Abschluss COP28: Wie die USA mit dem Finger auf China zeigen
Seite 2: Methanemissionen und andere Wahrheiten
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Doch passiert ist herzlich wenig, außer dass in Osteuropa infolge des Auseinanderfallens des Ostblocks und der damit verbundenen Wirtschaftskrise die Emissionen stark schrumpften. Die USA vertraten auf den seit 1995 stattfindenden jährlichen UN-Klimakonferenzen die Ansicht, dass die entsprechende Formulierung in der Konvention (Artikel 4 2.(b)) nicht bindend sei, und die anderen Industrieländer schlossen sich dieser Lesart nur allzu gerne an.
Im Ergebnis stiegen die CO2-Emissionen in den USA bis zum Jahre 2005 weiter. Erst als der Boom der Frackinggas-Industrie die alten Kohlekraftwerke zu verdrängen begann, ging auch der CO2-Ausstoß zurück.
Allerdings entweicht durch das Fracking viel Methan in die Atmosphäre. Das ist dort zwar nach etwas mehr als zwölf Jahren schon zur Hälfte abgebaut – ganz anders als CO2, das über viele Jahrhunderte in der Atmosphäre verbleibt –, aber ein einzelnes Methan-Molekül ist wesentlich wirksamer als sein CO2-Gegenstück.
Umgerechnet auf 100 Jahre beträgt der Faktor 25, bezogen auf 20 Jahre sogar 72, schreibt das UBA.
Im vergangenen Jahr berichtete The New Scientist von einer Studie, die mittels Satellitendaten errechnet hatte, dass in den US-Bundesstaaten Texas und New Mexico 3,5 bis 3,7 Prozent des Gases bei der Förderung in die Atmosphäre entweicht.
Werden diese Verluste berücksichtigt, dann ist das Verbrennen von Frackinggas deutlich schlimmer für das Klima, als das von Kohle. Selbst wenn man bedenkt, dass die US-Kraftwerke besonders veraltet sind.
Diese haben nach Angaben des US-Energieministeriums nur einen durchschnittlichen Wirkungsgrad von 33 Prozent. In China müssen Kohlekraftwerke hingegen, wenn sie ihre Betriebserlaubnis nicht verlieren wollen, je nach Größe einen Wirkungsgrad von 39,6 bis 40,9 Prozent haben, und die neuen Anlagen, über deren Bau sich Turk beschwert, sind noch ein bisschen besser.
China, dessen Pro-Kopf-Emissionen immer noch weit unter denen der USA liegen, setzt die Kohle also viel effizienter ein. Aber natürlich kann man sich über den Bau neuer Kohlekraftwerke Sorgen machen. Dabei ist jedoch die Frage letztlich, in welchem Umfang die neuen Anlagen in Zukunft überhaupt genutzt werden können, wenn Solar- und Windstrom der Vorrang gegeben wird.
Schon 2021 hatten Kohlekraftwerke in China nur eine durchschnittliche Auslastung von 4448 Stunden. Ein gewöhnliches Jahr hat 8760 Stunden, sie standen also die Hälfte der Zeit still.
Und in Zukunft wird das vermutlich noch öfter vorkommen, denn China baut Solar- und Windenergie in einem nie zuvor gesehenen Tempo aus und konnte zugleich durch den Ausbau der Netze deren Ausnutzung optimieren.
Vermutlich werden die neuen Kraftwerke in Zukunft daher nur noch rentabel wirtschaften können, wenn ihnen, wie geplant, ein zusätzlicher Bonus dafür gezahlt wird, dass sie gegebenenfalls als Lückenbüßer einspringen können. Die Absicherung gegen Versorgungslücken scheint denn auch das Hauptmotiv für die neuen Kraftwerke zu sein.
Aber wie ihr Einsatz und damit die Emissionen ausfallen, wird letztlich davon abhängen, ob das hohe Tempo des Solar- und Windenergieausbaus beibehalten wird, wie es einige Beobachter vorhersagen.