Alte und neue Gentechnik: Profiteure und Risiken
Seite 3: Im Genzentrum des Mais ist die Biodiversität in Gefahr
- Alte und neue Gentechnik: Profiteure und Risiken
- Hohe Anforderungen an neue Pflanzen
- Im Genzentrum des Mais ist die Biodiversität in Gefahr
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Mexiko gilt als Zentrum der biologischen Vielfalt von Kulturpflanzen wie Mais und Baumwolle. Seit einigen Jahren jedoch breitet sich gentechnisch veränderte Baumwolle unkontrolliert aus und kreuzt sich mit wilder Baumwolle. Die Nachkommen sind oft transgen, produzieren Insektengifte bzw. zeigen sich resistent gegen Glyphosat. In einer aktuellen Studie wird über Störungen der Interaktion zwischen gentechnisch veränderter Baumwolle und ihrer Umwelt berichtet.
Natürlicherweise reagiert die Baumwolle auf Schädlingsbefall, indem sie mehr Nektar bildet, der Raubameisen anlockt, die wiederum die Schadinsekten auffressen. In der gentechnisch veränderten Baumwolle ist die Produktion dieses Nektars bei den Nachkommen der Gen-Pflanzen, die ein Insektengift produzieren, dauerhaft erhöht, so das mehr Raubameisen als üblich angelockt werden. Aufgrund dessen könnte sich die Gen-Baumwolle zu einer invasiven Pflanze auswachsen, die natürliche Populationen nach und nach verdrängt. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf wilde Baumwollarten haben.
Ignacio Chapela hatte Jahre lang mit indigenen Völkern zusammen gearbeitet, als er durch Zufall die Spuren von Genpflanzen fand. So fanden der Wissenschaftler und sein Team bereits in einer 2001 veröffentlichten Studie eine Kreuzkontamination - eine Introgression der Gen-DNA in lokalen Pflanzen. Monsanto hatte damals behauptet, 1,5 Meter Abstand würden ausreichen, um eine Kreuzkontamination zu verhindern. Weit gefehlt: 95 Prozent aller Maispollen können eine Entfernung von etwa 100 Metern zurücklegen und die restlichen fünf Prozent sogar noch zwei bis drei Kilometer entfernte Pflanzen befruchten, erklärt Yves Bertheau vom Nationalen Institut für Agrarforschung in Frankreich.
Steigen Indien und Mexiko aus der Gentechnik aus?
Nach jahrelangem Rechtsstreit hatte ein mexikanisches Gericht den Import und Anbau von transgenem Mais verboten. Daraufhin klagte sich Monsanto durch mehrere Instanzen, so dass das Urteil 2015 wieder aufgehoben wurde. Vor Kurzem nun kündigte der mexikanische Präsident López Obrador an, die Anwendung glyphosathaltiger Pestizide zum 31. Januar 2024 beenden zu wollen. Bis spätestens Mitte 2023 sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Alle Genehmigungen für den Anbau von GVO-Mais sollten widerrufen werden.
Auch vom gentechnisch veränderten Mais will sich die Regierung bis 2024 verabschieden. Nicht nur die Genehmigungen für den Anbau und Verzehr von GVO-Mais, sondern auch dessen Import ist dann verboten. Die Ernährungssouveränität soll mit Hilfe des Anbaus von einheimischen traditionellen Maissorten neben bäuerlichen Gemeinschaften und kulturell angepasster landwirtschaftlicher Produktion wieder im Fokus stehen. Während Umweltschutzorganisationen die Entscheidung begrüßten, kam scharfe Kritik von Seiten der Agroindustrie: Der Ausstieg aus dem Gen-Mais würde die mexikanischen Bauern gegenüber den Maisbauern in den USA benachteiligen, klagte etwa Laura Tamayo, Sprecherin des Bauernverbandes und regionale Unternehmensleiterin des Bayer-Monsanto-Konzerns.
In Indien soll der Umgang mit GVO ebenfalls neu geregelt werden. So will die Lebensmittelbehörde FSSAI sicherstellen, dass nur GVO-freie Lebensmittel ins Land kommen. Für insgesamt 24 Agrarrohstoffe wie Weizen, Kartoffeln, Mais, Soja, Raps, Leinsaat und Reis müssen Importeure künftig nachweisen, dass sie frei von Gentechnik sind. Seit 2017 arbeiten die Behörden an Vorschriften für gentechnisch veränderte Lebensmittel. Unterdessen drängen die USA darauf, das Verbot zu kippen - bisher ohne Erfolg: Der Widerstand in Indien gegen Genfood ist groß.
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