Angola: Öl-Prinzessin gefeuert

Seite 2: Ölsektor mit Schlagseite

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Der Ölpreisschock, der Mitte 2014 einsetzte, hat die Steuereinnahmen und Exporte des Landes erheblich zurückgehen lassen, wodurch das Wirtschaftswachstum des Landes zum Erliegen kam und die Inflation stark anstieg. Erst im Februar 2017 hatte der Internationale Währungsfonds das Land aufgefordert, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um sich auf das neue Ölpreisniveau einzustellen. Angola solle so zu einem Wachstum zurückfinden, das die Bekämpfung der Armut im Lande erlaube.

Laut Alex Vines, dem Leiter des Afrika-Programms der privaten britischen Denkfabrik Chatham House und Dozent an der Coventry University, ist die Lage in der angolanischen Ölindustrie kritisch. Wenn nicht in Kürze neue Projekte anlaufen, wird die Rohölproduktion bis 2019 ein Plateau erreichen und dann mit einem jährlichen Mittel von 11 Prozent bis zur nächsten Wahl im Jahr 2022 abfallen. Derzeit arbeiten nur 8 aktive Ölplattformen in Angola, verglichen mit rund 25 noch im Jahre 2014.

Auch in anderen Sparten des Ölsektors besteht Investitionsbedarf. Angola ist gegenwärtig mit knapp 1.7 Millionen Barrel täglich zwar der momentan zweitgrößte Ölförderer Afrikas, muss jedoch monatlich für rund 160 Millionen Euro raffinierte Treibstoffe importieren - 80% seines Bedarfs. Dabei gibt es zunehmend Schwierigkeiten - es fehlt an Devisen, Sonangol liegt mit Zahlungen im Rückstand. Nach Sonangol-Angaben kann die zur Zeit einzige Raffinerie des Landes, nämlich die von Luanda, nur 20% der Binnennachfrage an raffinierten Kohlenwasserstoffen decken.

Seit April 2015 gibt es in Angola keine staatlichen Subventionen für Benzin mehr - eine Reaktion der Regierung auf die weltweite Konjunkturlage. Im Januar 2016 schließlich wurde auch Diesel der Preisbildung durch den freien Markt überlassen. Im Rahmen eines kürzlich getroffenen Abkommens soll nun mit russischer Unterstützung ein neuer Raffineriekomplex entstehen.

Erdöl ist Angolas wirtschaftlich wichtigstes Exportgut

1954 sprudelte in der Nähe von Luanda das erste Öl. Die Förderung im Cuanza-Becken wurde in den 1960er Jahren auf das Kongo-Becken ausgedehnt. 1962 wurde an der Küste der Exklave von Cabinda der erste bedeutende Ölfund gemacht, der zudem den Untergang des portugiesischen Kolonialreichs besiegelte.

Die Förderung vor Cabinda begann 1968, die Konzession am heute noch bedeutenden, sich über 5000 Quadratkilometer erstreckenden Ölfeld Block Zero liegt bei der Cabinda Gulf Oil Company, einer Tochter von Chevron-Texaco. Chevron hält heute noch 39.2% Anteile an Block Zero. 1973 löste Öl Kaffee als wichtigstes Exportgut ab. Zwei Bürgerkriege warfen die Förderung nur kurzzeitig zurück, doch sie führten bisweilen zu bizarr anmutenden Konstellationen, wie etwa Mitte der 1980er Jahre, als kubanisches Militär US-Personal auf teilweise in US-Besitz befindlichen Fördereinrichtungen an der angolanischen Küste vor Angriffen von südafrikanischen Kommandoeinheiten und Unita-Truppen schützte, die Unterstützung der US-Regierung hatten.

Seit 1991 wurden Ölvorkommen in immer größeren Tiefen des Atlantiks angezapft. Die Ölkonzessionen sind entlang des gesamten angolanischen Küstenstreifens von Cabinda bis Cunene verteilt, meist in Entfernungen von über 100 Kilometern zum Festland. Als rentabelstes Offshore-Öl gilt heute das aus den Feldern von Girassol und Dália, die sich im Block 17 zwischen Luanda und Cabinda befinden.

Vor dem Ölboom war Angola ein wichtiger afrikanischer Nahrungsmittelexporteur - heute muss ein großer Teil importiert werden. Die Wirtschaft des Landes ist fast vollständig abhängig vom Öl, dem mit einem Anteil von 95 % überragenden Exportgut. Es trägt mit 45% zum Bruttoinlandsprodukt bei. Neben Chevron operieren mit Exxon Mobil, BP, und Total weitere Ölmultis in Angola. Die Vereinigten Staaten sind von Beginn an Großabnehmer von angolanischem Öl, neben Nigeria und Südafrika gilt Angola als wichtigster strategischer Partner der USA in Subsahara-Afrika. Ein anderer wichtiger Kunde ist mittlerweile China.