Angola: Russland investiert in Schlüsselprojekt der Petrochemie
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Erdöl-Schwergewicht Angola will seine Abhängigkeit von importierten Treibstoffen überwinden
Russische Investoren haben am 12. Juli 2017 den Grundstein zu einer Ölraffinerie in der angolanischen Provinz Namibe gelegt. Das Elf-Milliarden-Euro-Projekt sieht außerdem die Verbindung der alten Bahnlinien von Benguela und Moçâmedes vor.
Auf 1300 Hektar soll am Standort Giraul de Baixo eine Raffinerie entstehen. Der Bau im Stadtbezirk des ehemaligen Moçâmedes, dem heutigen Namibe, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, erfolgt unter Schirmherrschaft zweier russischer Investoren, Rail Standard Service und Fortland Consulting Company, die mit 75 und 25% an diesem Vorhaben beteiligt sind.
Der angolanische Präsident Eduardo dos Santos hatte das Projekt im März 2017 autorisiert. In elf Jahren soll es seine volle Kapazität erreichen und vor Ort täglich 400.000 Barrel Öl raffinieren - rund ein Viertel der angolanischen Rohölförderung. Die erste Phase des Projekts beinhaltet eine Entsalzungsanlage für das Öl und eine Raffinerie-Einheit, die nach dreieinhalb Jahren eine Kapazität von 10 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen und die Produktpalette von Benzin über Diesel bis zu Bitumen abdecken soll.
Der angolanische Staat garantiert in der Anfangsphase den Verkauf von 28.000 Barrel Rohöl täglich. Die Menge wird mit dem Fortschreiten des Projekts gesteigert, bis sie nach elf Jahren 364.000 Barrel erreichen soll. 3000 Arbeitsplätze sollen mit dem Raffinerie-Projekt geschaffen werden - 2100 für einheimische und 900 für ausländische Arbeitskräfte. Den Investoren wurde für die nächsten acht Jahre eine weitgehende Steuerfreiheit zugesichert, ebenso eine problemlose Repatriierung anfallender Dividenden.
Der größte Ölförderer Afrikas importiert 80% seines Treibstoffbedarfs
Die Investition kommt zu einer Zeit, in der der Bau einer geplanten Raffinerie in Lobito in der Provinz Benguela mit einer angepeilten Verarbeitungskapazität von 200.000 Barrel Rohöl pro Tag von der staatlichen Ölgesellschaft Sonangol (Sociedade Nacional de Combustíveis de Angola) auf Eis gelegt wurde und die Regierung den Plan einer anderen Raffinerie in der an der Kongo-Mündung gelegenen Hafenstadt Soyo neu überdenkt. Die aufgrund der Ölschwemme gefallenen Preise haben zu einem Einnahmeausfall in Milliardenhöhe geführt, der den Handlungsspielraum von Sonangol stark einschränkt.
Angola ist gegenwärtig mit 1.7 Millionen Barrel täglich zwar der größte Ölförderer Afrikas, muss jedoch monatlich für rund 160 Millionen Euro raffinierte Treibstoffe importieren. Dabei gibt es zunehmend Schwierigkeiten - es fehlt an Devisen, Sonangol liegt mit Zahlungen im Rückstand. Nach Sonangol-Angaben kann die zur Zeit einzige Raffinerie des Landes, nämlich die von Luanda, nur 20% der Binnennachfrage an raffinierten Kohlenwasserstoffen decken. Die Mitte der 1950er Jahre gebaute Raffinerie könnte momentan 65.000 Barrel Öl pro Tag verarbeiten. Meist arbeitet sie jedoch nur mit einer Auslastung von 70% und zu Preisen, die über denen der Importe liegen, wie eine IMF-Studie von 2014 feststellte.
Isabel dos Santos, reichste Frau Afrikas, Tochter des Präsidenten und im vergangenen Jahr von ihrem Vater als Chefin von Sonangol eingesetzt, hatte jüngst auf das Ungleichgewicht hingewiesen, dass die mit Devisen zu bezahlenden Importe dem Land inmitten von Wirtschafts- und Finanzkrise bescheren. Seit April 2015 gibt es in Angola keine staatlichen Subventionen für Benzin mehr - eine Reaktion der Regierung auf die weltweite Konjunkturlage. Im Januar 2016 schließlich wurde auch Diesel der Preisbildung durch den freien Markt überlassen.