Alles untersucht, nichts geklärt, niemand verantwortlich Mission erfüllt
Der FBI-Untersuchungsbericht über die Fahndungspannen des 11.9.
Ein Jahr lang wurde der 371-seitige Untersuchungsbericht des Generalinspekteurs des FBI über die Ermittlungen der Anschläge des 11.9. 2001 zurückgehalten, jetzt wurde er, immer noch mit umfangreichen Schwärzungen, veröffentlicht – und ist ein Update der bekannten "Pleiten, Pech und Pannen"-Oper: Alles untersucht, nichts geklärt, niemand verantwortlich - Mission erfüllt.
Das Tänzchen von bad cop/worse cop ist aus vielen Krimis bekannt, in Sachen 9/11 haben FBI und CIA diese Rollen übernommen und schieben sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu, die Terroristen nicht schon im Vorfeld der Anschläge gefasst zu haben. Freilich nur so wohl dosiert, dass vieles weiterhin unklar bleibt und niemand wirklich zur Verantwortung gezogen werden kann. Zwar bezeichnen die Medien den jetzt veröffentlichten Bericht als "schonungslos" und "ernüchternd", berichten von "ernsthaften Mängeln" , "Fehlverhalten" auf Seiten des FBI und von "verpassten Gelegenheiten" – doch sobald es konkret wird, flüchten sich die Berichterstatter ins Diffuse. Zwischen den Zeilen allerdings lässt sich einiges von dem herauslesen, was nach wie vor vertuscht wird. So schreibt die New York Times:
Der Fall der San Diego Hijacker Khalid al-Midhar und Nawaq Al-Hazmi war seit dem 11. September ein Quelle von Spannung zwischen FBI und CIA, und der Generalinspekteur zitiert Fehlverhalten und mangelhafte Kommunikation auf beiden Seiten.
Bis auf ein kleines Wort scheint dies der Wahrheit zu entsprechen, doch wenn es statt "seit" richtig "vor dem 11. September" heißen würde, hätte die NYT konkret die Wurmlöcher und Schlangengruben öffnen müssen, die an anderer Stelle angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt werden:
Der Bericht enthüllte, dass ein der CIA zugeordneter FBI-Agent Informationen über die beiden Männer Anfang des Jahres 2000 an das FBI weiterleiten wollte aber von einem CIA-Supervisor blockiert wurde und den Fall nicht hartnäckig weiterverfolgte.
Das ist nun wirklich interessant, doch hier hört nicht nur der FBI-Bericht auf – der die beteiligten Beamten im übrigen nicht mit Namen benennt –, auch die Journalisten sehen keinen Anlass, weiter nachzuhaken und die simple Frage zu stellen, warum a) Beamte der Bundespolizei eigentlich einen Geheimdienstaufseher haben und b) warum dieser ihre Ermittlungen blockieren kann. Dass diese Fragen offensichtlich sind und Antworten erfordern, ahnte man offenbar bei der Washington Post und beendete den Artikel mit dem zusammenfassenden Satz des Berichts:
The FBI was not close to locating Mihdhar or Hazmi when they participated in the terrorist attacks on September 11, 2001.
Also, man war nicht dicht dran. Und weil ein CIA-Supervisor ein Jahr zuvor die Ermittlungen blockiert hatte, konnte das FBI einfach nichts machen – wobei "not close" sehr elegant formuliert ist, wenn man sich etwa die Aktivitäten des "Terrorlogistikers" (Spiegel) Al-Midhar anschaut:
Seit 1998 wurde das Haus seines Schwagers in Jemen observiert, in dem er ein und aus ging; 1999 wurde Midhar bei einem Treffen mit Omar al-Bayoumi, einem Saudi mit Terrorverbindungen, auf dem Flughafen San Diego beobachtet; im Jahr 2000 nahm er an einem Al-Qaida-Planungstreffen in Kuala Lumpur teil, das vom malaysischen Geheimdienst auf Video aufgezeichnet und den US-Behörden übermittelt wurde; er und seine "Studien"-Kollegen in San Diego erhielten monatliche Schecks von der Frau des saudischen US-Botschafters Prince Bandar; im September 2000 nehmen Al-Midhar und Al-Hazmi eine neue Wohnung in San Diego – im Haus des FBI-Informanten Abdussattar Shaikh. Danach reist er in den Jemen, wo im Oktober 2000 der Anschlag auf das US-Schlachtschiff "Cole" erfolgt, für das sowohl Gäste des "safehouse" von Al-Midhars Schwager als auch Teilnehmer des Malaysia-Treffens verdächtigt werden. Zum selben Zeitpunkt wird der oberste Terroristenjäger des FBI, John O'Neill, davon abgehalten, im Jemen zu ermitteln und erhält von Bushs Botschafterin Barbara Bondine Einreiseverbot. Stattdessen wird Khalid Al-Midhar im Mai 2001 ein frisches Einreisevisum für die USA erteilt.
Wie gesagt: "not close" ist angesichts dieser Liste wirklich elegant formuliert und wir hätten gespannt sein dürfen, wie die 9/11-Untersuchungskommission mit dieser Nähe von FBI und CIA zu einem der Hauptverdächtigen umgeht. Doch so leger sich die Behörden bei Khalid Al-Midhar in Sachen Reisefreiheit und Visaerteilung verhielten, so strikt verweigerte man sich bei ihrem Gastgeber in San Diego, Herrn Dr. Abdussattar Shaikh – die 9/11-Kommission erhielt vom Justizministerium keine Genehmigung, diesen wichtigen Zeugen zu befragen.
Weil auch hier kein Pressevertreter "Warum eigentlich?" fragte und nachhakte, klemmte sich der Journalist Daniel Hopsicker dahinter und brachte Erstaunliches zutage: Nicht nur der Doktortitel von Abdussattar Shaikh ist falsch, er ist auch kein ehemaliger Professor der San Diego State University, wie allenthalben gemeldet wurde, sondern einer dubiosen Briefkasten-Uni, die nicht nach einer akademischen Institution, sondern nach einer CIA-Tarnfirma riecht. Und er hatte Verbindungen mit einem weiteren falschen Doktor und FBI-Informanten in San Diego, dem Exil-Iraner und Waffenhändler Sam Koutchesfahani, der 1998 angeklagt wurde, als Chef eines Schleuserrings hunderte islamische Studenten mit Bestechung und falschen Visa in Colleges in San Diego eingeschleust und betreut zu haben. Eine Job-Description, die auch auf den falschen Professor Abdussattar Shaikh zuzutreffen scheint – und der Schutz dieses Netzwerks dürfte der Grund gewesen sein, warum ihn die 9/11-Kommision nicht als Zeuge vernehmen konnte.
Auch für die FBI-Spezialagentin Coleen Rowley aus Minneapolis, deren Ermittlungen im Fall Zacharias Moussaoui ("9/11 war nicht meine Verschwörung") von den Chefs der "Radical Fundamentalist Unit" des FBI in Washington, Spike Bowman und Dave Frasca - blockiert wurden, interessierte sich die 9/11-Kommission nicht. Rowley hatte "falsche politische Gründe" für die Blockade ihrer Ermittlungen verantwortlich gemacht. Zur Beantwortung der Frage, was diese "politischen Gründe" waren, aufgrund derer sich verdächtige Flugschüler und langjährige CIA-Bekannte wie Khalid Al-Midhar so frei und ungehindert bewegen konnten, könnten die Hintergründe in San Diego eine Antwort geben: Es ging um den Schutz eines Netzwerks, in dem "islamistische" Agenten ausgebildet und betreut wurden. Unter Supervision der CIA, kontrolliert von zugeordneten FBI-Agentenführern und gehandelt von moslemischen "Brüdern" wie Abdussattar Shaikh und Sam Koutchesfahani.
Es liegt nahe, den Bericht des FBI-Generalinspekteurs als Fortsetzung des "9/11 Commission Reports" zu sehen, den der Theologe David Ray Griffin als 571-Seiten-Lüge bezeichnet hat - ein Update des Tarnens, Täuschens und Vertuschens, mit dem FBI und CIA seit dem 11.9. akribisch befasst sind. Faszinierend dabei ist, wie sich mit diesem Weiterspinnen der Inkompetenz-Theorie die offizielle Legende selbst ins Bein schießt. Denn einerseits wusste das FBI überhaupt nichts von verdächtigen Flugschülern und das Wenige, was im Vorfeld zufällig ermittelt wurde, konnte dann aufgrund von "fehlerhafter Kommunikation" nicht weiterverfolgt werden – vier Stunden nach den Anschlägen aber stand das FBI bereits bei einem Mitarbeiter von "Huffman Aviation" in Venice/Florida, wo Atta & Co trainiert hatten, auf der Matte.
Als Kristen Breitweiser, die ihren Mann im World Trade Center verloren hat, einen FBI-Vertreter nach diesem Widerspruch befragte, antwortete der FBI-Mann: "Wir hatten einfach Glück." So wie mit dem Koran, dem Testament und all den anderen "Elefantenspuren", die das wackere FBI an diesem Glückstag so schnell fand. Wer von soviel Pleiten, Pech und Pannen verfolgt wird, muss schließlich irgendwann ja auch mal Glück haben…
Wie das aussah, beschreibt Daniel Hopsicker in seinem Buch Welcome to Terrorland:
Ein ehemaliger Manager der Firma erzählte mir, noch sichtlich erschüttert, von einem Auto voller FBI-Agenten, das am Nachmittag des 11. September vor seinem Privathaus vorfuhr und stehen blieb. Wie so viele andere Augenzeugen, mit denen ich sprach, berichtete auch er von Einschüchterungen und Drohungen der FBI-Agenten. Sie nahmen ihn nicht etwa in die Mangel, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen oder ihm weiterführende Hinweise zu entlocken, im Gegenteil: Sie wollten sicherstellen, dass er den Mund hielt. "Meine Telefone wurden angezapft und sind es bis heute", sagte mir der ehemalige Huffman-Manager. "Ich hielt diese Jungs (Atta & Co) für Doppelagenten. Wie kommt es, dass ich mich dadurch verdächtig mache?" Doppelagenten? Er sprach das Wort aus, das ich bis dahin kaum zu denken gewagt hatte. ( ) "Mir wurde ziemlich früh klar, dass das Unternehmen, für das ich arbeitete, unter staatlichem Schutz stand", sagte der frühere Huffman-Manager. "Sie (die Terroristen) wurden in dieses Land herein gelassen. Wie kam es, dass das FBI so schnell hier war. Fragen Sie sich selbst: wie konnten sie so schnell hier sein?"
Glück muss man haben