Alte und neue Gentechnik: Profiteure und Risiken

Die natürliche Biodiversität bleibt von Gentechnik nicht unberührt. Maispollen können zum Teil drei Kilometer weit fliegen. Symbolbild: WikiImages auf Pixabay (Public Domain)

Die Versprechungen der alten Gentechnik wurden nicht eingelöst. Nun ruhen alle Hoffnungen auf den neuen Verfahren. Während die EU mit deren Zulassung liebäugelt, erteilt man auf anderen Kontinenten der Gentechnik eine Absage

Kürzlich erzeugten Wissenschaftler einen Mais, indem sie "alte" mit "neue" Gentechnik (Genome Editing) kombinierten. Um die Gen-Schere CRISPR/Cas in die Pflanzenzellen zu bringen, wurden diese zunächst mit Partikeln beschossen. In der Folge produzierten die Zellen das Enzym für die Gen-Schere, die eine zusätzliche DNA-Sequenz in das Erbgut einfügen sollte. Diese DNA-Sequenz - auch "Landing Pad" genannt - soll den Einbau weiterer Gene erleichtern.

Auf diese Weise wurde ein Genkonstrukt in das Erbgut der Pflanze übertragen, welches die Resistenz gegen das Herbizid und die Produktion des Toxins aus dem Baumfarn vermittelten soll. Dieser umständliche Weg der Genübertragung sei nötig gewesen, weil die Gen-Schere für den Einbau von längeren DNA-Sequenzen wenig effizient ist, schreibt Christoph Then von Testbiotech (Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie).

Der Mais DP915635 der Firma Pioneer (assoziiert mit DowDupont/Corteva) ist resistent gegen das Herbizid Glufosinat und produziert ein Insektengift, das in auf Bäumen wachsenden Farnen enthalten ist. Nun liegt der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) ein erster Antrag auf die Zulassung von Importen mit CRISPR-manipulierten Pflanzen vor.

In Europa ließ sich die Firma CRISPR-Pflanzen bereits durch Patente schützen: sowohl den Einsatz der Gen-Schere in Mais und Soja und entsprechender Pflanzen mit dem "Landing Pad" als auch transgene Pflanzen, die das Insektengift des Baumfarns produzieren. Zahlreiche weitere Patentanträge auf die Technologie und entsprechende Pflanzen wurden von den Firmen DowDupont/Corteva/Pioneer angemeldet. Auch andere Firmen wie Calyxt, Cibus oder Bayer nutzten die neue gentechnischen Verfahren, um Ackerpflanzen resistent gegen Herbizide zu machen.

Vor allem aber geht es den Konzernen um die Patente. So ließ sich der US-Konzern DowDupont, der sein Gentechnik-Saatgut über die Agrarsparte Corteva vertreibt, in Europa sowohl die Pflanzen als auch die Technologien patentieren. Zahlreiche weitere Patente sind angemeldet.

Im Hinblick auf ihre Eigenschaften und die Risiken böten die so manipulierten Pflanzen keinen wirklichen Fortschritt gegenüber der alten Gentechnik, konstatiert Then. Allerdings könnten neuartige Techniken wie das "Landing Pad" die Herstellung transgener Pflanzen effizienter machen. Das bringt Vorteile für die Gentechnikfirmen, bleibt aber genauso riskant und belastet die Umwelt.

Erlaubt die EU bald neue Gentechnik-Methoden?

Noch 2018 waren die neuartigen Verfahren innerhalb der EU verboten. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Ginge es nach einer von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Studie, dürften die neuen Methoden bald auch in der EU angewendet werden. Darin wurde die Verwendung der sogenannten New Genomic Techniques (kurz: NGT) in Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen untersucht, die zu Lebensmitteln verarbeitet oder in industriellen und Pharmaprodukten verwendet werden.

Die eingeschränkte Gesetzgebung könne mit den wissenschaftlichen Entwicklungen nicht Schritt halten, schreiben die Autoren. Die geltenden Rechtsvorschriften seien für einige NGT und deren Produkte nicht zweckmäßig und müssten an den "wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt angepasst" werden, heißt es weiter. Man wolle politische Instrumente prüfen, mit deren Hilfe die Rechtsvorschriften zukunftssicher und einheitlich angewendet werden können.

Es gehe um die Frage, wie NGT-Produkte einen "Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten" und wie "Bedenken ausgeräumt" werden können. Zudem sei eine Folgenabschätzung geplant für Pflanzen, die durch gezielte Mutagenese sowie sogenannte Cisgenese erzeugt wurden. Bei all dem sollen die Aspekte des ökologischen Landbaus natürlich nicht untergraben werden.

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