Al-Qaida bekennt sich zu Hotelgeiselnahme in Burkina Faso [3. Update]
Dutzende Menschen befreit - Zahl der Toten unklar
Die Terrorgruppe al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) hat sich zu einer Geiselnahme in einem bei Diplomaten und westlichen Geschäftsleuten beliebten Hotel in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, bekannt. Vorher hatten Zeugen berichtet, dass die Terroristen Turbane trugen und in einer nicht einheimischen Sprache kommunizierten.
Inzwischen konnten Polizei und Armee nach Informationen von CNN 126 Menschen aus dem Splendid-Hotel befreien. 33 davon werden im Krankenhaus behandelt. Bei diesen Angaben beruft sich der Sender auf Alpha Barry, dem Außenminister von Burkina Faso. Clement Sawadogo, der Minister für den Öffentlichen Dienst, soll sich unter den befreiten Geiseln befinden. Vorher war von etwa 20 Toten die Rede, die bislang nicht bestätigt wurden. Auch ihre Nationalität ist unklar.
[Update: Am Nachmittag wurden 23 tote Geiseln gemeldet, die aus insgesamt 18 Ländern stammen. Außerdem sollen vier Dschihadisten ums Leben gekommen sein, unter denen sich auch zwei Frauen befanden. Einer der Täter wurde nicht im Hotel Splendid, sondern im nahe gelegenen Ybi ausgeschaltet.]
[2. Update: Gilles Thibault, der französische Botschafter in Burkina Faso, spricht von sieben Toten und 150 Evakuierten. Im Norden des Landes wurde außerdem ein australisches Ehepaar entführt, das dort eine Klinik betrieb.]
[3. Update: Die Zahl der Todesopfer ist am Sonntag auf mindestens 28 gestiegen. Unter den Toten sind sechs Kanadier, drei Franzosen, ein Niederländer, ein US-Amerikaner, und zwei Schweizer Abgeordnete, die zur Eröffnung einer Schulkantine nach Burkina Faso gereist waren. Der Niederländer war für eine Hilfsorganisation tätig, der Amerikaner Missionar. Über 50 Menschen wurden teilweise schwer verletzt.]
Vor der Geiselbefreiung riegelten die Sicherheitskräfte das Hotel ab. Dabei bekamen sie logistische Hilfe aus Frankreich und aus den USA. Kommunikationsminister Remi Dandjinou zufolge war die Geiselnahme, die mit einem Angriff auf ein Café begann, sehr gut vorbereitet, weil sich die sechs oder sieben Terroristen vorher als Gäste ausgegeben und die Örtlichkeit ausgekundschaftet hatten.
Burkina Faso wurde bis November 2015 28 Jahre lang von Blaise Compaoré beherrscht, einem katholischen Mossi. Dann gab es Unruhen und eine Wahl, die der Ex-Ministerpräsident Roch Marc Christian Kaboré mit 53 Prozent der Stimmen gewann. Er ist ebenfalls Katholik und Mossi.
Im ehemaligen Obervolta sind die Mossi mit etwa 40 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung das Quasi-Staatsvolk. Sie sind religiös heterogen: Neben dem Islam und dem Christentum spielt auch die Volksreligion der Gruppe eine große Rolle. Die nördlich des Mossi-Siedlungsgebiets lebenden Fulbe (die sich auf der Karte unter ihrem französischen Namen Peul finden), sind dagegen ausschließlich und eher streng moslemisch. Insgesamt gehören in dem Land etwa 60 Prozent der Einwohner dem Islam an.
Wirtschaftlich steht der 18-Millionen-Einwohner-Staat nicht besonders gut da, obwohl ihm vor gut zehn Jahren im Rahmen der Heavily-Indebted-Poor-Countries-Initiative (HIPC) die Auslandsschulden gestrichen wurden: Die Vereinten Nationen setzten ihn in ihrem Human Development Index (HDI) auf den siebtletzten Platz. Der Großteil der Bevölkerung baut Hirse und Mais für den eigenen Bedarf an und lebt davon. Die Politik setzte in der Vergangenheit vor allem auf Baumwolle als Cash Crop. Aufgrund wetterbedingter Ernteeinbußen, Preisschwankungen auf dem Weltmarkt und der Konkurrenz durch subventionierte Baumwolle aus den USA entwickelten sich die Erträge daraus aber nicht wie gewünscht.
Der Anschlag auf das Splendid-Hotel in Ouagadougou erinnert stark an den Anschlag, den Islamisten am 20. November 2015 auf das im Luxushotel Radisson Blu in der malischen Hauptstadt Bamako verübten (vgl. Mali: Allahu-Akbar-Rufer nehmen mindestens 170 Geiseln in Luxushotel [2. Update]). Mali ist das nordwestliche Nachbarland von Burkina Faso. Dort nahm ein gemeinsames Kommando aus al-Mourabitoun und AQIM-Terroristen unter "Allahu Akbar"-Rufen 140 Gäste und 30 Angestellte als Geiseln, von denen sie 22 töten konnten, bis das Gebäude gestürmt wurde. Einen Monat später schloss sich al-Mourabitoun AQIM an.
In Mali hatten 2012 Dschihadisten die Nordhälfte Malis erobert. Ihr Vormarsch auf die Hauptstadt wurde allerdings von französischen Truppen, afrikanischen ECOWAS-Soldaten und kampferprobten Kriegern aus dem Tschad aufgehalten, die die Dschihadisten auch aus den Städten im Nordens vertrieben. Befriedet ist das Land trotzdem noch nicht, weshalb weiterhin die UN-Blauhelmtruppe Minusma dort stationiert ist. Außerdem bilden Offiziere aus EU-Ländern malische Soldaten aus.
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