9-Euro-Tickets: Warum es klare Ziele braucht
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Sollen mehr Autos von der Straße oder soll der Tagesausflug günstig werden? In der Diskussion über das beliebte Ticket und seinen potenziellen Nachfolgern sind noch zentrale Fragen offen. Aktuelle Studien liefern Hinweise.
Das 9-Euro-Ticket läuft Ende August aus, doch die Debatte um ein mögliches Folgeangebot ist im Gange. Die SPD im Bundestag drängt nun auf eine zügige Klärung.
Die aktuelle Debatte zeige, dass sich Bund und Länder zeitnah an einen Tisch setzen müssten, sagte jetzt der SPD-Fraktionsvize Detlef Müller der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Aus seiner Sicht sollte es noch im Augst eine Sonderkonferenz der Verkehrsminister geben, bei der auch darüber beraten werden solle, wie die gestiegenen Betriebskosten abgefedert werden könnten.
Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) drängt auf ein Nachfolgemodell. Die Politik und die Verkehrsverbände müssten eine dauerhaft kostengünstige und diskriminierungsfreie Mobilität für alle garantieren, erklärte die Organisation am Donnerstag in Berlin.
"Das 9-Euro-Ticket war und ist ein großer Erfolg. Ein preiswerter ÖPNV ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch sozialpolitisch dringend erforderlich", erklärte BAGW-Geschäftsführerin Werena Rosenke. Arme und wohnungslose Haushalte seien besonders auf einen preiswerten Nahverkehr angewiesen. Auch sie müssten oft weite Strecken zurücklegen, doch viele könnten sich die "normalen" Ticketpreise nicht leisten.
Die Bahngewerkschaften sprachen sich erneut gegen eine Verlängerung aus und wiederholten ihre Kritik. "Das 9-Euro-Ticket kann so nicht fortgeführt werden", sagte am Donnerstag der Vizevorsitzende der Gewerkschaft EVG, Martin Burkert. Die Belegschaft habe die Belastungsgrenze schon teilweise überschritten.
Ticket für Großstädter und Touristen
Ähnlich äußerte sich der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky. "Mit diesem Neun-Euro-Ticket, mit dem eigentlich die Pendler entlastet werden sollten, haben wir zusätzlichen Verkehr in die Eisenbahn hineingebracht, zusätzliche Reisenden-Anstürme". Das tue dem System nicht gut, weil es ohnehin schon auf Verschleiß gefahren werde.
Weselsky sprach sich zwar für ein bundesweites Nahverkehrsticket zu einem vernünftigen Preis aus. Doch dieses müsse in erster Linie Pendlern zugutekommen. Viele von ihnen seien durch das 9-Euro-Ticket abgeschreckt worden, weil seinetwegen Touristenströme zur Ostsee transportiert worden seien. Manche hätten sich deswegen sogar von der Bahn abgewandt, behauptete er.
Die Aussage, dass das 9-Euro-Ticket weniger von Pendlern als von Touristen genutzt wurde, deckt sich mit den Ergebnissen einer Studie der Universität Kassel. Von den über 2.300 befragten Personen gaben rund 80 Prozent an, das Ticket für Tagesausflüge nutzen zu wollen. Besuche bei Verwandten, Freunden und Bekannten gaben demnach 60 Prozent an. Für Urlaube oder touristische Kurzreisen wollten es 55 Prozent nutzen.
Die Studie zeigte zudem, dass das 9-Euro-Ticket vorwiegend von Menschen in den großen Städten genutzt wurde. Ein entscheidendes Kriterium für die Nutzung des Tickets sei "die Bewertung des ÖPNV-Angebots". Je größer die Stadt, desto besser ist der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und desto höher die Nachfrage nach dem Ticket.
In Städten mit über 100.000 gaben 89 Prozent der Befragten an, sich das Ticket gekauft zu haben oder es kaufen zu wollen. In Städten mit bis zu 5.000 Einwohner waren es nur noch 75 Prozent. Und wo kaum öffentlicher Nahverkehr vorhanden ist, wollten sich nur 53 Prozent der Befragten das Ticket kaufen.
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