Ägypten unterstützt Griechenland und Zypern gegen die Türkei
Streit um Öl- und Gasvorkommen im Mittelmeer
Dem Egypt Independent zufolge wollen Griechenland, Zypern und Ägypten gemeinsam verhindern, dass die Türkei Gasvorkommen in umstrittenen Mittelmeerregionen erkundet und ausbeutet (vgl. Gasfunde im östlichen Mittelmeer - der "dritte Korridor"?). Dazu soll es eine nicht näher beschriebene "Blockade" geben.
Im April unterzeichneten Vertreter dieser drei Länder in der zyprischen Hauptstadt eine Erklärung, die einer Wiedervereinigung der Insel und ein Ende der seit 1974 andauernden türkischen Besatzung des Nordteils fordert. Derzeit sind etwa 35.000 türkische Soldaten im Nordteil der Insel stationiert, in dem weniger als 300.000 Zivilisten leben. Vermutete Öl- und Gasvorkommen im Mittelmeer werden in dieser Erklärung als mögliche Katalysatoren für eine Kooperation auf regionaler Ebene genannt.
Fünf Monate vorher hatten die drei Länder in der ägyptischen Hauptstadt Kairo eine Übereinkunft zu den Seegrenzen zwischen Griechenland und der Türkei und Griechenland und Zypern geschlossen. Darin wird die bis 1915 zum Osmanischen Reich und bis 1943 zu Italien gehörige griechische Insel Kastelorizo Griechenland zugerechnet. Die Türkei erhebt Ansprüche auf Kastelorizo, weshalb Griechenland die knapp 400 Bewohner der Insel in den letzten Jahrzehnten massiv subventionierte, damit sie dort blieben. Zum Symbol dafür wurde eine Schäferin auf der winzigen Nachbarinsel Ro, die bis zu ihrem Tod 1982 jeden Tag die griechische Flagge in Sichtweite der türkischen Festlandsküste hisste.
Dass der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi sich mit der Allianz mit Griechenland und Zypern gegen die Türkei stellt, könnte auch mit den derzeitigen Regierungen in Kairo und Ankara zu tun haben: In Ankara regiert seit 2002 die moderat-islamistische Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP). Ihr wird immer wieder vorgeworfen, in anderen Ländern wie Syrien für Instabilität zu sorgen, indem sie dort islamistische Gruppen unterstützt, auch wenn diese deutlich radikaler sind als der Nachfolger der 1998 verbotenen Refah- und der 2001 verbotenen Fazilet-Partei.
In Ägypten regiert dagegen mit Abd al-Fattah as-Sisi seit 2013 ein Präsident, der dem Säkularismus zugerechnet wird. Er kam durch das Militär an sein Amt, das den 2012 gewählten Islamisten Mohammed Mursi stürzte und die islamistischen Moslembrüder verbot, die ihn installiert hatten. Diese agieren seitdem im Untergrund und verüben immer wieder Terroranschläge. Im Sinai hat sich die noch radikalere Terrorgruppe Ansar Bait al-Maqdis im November 2014 dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen. Sie schmuggelte am 31. Oktober 2015 eine Bombe an Bord eines russischen Touristenflugzeugs, die 224 Menschen in den Tod riss. Einen Monat darauf starben bei zwei IS-Anschlägen auf ein Hotel in der Sinaistadt al-Arisch mindestens zehn Menschen, sieben weitere wurden verletzt.
In Zypern könnte im nächsten Jahr erneut eine Volksabstimmung über eine Wiedervereinigung mit dem Südteil abgehalten werden. So ein Referendum fand 2004 schon einmal statt. Damals entschieden sich die Zyprer im Norden mehrheitlich dafür und im Süden dagegen. Neben Entschädigungen für vertriebene und enteignete griechischsprachige Zyprer, die vor 1974 im Norden lebten, ist vor allem die Frage umstritten, welchen Status die zahlreichen Siedler vom türkischen Festland haben sollen, die in den letzten 40 Jahren in das Gebiet gelockt wurden.
Die Erdgasreserven rund um Zypern werden von Optimisten auf einen Wert von bis zu 300 Milliarden Euro geschätzt. Auch Ägypten hofft auf Funde: Die Egyptian Natural Gas Holding Company (EGAS) hat dazu für 15 Areale Prospektionslizenzen an BP, Petroceltic International, Edison, Sea Dragon, Dana Gas und Pura Vida Energy vergeben. Mehrere davon befinden sich im Herodotus-Basin, das südwestlich von Zypern und nördlich des Nildeltas liegt.
Weiter nördlich behindert der Grenzstreit zwischen Griechenland und der Türkei die Öl- und Gasförderung im nordägäischen Schelf, wo Ende der 1980er Jahre fast 13 Prozent des griechischen Ölbedarfs gedeckt wurde. Inzwischen sind die in den 1970er Jahren entdeckten Quellen jedoch weitgehend erschöpft. Die Ausbeutung neuer großer Vorkommen östlich von Thasos scheitert bislang daran, dass ein Teil davon zwar auf dem griechischen Festlandsockel, aber außerhalb der griechischen Seegrenzen lagert.
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