Ägypten geht gegen Hooligans vor
Fünf Mitglieder eines gewalttätigen Fußballfanclubs sollen den Sturz des Staatspräsidenten geplant haben
Die ägyptische Regierung geht nicht nur gegen die vor eineinhalb Jahren verbotenen Moslembrüder vor, sondern auch gegen Hooligans: Seit Anfang der Woche verhören die Behörden in Kairo fünf mutmaßliche Mitglieder des für Gewalttätigkeit bekannten el-Zamalek-Fanclubs Ultras White Knights (UWK). Sayed A., Seif K., Mahmoud el-D., Abdallah G. und Anas T. wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Ziel der Vereinigung soll nicht nur die Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, sondern auch der Sturz des Staatspräsidenten Abd al-Fattah as-Sisi gewesen sein.
Am Sonntag hatten Ultras White Knights zusammen mit den eigentlich mit ihnen verfeindeten Ultras Nahdawy (die den Fußballverein al-Ahly verehren) gemeinsam auf dem Tahrir-Platz randaliert. Auch in den Wochen davor war es immer wieder zu ungenehmigten Zusammenrottungen gekommen, die von der Polizei aufgelöst wurden.
Einem UWK-Mitgründer zufolge, der sich inzwischen von der Szene distanziert, geht die Gewalt auf diesen Versammlungen von einer neuen Generation von jungen Hooligans aus, die von den älteren nicht mehr kontrollieren lassen. Einigen gehe es vor allem um "Action" und um Erlebnisse. Andere, die aus Hauptstadtvierteln wie Matareya stammen (in denen der abgesetzte Moslembruder-Präsident Mursi seine Hochburgen hatte) stilisieren sich bei Krawallen als Bluträcher ihrer Verwandten, die inhaftiert bei politischen Auseinandersetzungen getötet wurden.
Falls die fünf UWK-Hooligans tatsächlich den Sturz des Präsidenten geplant, haben sollten, wäre das zwar bemerkenswert, aber in der Geschichte nicht ganz ohne Beispiel: Am 27. November 602 gelang organisierten Sportfans im später in Istanbul umbenannten Byzanz nämlich tatsächlich ein Umsturz: Sie köpften nicht nur den Kaiser Maurikios, sondern auch dessen drei Söhne. 70 Jahre vorher hätte der von diesen Stadionparteien getragene Nika-Aufstand fast zum Sturz des Kaisers Justinian geführt.
Die byzantinischen Stadionparteien waren in mehrerlei Hinsicht eine Art spätantike Äquivalente zu den heutigen Fußball-Fanclubs: Diese factiones unterstützten jeweils einen der verschiedenen Wagenrennställe, die sich durch die Farben Grün, Blau, Rot und Weiß unterschieden - wobei die Grünen und die Blauen die beiden eindeutig wichtigeren Teams waren. Zeitweise fungierten die Weißen als fester Bündnispartner der Blauen und die Roten als derjenige der Grünen. Und außer während der Aufstände waren die Anhänger der Grünen und der Blauen, die ihre Schwerpunkte in verschiedenen Stadtteilen hatten, so verfeindet, dass es immer wieder zu schweren körperlichen Auseinandersetzungen und massiven Zerstörungen kam.
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