Alkoholwarnungen und die wahre Geschichte des deutschen Hip Hop
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Secret of Monkey Island ist ein 1990 erschienener Computerspiel-Klassiker, der auch heute noch über eine große Fanbasis verfügt. Nun legten solche Monkey-Island-Fans einen argentinischen Sensationssender herein. Sie verkauften ihm ein unter anderem aus roter Tinte, Schmieröl, Batteriesäure, Kerosin und Aceton zusammengesetztes Phantasiegetränk, das man im Spiel Piraten servieren muss, als Trend unter Teenagern, die auf Facebook unerlaubt Rezepte für "harte" Cocktails austauschen. Trotz der eigentlich erkennbar ungeeigneten Zutaten warnte C5N TV News Network darauf hin ausführlich vor der neuen Teufelszeug, zu dem das Internet angeblich Minderjährige verführt. Ein dazu befragter "Experte" erklärte des Lucas-Arts-Spielesystem Scumm, durch dass der Sender auf die richtige Spur kommen hätte können, als Alkohol-Schwarzhandelsvertrieb.
Alkohol führt häufig dazu, dass Menschen redselig, unflätig, prahlerisch, gewalttätig und gleichzeitig wehleidig werden - womit wir schon mitten in den konstituierenden Elementen des deutschen Hip Hop wären, dessen wahre Geschichte nicht mit Kool Herc oder Def Jam beginnt, sondern mit dem schwülstigen Pathos heimischer Gewalttäter wie Max Schmeling, dessen Herz eines Boxers mit genau jener Mischung aus Weinerlichkeit und Unvermögen vorgetragen wird, die spätere Werke aus Neukölln, Köln-Mühlheim oder Frankfurt-Rödelheim kennzeichnet.
Auf die besondere Mutterfixiertheit dieser Gangsterrapper lassen wir uns heute aus Zeitgründen nicht mehr ein, sondern beschäftigen uns stattdessen mit einer zweiten Entwicklungslinie der deutschen Rapmusik, nämlich die Knallschoten-Variante, wie sie erstmals mit Rappers Deutsch von GLS United auf Platte gepresst wurde und in Stücken wie Edelweiss eine Fortsetzung fand.
Von heute aus betrachtet entstanden aus diesem Entwicklungszweig die deutlich interessanteren Stücke - vor allem dann, wenn man die dialektische Interaktion mit dem Gangsterrap mit einbezieht, die lyrische Meisterleistungen wie "Du willst ein Liebeslied - du kriegst mein Riesenglied" hervorbrachte. Die echten Neuerungen scheinen in den letzten Jahren aber nicht in Berlin oder anderen Großstädten, sondern auf dem Land entstanden zu sein - möglicherweise auch aufgrund der Abwesenheit von "Ghettostress".
Wichtigstes Werk aus dieser Kategorie war Mushiflos Ficken, Geld, Drogen, Nutten, dicht gefolgt von Krismons Gemüseeintopf und Terrorist06 von Alligatoah. Das ursprüngliche Video dazu wurde bei YouTube leider gelöscht und mit dem etwas entwertenden Ironie-Tag "Die beste Waffe gegen Terroristen sind Windkraftwerke" wieder eingestellt.
Bei so viel Hip Hop dürfen auch die anderen Musikgenres nicht vergessen werden - zum Beispiel Country und New Wave, hier aus Platzgründen gleich in einem Videoclip. Beim Country sind wir auch schon bei den Tieren, die natürlich auch in dieser Video-Wochenschau nicht fehlt: Das auf flickr untergebrachte Museum of Animal Perspectives enthält Aufnahmen, die mit an Tieren befestigten Minikameras gemacht wurden, so dass der Betrachter die Welt beispielsweise aus der Perspektive eines Gürteltiers sieht.