Angola: Russland investiert in Schlüsselprojekt der Petrochemie

Seite 2: Reiche Ölvorkommen in Angola: "Das hat gerade noch gefehlt"

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Von Öl ist in Angola seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Rede, die professionelle Prospektion wird um 1910 aufgenommen.

1954 sprudelt in der Nähe von Luanda das erste Öl. Die Förderung im Cuanza-Becken beginnt und wird in den 1960er Jahren auf das Kongo-Becken ausgedehnt. 1962 wird der erste bedeutende Ölfund an der Küste der Exklave von Cabinda gemacht. Als die Kunde des im Übermaß zutage tretenden Öls den portugiesischen Staatschef Salazar erreicht, soll der entgegnen: "Das hat mir gerade noch gefehlt." Er weiß, dass solche Meldungen unweigerlich andere, mächtigere Player auf den Plan rufen. Um diese Zeit steht Portugal im Kolonialkrieg und wird bereits auf internationaler Ebene zur Aufgabe seines Kolonialreichs gedrängt. Das Öl von Cabinda schließlich beschleunigt dessen Ende.

Die Förderung vor Cabinda beginnt 1968, die Konzession am heute noch bedeutenden, sich über 5000 Quadratkilometer erstreckenden Ölfeld Block Zero liegt bei der Cabinda Gulf Oil Company, einer Tochter von Chevron-Texaco. Chevron hält heute noch 39.2% Anteile an Block Zero.

1973 löst Öl Kaffee als wichtigstes Exportgut ab. Zwei Bürgerkriege werfen die Förderung nur kurzzeitig zurück. Seit 1991 werden Ölvorkommen in immer größeren Tiefen des Atlantiks angezapft. 2007 tritt Angola der OPEC bei. 2017 schließlich löst das Land Nigeria als bedeutendsten Erdölexporteur Afrikas ab.

Die Ölkonzessionen sind entlang des gesamten angolanischen Küstenstreifens von Cabinda bis Cunene verteilt, meist in Entfernungen von über 100 Kilometern zum Festland. Die Förderung erfolgt mit FPSO-Systemen (Floating Production Storage Offloading - Produktions- und Lagereinheit). Das rentabelste Offshore-Öl soll heute aus den Feldern von Girassol und Dália kommen, die sich im Block 17 zwischen Luanda und Cabinda befinden.

Kizomba A, die größte FPSO-Einheit vor Angola, 320 Kilometer vom Festland entfernt installiert. Die Anlage fördert aus einer Tiefe von 1200 Metern 240000 Barrel Rohöl täglich und kann 2.2 Millionen Barrel speichern. Bild Depepel/CC BY-SA 3.0

Vor dem Ölboom war Angola ein wichtiger afrikanischer Nahrungsmittelexporteur - heute muss ein großer Teil importiert werden. Die Wirtschaft des Landes ist fast vollständig abhängig vom Öl, dem mit einem Anteil von deutlich mehr als 90% überragenden Exportgut. Neben Chevron operieren weitere Ölmultis in Angola. Die Vereinigten Staaten sind von Beginn an Großabnehmer von angolanischem Öl. Ein anderer wichtiger Kunde ist mittlerweile China. In Angola selber profitiert (http://observador.pt/especiais/a-pilhagem-de-africa-com-angola-em-destaque/ ) nur eine kleine korrupte Elite vom Ölsegen.

Investoren zu Gegenleistungen verpflichtet

Das neue Raffinerieprojekt hat auch den Aufbau einer mit dem Vorhaben peripher verbundenen Infrastruktur zum Ziel: ein Wohngebiet für die Raffinerie-Arbeiter, Verladekais sowie ein Kraftwerk. Ebenfalls inbegriffen: eine Verbindung der historischen Eisenbahnlinien von Moçâmedes und Benguela.

Die Benguelabahn war im Bürgerkrieg größtenteils zerstört worden oder verfiel, nur die ersten 34 km von Lobito nach Benguela blieben funktionstüchtig. Erst im neuen Jahrtausend wurde mit chinesischer Unterstützung begonnen, die Trasse zu erneuern. Dazu mussten Schienenstränge, Brücken und Züge erneuert, Stationen gebaut und ganze Landstriche von Minen geräumt werden. 2013 erreichte der erste Güterzug die Grenze zur Demokratischen Republik Kongo.

Die erneuerte 1300 km lange Strecke von Lobito nach Luau wurde 2015 fertiggestellt. Der geplante Bau der Nord-West-Eisenbahn in Zambia schließlich soll die Verbindung von Lobito mit der afrikanischen Ostküste herstellen. Ebenfalls 2015 wurden die Arbeiten zur Modernisierung der Moçâmedesbahn abgeschlossen. Seit 2005 waren die Arbeiten unter Leitung eines chinesischen Bauunternehmens vorangetrieben worden, um die Trasse zwischen Namibe und Menongue in der Provinz Cuando Cubango einschließlich wichtiger Nebenstrecken auszutauschen - insgesamt 900 Kilometer Schienenstrang.