Afrin: Der türkische Vormarsch stockt

Seite 2: Damaskus und die Kurden - eine Annäherung?

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Erdogan selbst spricht, wenn es einmal nicht hauptsächlich um die Säuberungsaktionen gegen "PKK-YPG-PYD-Terroristen" geht, davon, dass nach der Säuberung Menschen in das Gebiet in Nordsyrien zurückkehren sollen.

"Wir wollen hier einen Platz schaffen, an dem die wahren Besitzer leben können". Die Operation in Afrin soll die Rückkehr von 3,5 Millionen Syrern, die derzeit in der Türkei untergebracht sind, ermöglichen, zitiert Hurriyet den türkischen Präsidenten. Ein Umsiedlungsprogramm also und die türkische Regierung bestimmt, wer in Nordsyrien wohnen darf und wer nicht? Und Damaskus in der Rolle des Zuschauers?

Bislang ist nicht bekannt, wie sich die Regierung in der syrischen Hauptstadt konkret zum Hilferuf von Othman al-Sheikh Issa stellt. Dieser hatte im Namen der kurdischen Verwaltung in Afrin Damaskus darum gebeten, dass sich die syrische Regierung und die Armee eindeutig gegen die Luftangriffe aus der Türkei stellen und Afrin, das eindeutig zum syrischen Territorium gehöre, schütze.

Dem gingen laut Insiderberichten schon vor Beginn der türkischen Operation Verhandlungen zwischen kurdischen Vertretern und syrischen Regierungsmitgliedern voran, bei denen keine Einigung erzielt wurden, da die Kurden nur eine kleine Präsenz der syrischen Armee wollten, währenddessen die syrische Regierung ihre Hoheitsrechte in dem Gebiet, die ihr laut Verfassung auch zustehen, voll umfänglich in Anspruch nehmen wollte.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die Verhandlungen über die Regelungen zwischen den syrischen Kurden und der Regierung in Damaskus noch Monate hinziehen. Dass die syrische Regierung eindeutige Signale der Unterstützung der syrischen Kurden gegenüber den Dschihadisten-Milizen der Türkei gegeben hat, zeigt sich laut Informationen des Journalisten Elijah J. Magnier in Instruktionen zur Bewegungsfreiheit der kurdischen Kräfte und im Gewährenlassen von Waffenlieferungen durch Linien unter Kontrolle der syrischen Armee.

Auch Magnier konstatiert, dass die türkische Streitkräfte mit ihren Verbündeten bislang keinen großen Vormarsch-Erfolg erzielten, aber den Kurden zuletzt schwere Verluste zufügten.

Geht es nach Berichten der kurdischen ANF-News, so gibt es heftige Auseinandersetzungen zwischen den YPG und den türkischen Militärs, die darauf deuten, dass die türkische Offensive kein leichtes Spiel hat. Zu entnehmen ist auch, dass die Angriffe des türkischen Militärs längst nicht nur "Terroristen" gelten, sondern auch der Zivilbevölkerung.