Afrika: Wege aus der Hungersnot

Seite 2: "Klimasmarte" Landwirtschaft in Kenia

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Vor allem aber muss die Landwirtschaft resilienter gegenüber dem Klimawandel werden. Moderne, an lokale Bedingungen angepasste Methoden wie Sustainable Intensification (SI = ökologische Intensivierung) sowie Conservation Agriculture - minimale pfluglose Bodenbearbeitung mit permanenter Bodenbedeckung und Fruchtfolgen bieten den Bauern Hilfestellung.

So entwickelte die FAO im Jahr 2010 das Konzept der so genannten "Klimasmarten Landwirtschaft" (climate smart agriculture = CSA) mit dem Ziel, Produktivität und Einkommen der Bauern nachhaltig zu steigern.

Ein komplexes Gefüge aus lokal angepassten Praktiken und landwirtschaftlichen Techniken soll zur Resilienzbildung beitragen und damit die Lebensbedingungen der Landbevölkerung verbessern. Gleichzeitig sollen Treibhausgase reduziert werden. Sieben Jahre später untersuchten Experten am Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE) der Humboldt-Universität Berlin, wie erfolgreich die Methode in Kenia umgesetzt wird.

Mehr als 60 Prozent der kenianischen Bevölkerung arbeiten als Kleinbauern. Immer häufiger treten extreme Hitzewellen, Dürren und Überflutungen auf. Die Anbauperioden und -regionen verschieben sich. Besonders schnell verändert sich das Klima im Hochland von Westkenia am nahegelegenen Viktoriasee, wo hauptsächlich Mais, Sorghum, Hirse und Tee kultiviert werden. Doch auch die Anwendung klimasmarter Techniken bieten keine absolute Sicherheit dafür, dass die Farmen ausreichend gegenüber den Klimaveränderungen gewappnet sind, vor allem dann nicht, wenn die Treibhausgase nicht effizient reduziert würden.

Die Autoren diskutieren daher Bezahlsysteme für die Kohlenstoffspeicherung wie die Anreicherung organischer Substanz im Boden oder Baumkulturen. Ohne die Kooperation mit den Behörden und geschulten Beratern allerdings werden die Kleinbauern die Herausforderungen kaum alleine stemmen.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung mit Bienen

Eine andere Möglichkeit, Einkommen zu generieren, ist die Imkerei. In Simbabwe, wo 40 Prozent des Landes von Wald bedeckt sind, ist dank der Bienen sogar der Raubbau am Wald eingedämmt worden.

Rund 330.000 Hektar gehen hier jährlich durch Landwirtschaft, Zersiedlung und dem Sammeln von Brennholz verloren. Bis vor Kurzem fällten Landbewohner wahllos Bäume - bis einige Imker der Dzimaihwe Community-Based Organization (CBO) anfingen, im Wald Bienenstöcke zu installieren.

Sobald die Holzfäller die Bäume berühren, müssen sie mit angriffslustigen Bienen rechnen. So wird Honig zum Verkauf produziert und gleichzeitig die Entwaldung gestoppt. Im Land gibt es rund 17.000 Imker. Einer von ihnen ist Mike Mbedzi, der von seinem Honig-Verkauf inzwischen gut leben kann. Um ihn weiter beernten zu können, muss er seinen Wald allerdings vor plündernden Wilderern schützen.

Auch in Äthiopien hat die Imkerei eine lange Tradition. Für die Honigproduktion werden Bienenkolonien und -futter sowie Bienenstöcke benötigt. Die Produktion basiert vor allem auf traditionellen Methoden. Darüber hinaus gibt es viel ungenutzte Potentiale, glauben Experten am Seminar für Ländliche Entwicklun an der Humboldt Universität Berlin.

In einer Studie von 2017 zeigen sie Lösungsansätze für ein verbessertes Bienenhaltungsmanagement in der Arsi-Zone auf. Gleichzeitig untersuchen sie die Frage, wie Frauen und landlose Jugendliche mit einer eigenen Imkerei für ihren Lebensunterhalt sorgen können.

Selbstversorgung mit Hausgärten

Unterschiedliche afrikanische Klimazonen bringen eine Fülle an Obst-, Getreide- und Gemüsesorten und diverse Nutztierrassen hervor. Über jahrhundertelange Selektion haben sich lokale Kulturpflanzen bestens an Klima und Terrain angepasst. Hier setzt die internationale Bewegung Slow Food an: Jeder Mensch soll Zugang zu Nahrung haben und gleichzeitig lokale Esskulturen gefördert sowie Biodiversität bewahrt werden. In insgesamt 10.000 Slow-Food-Nutzgärten erlernen Kinder in afrikanischen Schulen und Gemeinden den Anbau vielfältigster Kulturen.

Die Gärten sind klein, überschaubar und miteinander vernetzt. In ihnen gedeihen robuste Gemüsesorten, Heil- und Würzkräutern, aber auch Bananen, Mangos und Zitrusfrüchte - ganz ohne künstliche Dünger oder Pestizide. Gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten werden nur spezielle Kräuter, Blüten oder Asche eingesetzt. Zwecks Bewässerung wird Regenwasser in Becken und Tanks gesammelt.

Mit der Vermehrung von Saatgut und dem Anbau von eigenem Gemüse wird das Vertrauen der Menschen in eigene Fähigkeiten gestärkt. Benachbarte Gärten tauschen Saatgut miteinander aus. Und durch die Selektierung passen sich die Pflanzen von Jahr zu Jahr besser an die lokalen Bedingungen an.

Auf diese Weise kommen auch traditionelle Erzeugnisse, die ansonsten einer wachsenden Standardisierung des Essens weichen müssten, wieder auf den Speiseplan. Die Gartenidee wächst weiter. So sind 2.700 weitere Gärten in insgesamt 44 Ländern geplant.