Ab August: China schränkt Transparenz bei Börsendaten ein

Chinas Flagge vor stilisierten Börsendaten

China hat neue Wirtschaftsmaßnahmen beschlossen

(Bild: FOTOGRIN/Shutterstock.com)

Ausländische Geldflüsse werden verschleiert. Vertrauen lokaler Anleger soll wiederhergestellt werden. Politbüro fasst neue Beschlüsse zur Stärkung der Wirtschaft.

Die Volksrepublik China hat einen weiteren Schritt unternommen, Informationen über die Zu- und Abflüsse ausländischer Gelder in den schwächelnden chinesischen Aktienmarkt zu verschleiern. Wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, werden die chinesischen Börsen ab dem 18. August keine täglichen Flussdaten mehr veröffentlichen. Die Entscheidung wurde bereits im April angedeutet und nun konkretisiert.

Schrittweise Einstellung

Bereits im Mai hatte China die Veröffentlichung von Intraday-Flussdaten für Handelsverbindungen mit Hongkong eingestellt. Ab dem angekündigten Stichtag werden Anleger dann auch nicht mehr die Möglichkeit haben, die Nettoströme am Ende eines jeden Handelstages zu berechnen.

Ab diesem Datum werden die Börsen nur noch die Gesamtumsätze und die Anzahl der getätigten Aktien- und börsengehandelten Fonds (ETFs) über die Hongkong-Verbindungen sowie den Umsatz der zehn aktivsten Wertpapiere täglich veröffentlichen.

Ab August werden die kombinierten Daten zu den so genannten Northbound-Flüssen in einzelne Aktien nur noch vierteljährlich zur Verfügung stehen, wie die Börsen weiter mitteilten. Die Daten zu den Beständen globaler Investoren in einzelnen Aktien werden jeweils am fünften Handelstag eines Quartals auf Basis des Abschlusses der Vorperiode veröffentlicht.

Vertrauen lokaler Anleger soll wiederhergestellt werden

Der jüngste Rückzug von der Offenlegung erfolgt im Zuge der Versuche chinesischer politischer Entscheidungsträger, das bröckelnde Vertrauen lokaler Anleger zu stärken, das durch den Abfluss globaler Gelder belastet wurde. Ausländische Vermögensverwalter verkauften von Anfang Juli bis zum vergangenen Freitag etwa 30 Milliarden Yuan (3,8 Milliarden Euro) an Festlandaktien, was den größten monatlichen Abfluss seit Oktober darstellt.

Obwohl die täglichen Daten bald nicht mehr zur Verfügung stehen, können Anleger die Entwicklung der Kapitalströme in chinesische Aktien weiterhin anhand der vierteljährlichen Berichte der Zentralbank über die von ausländischen Institutionen gehaltenen Finanzanlagen beurteilen.

Allerdings unterliegen diese Daten einer Verzögerung von mindestens einem Monat und waren in der Vergangenheit anfällig für intransparente Verzögerungen.

Echtzeit-Handelsdaten für Geldflüsse vom chinesischen Festland nach Hongkong (so genannte Southbound-Daten) werden auch nach dem Stichtag im August verfügbar sein, wie ein Sprecher von Hongkong Exchanges & Clearing Ltd. gegenüber Bloomberg mitteilte.

Politbüro beschließt neue Wirtschaftsmaßnahmen

Indes hat das Politbüro der regierenden Kommunistischen Partei in China am gestrigen Dienstag eine stärkere Unterstützung der Realwirtschaft signalisiert. Das höchste Entscheidungsgremium des Landes betonte die Notwendigkeit, "die makroökonomische Politik zu stärken und das Vertrauen der Märkte zu stabilisieren", um das Wirtschaftswachstumsziel für das laufende Jahr zu erreichen, berichtet die South China Morning Post.

Das 24-köpfige Gremium signalisierte mehr Unterstützung für aufstrebende Branchen und versprach, die Binnennachfrage anzukurbeln.

Um das Vertrauen der Investoren zu stärken, plant die Regierung den verstärkten Ankauf von Wohnungen, die als bezahlbarer Wohnraum genutzt werden sollen. Dies könnte dazu beitragen, das Überangebot an Wohnungen abzubauen.

Darüber hinaus wurde auf der Sitzung zu mehr "Selbstdisziplin" in der Industrie aufgerufen, insbesondere im Hinblick auf den zunehmenden Wettbewerb zwischen lokalen Unternehmen in bestimmten Sektoren, beispielsweise im Bereich der Elektrofahrzeuge. "Bösartiger Wettbewerb" müsse dabei um jeden Preis vermieden werden.

Das Land werde "unermüdliche Anstrengungen unternehmen", um das Wirtschaftswachstum bei rund 5 Prozent zu halten, sagten die Staats- und Regierungschefs bei der Sitzung. Jüngsten offiziellen Daten zu Folge hat sich die Dynamik bei der Erholung im zweiten Quartal verlangsamt.