Mali: Allahu-Akbar-Rufer nehmen mindestens 170 Geiseln in Luxushotel [2. Update]
Gäste, die Koranverse zitieren konnten, wurden angeblich freigelassen
In Mali eroberten 2012 Dschihadisten die Nordhälfte des Landes. Ihr Vormarsch auf die Hauptstadt wurde allerdings von französischen Truppen, afrikanischen ECOWAS-Soldaten und kampferprobten Kriegern aus dem Tschad aufgehalten, die die Dschihadisten auch aus den Städten im Nordens vertrieben. Befriedet ist das Land trotzdem noch nicht, weshalb weiterhin die UN-Blauhelmtruppe Minusma dort stationiert ist. Außerdem bilden Offiziere aus EU-Ländern malische Soldaten aus.
Heute nahmen mehrere Männer im Luxushotel Radisson Blu in Malis Hauptstadt Bamako nach Angaben der Hotelgruppe Redzidor mindestens 140 Gäste und 30 Angestellte als Geiseln. Weil sie "Allahu Akbar" schrien und angeblich Gäste freiließen, wenn diese Koranverse zitieren konnten, wird angenommen, dass es sich um Dschihadisten handelt. Allerdings sollen auch sechs Mitarbeiter der Fluggesellschaft Turkish Airlines festgehalten werden. [Update: Drei von ihnen sollen inzwischen frei sein.]
Über die Nationalität der anderen 164 Geiseln ist noch wenig bekannt. Es wird aber angenommen, dass sich zahlreiche Franzosen darunter befinden - nicht nur wegen der Militärpräsenz, sondern auch, weil Mali eine französische Kolonie war und immer noch enge wirtschaftliche Beziehungen zum Mutterland pflegt. Außerdem wird das Hotel regelmäßig von Mitarbeitern der Air France genutzt. [Update: Zwölf Mitarbeiter der Fluggesellschaft, die in dem Hotel wohnten, sollen mittlerweile in Sicherheit sein.]
Da auch Diplomaten dort absteigen, weil sich das Gebäude in einem Viertel mit vielen Botschaften und Regierungsgebäuden befindet, werden zudem andere Nationalitäten unter den Geiseln erwartet. Auch die Täter sollen Fahrzeuge mit Diplomatenkennzeichen genutzt haben, um sich Zugang zum Hotel zu verschaffen. [Update: In aktuellen Meldungen ist von 20 Indern, mehreren Chinesen und zwei Deutschen die Rede, die sich unter den Geiseln befinden oder befunden haben sollen.]
Inzwischen wurde das Gebäude von einer Spezialeinheit umstellt. Ob durch die Schüsse, die aus dem Hotel zu hören waren, jemand getötet oder verletzt wurde, ist noch unklar. Im August hatten Dschihadisten bei einem Anschlag auf ein Hotel in der zentralmalischen Stadt Sévaré fünf UN-Mitarbeiter und acht weitere Personen umgebracht.
[Update: Dem malischen Staatsfunk ORTM nach haben die Sicherheitskräfte mit der Einnahme des Hotels begonnen. Angeblich sind inzwischen über 80 Geiseln frei. Vorher sollen mehrere Wachleute durch Schüsse der Terroristen verletzt und mindestens drei Personen getötet worden sein. Der malische Präsident Präsident Ibrahim Boubacar Keita hat einen Staatsbesuch im Tschad abgebrochen und ist von dort nach Bamako zurückgeflogen.]
[2. Update: Am späten Nachmittag wurde die Beendigung des Einsatzes gemeldet. Wie viele Tote es gab, ist noch unklar. Die meisten Medien melden derzeit 18, 20 oder 27. Zu der Geiselnahme bekannten sich die al-Qaida-Guppen al-Murabitun und al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM).]
Der größte Teil des malischen Quasi-Staatsvolks der Bambara hängt einer eher synkretistisch geprägten Version des Islam an und empfindet die salafistischen "Turbanträger" vor allem nach den 2012 von ihnen verübten Kriegsverbrechen potenziell als Feinde. Diese haben ihre Basis vor allem bei den Minderheiten der Arabern, Tuareg und Fulbe, die nicht nur in der Wüste, sondern auch in den Städten leben.
[Update: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat verlautbart, sie werde den Einsatz von rund 200 Bundeswehrsoldaten in Mali ausdehnen, um das französische Militär zu entlasten, das auch in Syrien und im Irak Terroristen bekämpft. André Wüstner, der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, will nicht nur Ausbilder, sondern auch "robuste" Kampftruppen nach Mali schicken, "um den Gefahren angemessen begegnen und erfolgreich sein zu können."]
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