Aktenzeichen 9/11 (un)gelöst

The WTC Conspiracy LVII - letzte Folge

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Der seit dem 13. September 2001 in dieser Kolumne untersuchte Verdacht, dass es sich bei den Anschlägen auf das WTC und das Pentagon nicht um die Tat eines isolierten islamistischen Terrorkommandos handelte, sondern um einen von staatlichen Geheimdiensten organisierten Plot, hat mittlerweile eine offizielle Bestätigung erfahren. Über die Details allerdings wird die Öffentlichkeit im Dunkeln gehalten, zumindest für die kommenden 20 -30 Jahre.

Am 11. Dezember interviewte der öffentliche Kabelsender PBS in seiner Newshour zwei Senatoren, den Republikaner Richard Shelby und den Demokraten Bob Graham, die an der Kongressuntersuchung über Geheimdienstfehler im Zusammenhang mit 9-11 beteiligt waren. Auf die Frage, ob in dem Bericht dieser Untersuchung Elemente enthalten seien, die der Bevölkerung bekannt sein sollten, aber geheimgehalten werden, antwortete Senator Bob Graham:

"Ja, um auf Ihre Frage zurückzukommen, was die größte Überraschung war: Ich stimme mit Senator Shelby überein, dass der Grad der Nicht-Kommunikation der Dienste sicher eine Überraschung war - aber ebenso war ich von den Beweisen überrascht, dass fremde Regierungen daran beteiligt waren, zumindest einigen der Terroristen ihre Aktivitäten in den USA zu ermöglichen.
Ich bin erstaunt, dass wir keine bessere Arbeit dabei geleistet haben, das zu verfolgen, um zu ermitteln, ob andere Terroristen ähnliche Unterstützung bekommen haben und, noch wichtiger, ob die Terroristen unterstützende Infrastruktur dieser fremden Regierungen noch für die aktuelle Generation von Terroristen existiert, die hier die nächsten Anschläge planen.
Für mich ist das ein extrem wichtiges Thema, und das Meiste dieser Information ist geheim, ich denke zu geheim. Ich glaube, die amerikanischen Bürger sollten das Ausmaß der Herausforderung kennen, der wir im Zusammenhang mit der Beteiligung fremder Regierungen gegenüberstehen. Das würde die Regierung zum Handeln motivieren."

PBS: Bedeutet das, dass Sie überzeugt sind, dass ein Staats-Sponsor hinter 9/11 steht?

GRAHAM: Ich denke, dass es sehr überzeugende Beweise gibt, dass zumindest einige der Terroristen von einer fremden Regierung unterstützt wurden, nicht nur bei der Finanzierung, obwohl das ein Teil war; und dass wir unserer Pflicht nicht nachgekommen sind, das zu weiter verfolgen, an der Sache dran zu bleiben oder Beweise dafür zu finden, dass es nicht wahr ist und wir nach anderen Ursachen dafür suchen können, warum die Terroristen in der Lage waren, innerhalb der USA so effektiv zu funktionieren.

PBS: Denken Sie, dass das jemals öffentlich werden wird? Über welche Länder reden Sie?

GRAHAM: Es wird öffentlich werden zu einem bestimmtem Zeitpunkt, wenn es den Archiven übergeben wird, aber das ist in 20 bis 30 Jahren. Doch wir brauchen diese Informationen jetzt, denn sie sind relevant für die Bedrohung, denen die Menschen der USA heute gegenüberstehen.

Wir können damit die Hintermänner, die die Anschläge des 11.9. ermöglichten, zwar noch nicht namhaft machen, doch ihren Hintergrund einigermaßen deutlich umreißen: US-Geheimdienste, die "nicht kommunizierten", d.h. die heimlich ihr (Anti)-Terror Süppchen kochten, sowie "foreign gorvernments", die ihre Süppchen von "islamistischen" Tätern auf amerikanischem Boden kochen ließen - und außer den Finanzen auch noch andere wichtige Hilfestellung leisteten.

Somit bewegen wir uns nicht mehr auf der Ebene einer Verschwörungstheorie, sondern auf der einer (zumindest teilweise) aufgedeckten Verschwörung, deren Beweise aber aufgrund "nationaler Sicherheit" unter Verschluss bleiben und aus demselben Grund auch nicht weiter verfolgt werden. Das Aktenzeichen 9/11 ist (un)gelöst - und der "stonewall" der nationalen Sicherheit sorgt dafür, dass es in eben jenem Zwischenzustand bleibt, der einen idealen Nährboden für Verschwörungstheorien jeder Art abgibt.

Das begrabene Skelett der Verschwörungsfakten wird daher in den kommenden 20-30 Jahren von einem Dschungel spekulativen Unkrauts überwuchert werden. So wie 1946 ff. die supergeheimen Tests der von den Deutschen erbeuteten "Anti-Schwerkraft"- und "Stealth"-Flugtechnologie (dazu: Nick Cook: The Hunt for Point Zero, Random House 2002) in der Wüste von Arizona und New Mexico von UFO-Geschichten und Alien-Mythen überwuchert wurden. Oder die Aufklärung des Kennedy-Mords durch eine von den Geheimdiensten lancierte Medienflut (widersprüchlicher) "Enthüllungen". Ganz ähnlich wird "9/11 (un)gelöst" jetzt zum Biotop für Verschwörungsspekulationen jeder Art.

Als ich unlängst im Urlaub vor mich hin döste und jemand aus der Zeitung vorlas: "Bush ernennt Henry Kissinger zum Leiter der 9/11- Untersuchung", fiel ich fast aus der Hängematte. In einem Roman oder Filmskript würde jeder Lektor diese Personalbesetzung als zu dick aufgetragen zurückweisen. Ausgerechnet Kissinger, der es als einziger Friedensnobelpreisträger geschafft hat, vom Internationalen Strafgerichtshof eine Anklage wegen Kriegsverbrechen zu erhalten (bzw. umgekehrt) - und der schon unter Nixon mit Cheney, Rumsfeld und Papa Bush die illegalen Strippen zog.

Das ist, als sei George W. bei den Zucker-Brüdern ("Die nackte Kanone") in die Drehbuchschule gegangen: Wenn schon die bisherigen Ermittlungen eine Komödie waren - und prima durchgingen -, dann jetzt die definitive Untersuchung mit dem Kommissionsleiter Kissinger als Farce. Aber all das war kein Witz, sondern ernst gemeint - und scheiterte nur an Old Henrys Geschäftsinteressen: Bei Antritt des Amts hätte er unter anderem die Nah-Ost-Klienten seiner internationalen Beratungsfirma offenlegen müssen und verlangte eine Ausnahme von diesem "Reinheitsgebot". Dies lehnte der Kongress trotz starkem Druck aus dem Weißen Haus ab, und so ist der Präsident nun auf der Suche nach einem neuen "unabhängigen" Chefermittler.

Wenn aber jetzt die Spuren und Beweise über die Hintergründe der Anschläge ins Grab des Staatsgeheimnisses wandern und Figuren wie Kissinger eingesetzt werden, um den Rest an offiziellen Bedenken zu zerstreuen - es waren halt Pleiten, Pech und Pannen, "not connecting the dots", kommt in den besten Familien vor -, wenn derart Humus, Dünger und Mist für das Wachsen von Verschwörungstheorien angehäuft wird, ist es Zeit, diese "Verschwörungstheoretischen Anmerkungen" einzustellen.

Die spielerische Tarnung unter dem Wappen "WTC-Conspiracy" hat es über ein Jahr lang ermöglicht, über Hintergründe und Zusammenhänge der Anschläge zu berichten, die "ernsthaft" in dieser Zeit kaum publizierbar waren - auch wenn sie natürlich ernst gemeint waren (und von den meisten Leserinnen und Lesern auch so verstanden wurden.) Doch jetzt unter diesem Motto weiter aktuell zu kommentieren, würde nichts anderes bedeuten als das Spiel derer zu spielen, die die Ermittlungen zum Tod Tausender von Unschuldigen verhindern und als Staatsgeheimnis versiegeln - um darauf in den nächsten 20-30 Jahren WTC-Conspiracytheories zu züchten. Deshalb hänge ich den Job des konspirologischen Reporters mit dieser Folge an den Nagel.

Statt Verschwörungen, Verschwörungstheorien und den geheimen Hintergründen des 11.9. will ich mich in nächster Zeit der konkreten Historie des Falls zuwenden und Fakten, Fakten, Fakten festhalten, das Skelett der nunmehr einbetonierten Beweise und Spuren - bevor sie von den Ausdünstungen des Medienbordells mit neuen Legendenbildungen verkleistert werden. Kein Stoff für die aktuelle Berichterstattung, doch falls mir irgendetwas Neues unterkommen sollte, werden es die Telepolis-Leser als erste erfahren. Wenn dann auch BILD und das ehemalige Nachrichtenmagazin SPIEGEL soweit sind wie der Daily Mirror wird man die "alten Geschichten" aus dieser Kolumne auch in Deutschland in jeder ganz normalen Zeitung lesen können.

"Ja aber was glauben Sie denn jetzt wirklich ?", werde ich nach Diskussionen oder Vorträgen (die nächsten am 12.1. im Schauspielhaus Düsseldorf, zusammen mit Klaus Theweleit, und am 18.1. im Tempodrom Berlin) fast jedes Mal gefragt. Ohne ein klares Bekenntnis will man den Überbringer von Nachrichten ungern vom Acker lassen. "Und kommen Sie mir nicht mit Heinz von Foerster und 'Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners'!" Na gut, dann neige ich schon der Einschätzung zu, dass ein Regime verrückter Petronazis das Weiße Haus geentert hat und 9/11 geschehen ließ (bzw. mittels eigener Geheimdienste und/oder denen befreundeter Nationen aktive Unterstützung leistete), um seine Macht mit dem "war on terror" national und international zu zementieren.

Wenn ich mich irre, wenn sich das "Kommando-Unternehmen Angst" (Noam Chomksy) nur als paranoider Alptraum entpuppen sollte ... und Usama und die 20 Räuber aus der Tora-Bora-Höhle als autonome Alleintäter, umso besser. Paranoia-Preise, Alarmismus-Auszeichnungen und Verfolgungswahn-Vorwürfe nehme ich dann freudig (und reuig) entgegen.

P.S.:

Mittlerweile hat Präsident Bush einen neuen Chefermittler gefunden - und es kommt noch toller. Thomas Kean, ehemaliger Gouverneur von New Jersey gilt als "moderater Republikaner" und ist Direktor und Aktionär der Amereda-Hess-Corporation, die ein auf den Cayman Islands angesiedetes Joint Venture mit der saudischen Delta-Oil unterhält. "Delta-Hess" wurde 1998 gegründet, um Entwicklung und Förderung der Ölvorkommen in der kaspischen Region zu betreiben. Besitzer der Delta-Oil sind die saudischen Clans Al-Amoudi und Bin Mahfouz

Clanchef Khalid Bin Mahfouz (Die verbotene Wahrheit) - Banker des saudischen Königshauses mit Zweitwohnsitz in Houston (Texas) - ist Geschäftspartner Usama bin Ladins (aber nicht dessen Schwager, wie hier zunächst behauptet wurde). Thomas Kean also, der mit Usamas Schwager nach Öl buddelt und Pipelines betreibt, soll nun "unabhängig" untersuchen, was am 11.9. und bei der Jagd nach al-Quaida alles schiefgelaufen ist.

Laut einem Pressebericht sei er besonders geeignet, weil er, anders als Dr. Kissinger, den "Familien der 9/11-Opfer nahesteht". Just diese Familien aber haben in ihrer Milliarden-Dollar-Klage vor Gericht unter anderem die beiden Geschäftspartner Keans der Unterstützung und Finanzierung von al-Qaida bezichtigt . Dass Al Amoudi und Bin Mahfouz von der Finanzfahndung und Einfrierung saudischer Konten nach dem 11.9. ausgenommen waren, ist natürlich ebenso ein Zufall wie nun die Ernennung ihres Geschäftsfreunds Kean zur Erstellung des definitiven Abschlußberichts.

Das Buch von Mathias Bröckers, das aus der Telepolis-Serie "The WTC Conspiracy" hervorgegangen ist, gibt es unter dem Titel "Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9" bei 2001. Mittlerweile ist es in der 24. Auflage!