42. Londoner Film Festival eröffnet

Eröffnungsfilm "Little Voice" mit alten und neuen Stars

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Gestern abend wurde das 42. Londoner Filmfestival eröffnet, dessen Programm zwei spannende Wochen im Kino verspricht - zeitgerecht, um die Regenperiode zu überdauern. Während der Londoner Himmel anläßlich des Bombfire Tages von Feuerwerkssalven erhellt wurde, lief vor ausverkauftem Saal der Eröffnungsfilm "Little Voice".

Diese britische Produktion repräsentierte den Spirit, in dem das Festival vom Britischen Film Institut unter Festivalleiter Adrian Wootton modelliert wurde. Während im Gegensatz zu den früheren Filmfestivals die geographische Kategorisierung zugunsten der Bezeichnungen "Europe Cinema", "World Cinema" und "Experimenta" aufgegebe wurde, wird "New British Cinema" - eine Wortschöpfung aus der Cool Britannia Ära der frühen Labour Regierung, mit der eine staatliche Finanzspritze an die Filmindustrie Hand in Hand gegangen war - selbstbewußt als eigene Kategorie vermarktet. Damit soll wohl der Eindruck erweckt werden, daß London nicht nur europäische Metropole der Popmusik, Mode, Architektur und des multimedialen Designs, sondern auch des Films sei. Ob "New British Cinema" eine spezifische Handschrift der zahlreichen Inselproduktionen bezeichnet, oder bloß den mit Lotteriegeld finanzierten, quantitativ boomenden Output, wird sich im Laufe des Festivals zeigen. Neben Zugpferdregisseuren Hal Hartley, Ken Loach und Terry Gilliam sind jedenfalls eine Reihe britischer Filmemacher mit ihren jüngsten Produktionen vertreten.

Der Eröffnungsfilm "Little Voice" (Regie: Mark Herman) vereinigt zwei Generationen britischen Schauspielertalents. Neben Altstar Michael Caine spielen Ewan McGregor, spätestens seit Danny Boyle's "Trainspotting" auch kein unbekanntes Gesicht mehr für das internationale Kinopublikum, und Jane Horrocks (z.B. in Mike Leigh's "Life is Sweet") in den Hauptrollen. In dieser märchenhaft angehauchten Komödie verkörpert Horrocks die Figur Little Voice, ein introvertiertes Mädchen, das sich vor der dahindonnernden Mutter und dem Rest des Hafenstädtchens mit ihrer Schallplattensammlung zurückgezogen hat, die sie von ihrem sensitiven, verstorbenen Vater geerbt hat. Als der Liebhaber ihrer Mutter, der halbseidene, lokale Showbusinessagent Ray (Caine) die Gabe von Little Voice, die Hits der von ihr angehimmelten Sängerinnen wie Bassey, Dietrich, Piaf und Monroe perfekt mit deren Stimmen nachzusingen, entdeckt, sieht er seine letzte Chance als Talenteagent den großen Coup zu landen und möchte sie zu einem Star machen. Little Voice stimmt schließlich zu, ein einziges Mal aufzutreten. Dank Horrocks stimmakrobatischen Künsten wurden die meisten Aufnahmen nicht gedubbt, sondern live aufgenommen. Nachdem die Anfangsszenen des Films, die angestrengt geschauspielert wirken, überstanden sind, entwickelt sich "Little Voice" zu einem genüßlichen Unterhaltungsfilm.

Michael Caine ist auch diesjähriger Gast des "Guardian Interviews", einer der traditionellen Höhepunkte des Festivals. Die Englische Tageszeitung Guardian ist erstmals für die offizielle Webseite des Festivals verantwortlich und wird Interviews mit Michael Caine, Roberto Benigni, Willem Dafoe, Jonathan Demme und John Waters live online übertragen.

Telepolis wird von weiteren Festival-Highlights berichten