Afrika: Wege aus der Hungersnot
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Afrikanische Kleinbauern arbeiten meist von Hand und ohne Chemikalien - allerdings auch ohne Zertifizierung. Der zertifizierte Ökolandbau nach westlichen Standards liegt in Afrika etwa bei ca. 0,1 Prozent und beschränkt sich im Prinzip auf Exportprodukte.
Für die Kleinbauern hat dies den Nachteil, dass sie keine höheren Preise für ihre Produkte verlangen können. Bei der Vermarktung im Inland hat es den Vorteil, dass kein Nischenmarkt für Reiche entsteht. Ökologisch gewirtschaftet wird aus Überzeugung, im Rahmen von Entwicklungsprojekten oder eigener Subsistenzwirtschaft. Ein zusätzliches Argument ist, dass in tropischen Ländern die Ertragsunterschiede zwischen konventionellem und ökologischen Landbau nur gering ausfallen oder kaum vorhanden sind.
Ein Pionier des Ökolandbaus in Afrika ist zweifellos die Kooperative SEKKEM in Ägypten. Im Jahr 1977 startete die Initiative mit nur wenigen Bauern, die in biodynamischen Anbaumethoden geschult wurden, mit 70 Hektar Wüste, die man in fruchtbares Ackerland verwandelte. Mittlerweile bewirtschaften rund 300 Kleinbauern mehr als 2500 Hektar Land.
Entlang einer transparenten Wertschöpfungskette werden Futterpflanzen, Gemüse, Getreide, Obst, Gewürze, Heilpflanzen und Baumwolle produziert, verarbeitet und im In- und Ausland vermarktet. Im Rahmen des Greening the Desert-Projektes sollen in diesem Jahr weitere 60 Hektar Wüstenboden urbar gemacht und auf kompostiertem Wüstenboden Pfefferminze angebaut und ressourcenschonend bewässert werden.
Der Anteil des Ökolandbaus an der weltweiten Agrarfläche liegt bisher bei ein bis zwei Prozent. Laut aktuellen Zahlen des UN International Resource Panel von 2018 ist die konventionelle Landwirtschaft für viele Umweltschäden verantwortlich, unter anderem für 60 Prozent des Verlustes an Artenvielfalt sowie für 24 Prozent der Treibhausgas-Emissionen.
Vor dem Hintergrund der weltweit wachsenden Bodendegradierung werden ökologische Methoden immer interessanter, erklärt Hartwig de Haen, ehemaliger Funktionär der FAO auf dem 3. World Organic Forum im März 2019, wie die internationale Zeitschrift E & Z (Entwicklung und Zusammenarbeit) in der Ausgabe vom April 2019 berichtet.
In vielen (so genannten) Entwicklungsländern gebe es noch ungenutztes Ertragspotential. Diesen Anteil könne man auf 20 Prozent steigern, ohne mehr Land nutzen zu müssen, glaubt der emeritierte Professor für Agrarökonomie der Uni Göttingen.
Im Gegenzug dazu müssen sich allerdings Ernteverluste und Lebensmittelverschwendung um 25 Prozent reduzieren. Weltweit werden derzeit 33 Prozent des Ackerlands für den Anbau von Tierfutter genutzt. Diese Futteranbauflächen müssen sich halbieren.
10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ernähren
Gleichzeitig sollten Konsumenten der westlichen Industrieländer ihre fleischlastige Nahrung durch pflanzliche Kost ersetzen. Unter den genannten Voraussetzungen ließen sich 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ernähren, genauer gesagt über eine Mischform aus verbesserten konventionellen und biologischen Anbaumethoden.
Hartmut Vogtmann, einstiger Begründer des Lehrstuhls für Ökolandbau an der Universität Kassel, kritisiert darüber hinaus, dass die Bauern weltweit immer abhängiger von industriell hergestellten Düngern und Pestiziden werden. Konventionelle Lebensmittel seien nur deshalb so billig, weil versteckte Kosten wie Umweltzerstörung, Verlust an Biodiversität und geringe Löhne nicht eingerechnet würden.
Zu einem ähnlichen Schluss kommt eine Studie an der Heliopolis University for Sustainable Development aus dem Jahr 2016. Die Autoren vergleichen den Öko- und konventionellen Landbau in Ägypten miteinander. Unter anderem bewerten sie externe Kosten der Umweltauswirkungen von Lebensmittelverschwendung.
Zwar sei der direkte Produktionsaufwand beim Ökolandbau etwas höher, heißt es, gleichzeitig sinken die Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden. Ökologische Methoden verbessern Bodenstruktur und Wasserqualität und erhöhen Biodiversität und Erträge, während sich die Gesamtkosten pro Tonne Ertrag verringern. Das macht den Ökolandbau in der Summe rentabler als eine Landbewirtschaftung mit hohem Einsatz von Pestiziden und Mineraldüngern.