9-Euro-Tickets: Warum es klare Ziele braucht
Seite 2: Marginal weniger Autoverkehr
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Die Technische Universität München hat die Wirkung des 9-Euro-Tickets exemplarisch für die Metropolregion München untersucht. Für die Studie nutzen rund 1.000 Personen jeglichen Alters eine spezielle Handy-App, mit der Wege und Verkehrsmittel registriert werden.
Eine erste Auswertung hat demnach gezeigt, dass 35 Prozent der Teilnehmer öfter mit dem ÖPNV unterwegs sind als vor der Einführung des 9-Euro-Tickets. Rund 22 Prozent der Teilnehmer ist vorher überhaupt nicht mit Bus und Bahn unterwegs gewesen.
In München hat das Ticket zu weniger Autoverkehr geführt. Zum ersten Mal hat es demnach im Juni weniger Verkehr auf den Straßen gegeben als im Mai; es wurde ein Rückgang von drei Prozent festgestellt. Üblich ist sonst eine Zunahme von drei Prozent von Mai zu Juni. Das Ergebnis klinge "vielleicht zunächst nach einem kleinen Unterschied", betonte Studienleiter Allister Loder; doch "dass es diese Änderung im Jahreszeitraum gibt, ist außergewöhnlich".
Würde Weselskys Vorschlag umgesetzt und der Nutzen des Tickets auf Pendler begrenzt, dann könnten arme Menschen einmal mehr auf der Strecke bleiben. Denn sie müssen sich in erster Linie die Fahrten von "der Tagesstätte zur Unterkunft, von der Beratungsstelle zum Amt oder zum Arzt" leisten können, argumentiert die BAGW.
Arme Menschen werden durch 9-Euro-Ticket erheblich entlastet
Auch das wird durch eine Studie der Technischen Universität Hamburg bestätigt. Die Wissenschaftler befragten gezielt Menschen mit einem Einkommen von weniger als 900 Euro im Monat. Eine bisherige Erkenntnis: "Einkommensarme Menschen fahren kürzere Strecken und sind seltener unterwegs als Menschen mit höherem Einkommen".
Aber auch manche der diskutierten Nachfolgemodelle können sich arme Menschen kaum leisten, unter anderem ein Monatsticket für 69 Euro. Dagegen wäre das 365-Euro-Jahresticket oder das Monatsticket für 29 Euro eine Erleichterung für sie.
Im Regelsatz der Grundsicherung sind im Monat bislang 40,27 Euro für Verkehr vorgesehen. Doch die Mehrheit der Betroffenen überschreite dieses Budget fast um das Doppelte, so die Forscher. Und sie schließen daraus, dass der ÖPNV bislang viel zu teuer ist für arme Menschen.
Zwar gebe es die Möglichkeit, auch in Städten wie Hamburg billiger unterwegs zu sein. Doch "dann muss ich mich aber den Sperrzeiten und Zonengrenzen unterordnen", sagte Christoph Aberle, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehrsplanung und Logistik an der TU Hamburg.
Auch wenn das 9-Euro-Ticket arme Menschen deutlich entlastet, übt Aberle deutliche Kritik an ihm. Mit ihm werden keine strategischen Ziele verfolgt, sodass der Individualverkehr weiterhin gegenüber dem ÖPNV attraktiv bleibe. Einen Anreiz, mittelfristig den Autoschlüssel in der Schublade zu lassen, sieht Aberle nicht. "Dabei bräuchten wir so eine strategische Rahmensetzung, um unsere Klimaziele einzuhalten", betonte er.
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