdruck von struktureller Menschenverachtung in den obersten Machtetagen besonders auch der "westlichen Welt" sind, zu einem gewissen Grad sogar Thema der Mainstreampresse.

6

In Deutschland gibt so etwa die neoliberale Bertelsmann-Stiftung als einer der großen Thinktanks Strategiepapiere wie "Die Kunst des Reformierens" heraus, die Analysen zur Durchsetzung von Reformen an den großen gesellschaftlichen Gegeninteressen vorbei liefern. So wird als erfahrungsbasierte Empfehlung etwa resümiert: "Policy-Designs, die gezielt die Schwächung der internen Kohärenz von potenziellen Vetospielern bzw. von starken Interessengruppen anpeilen, begünstigen Reformen. In Schweden wurden beispielsweise bei den berufsständisch organisierten Gewerkschaften bestimmte Klientele aus der Reform ausgespart und andere einbezogen, was den geschlossenen Widerstand der Gewerkschaften schwächte. In der deutschen Gesundheitspolitik wurden in den letzten Reformen die Hausärzte aufgewertet, um so die Einheitlichkeit der ärztlichen Interessenvertretung zu schwächen und deren interne Kohärenz zu mindern." Siehe: Rüb, Alnor, Spor (2009). Die Kunst des Reformierens, S. 65

7

Dieser Umstand wurde von dem US-Propagandisten und damaligen Berater von Präsident Wilson, Walter Lippmann, als "Fabrizierung von Konsens" bezeichnet, bei der eine kleine Schicht von "Spezialisten" der "verwirrten Herde" der Normalbevölkerung als ihrem "Handlungsobjekt" gegenübersteht.

8

Original, siehe Bernays (1928), Propaganda, S. 9

9

Die Frage, ob überhaupt Konzepte existieren, die im Falle gesellschaftlicher Phänomene eine reine Auflistung loser Techniken und Gesellschaftszusammenhänge gegen Theorien breiter Erklärungskraft ersetzen können, soll hier nicht interessieren.

10

Dies ist freilich als Tendenz zu verstehen, doch verengt gerade der zunehmende Wettbewerb und die unternehmerische Ausrichtung der Universitäten den Fokus auf das eigene Spezialgebiet und bringt wohl eher das hervor, was man als "leistungsbewusste Mitläufer" bezeichnen kann. Die Universitäten scheinen bislang jedenfalls nicht Vorreiter eines progressiven Widerstands gegen die unverschämten Entwicklungen zu sein.

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