Anschläge in Dresden gegen Moschee und Kongresszentrum
Polizei vermutet fremdenfeindlichen respektive rechten Hintergrund
In der Hauptstadt der "Pegida"-Bewegung, Dresden, hat es am Montagabend zwei Sprengstoffanschläge gegeben. Gerichtet waren diese gegen eine Moschee und ein internationales Kongresszentrum. Die Polizei vermutet ein "fremdenfeindliches Motiv" und meint wohl eher einen politisch rechts motivierten Hintergrund. In dem betroffenen "Internationalen Congress Center (ICC)" soll Anfang Oktober Medienberichten zufolge ein Empfang anlässlich der Feierlichkeiten zur deutschen Wiedervereinigung stattfinden.
Laut Polizei ereigneten sich die Anschläge kurz vor und kurz nach 22 Uhr am Montagabend. Zuerst kam es nach Behördenangaben an der Fathi-Camii-Moschee zu einer Explosion. Dort seien später Reste eines selbstgebauten Sprengsatzes gefunden worden. Zum Zeitpunkt der Detonation habe sich der Imam mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in der DiTiB-Moschee befunden. Sie blieben unverletzt. Durch die Explosion wurde jedoch die Eingangstür nach innen gedrückt und der Eingangsbereich beschädigt.
Rund eine halbe Stunde später soll die zweite Explosion am "Internationalen Congress Center (ICC)" erfolgt sein. Die Polizei evakuierte daraufhin unter anderem die Bar eines benachbarten Hotels. Am Tatort, einer Freiterrasse zwischen Hotel und ICC, fanden die Ermittler ebenfalls Reste eines selbstgebauten Sprengsatzes. Durch die Detonation wurde ein Glasquader auf der Terrasse beschädigt.
Noch in der Nacht stimmte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar den Schutz islamischer Einrichtungen mit dem türkischen Generalkonsul ab, beide Dresdner Moscheen und ein islamisches Zentrum wurden unter Polizeischutz gestellt. "Die Ereignisse haben natürlich Auswirkungen auf unsere laufenden Einsatzvorbereitungen", sagte Polizeipräsident Kretzschmar. "Ab sofort arbeiten wir im Krisenmodus! So werden wir in einem ersten Schritt weitere Objekte hinsichtlich ihrer Gefährdung neu bewerten und gegebenenfalls weitere Objektschutzmaßnahmen treffen."
Kretzschmar betonte: "Beiden Anschläge stehen zeitlich im Zusammenhang. Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen. Gleichzeitig sehen wir auch eine Verbindung zu den Feierlichkeiten anlässlich des Tages der deutschen Einheit am kommenden Wochenende." In dem nur wenige hundert Meter vom sächsischen Landtag entfernt liegenden ICC beziehungsweise auf der Freitrasse sollte anlässlich dieser Feierlichkeiten ein Empfang des Bundespräsidenten stattfinden.
Beide Anschläge ereigneten sich am Jahrestag des Terrorangriffs auf das Münchener Oktoberfest 1980, und das zudem zu einer ähnlichen Tageszeit. Der Sohn des Imams und Anwohner werden in den Medien zitiert, dass man vier Angreifer mit Motorradhelmen gesehen haben. Sie seien in einem Auto geflohen und hätten auch Molotowcocktails oder Flaschen mit brenn- oder explosionsfähigen Stoffen geworfen. Die Moschee war in der Vergangenheit wiederholt mit "rassistischen Motiven beschmiert worden".
Seit langem häufen sich Berichte, dass Teile Ostdeutschlands (Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland: "Es gibt nichts schönzureden") und besonders Sachsen beziehungsweise Dresden sowie dessen Umland Hochburgen rechter Bewegungen und Gewalt sind. Seit langem heizt "Pegida" die fremden- und demokratiefeindliche Stimmung auf, zuletzt geriet Bautzen deswegen in die Schlagzeilen (Bautzen und die "erlebnisorientierten" oder "eventbetonten" Einheimischen). Der Spiegel berichtete unlängst, dass in Deutschland generell die rechte und fremdenfeindliche Gewalt stark angestiegen sei und sich auch Angriffe auf Politiker häuften.
Demgemäß passend spekulierte die Linksfraktion im sächsischen Landtag angesichts der Dresdener Anschläge über mögliche Verbindungen zu Rechtsterroristen. "Wenn sich der Verdacht der Polizei auf ein fremdenfeindliches Motiv erhärtet, ist nunmehr zum dritten Mal in kurzer Zeit - nach der 'Oldschool Society' und der 'Gruppe Freital' - eine mutmaßlich rechtsterroristische Gruppierung im Freistaat Sachsen in Erscheinung getreten", erklärte die Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz.
In ganz Deutschland findet am 3. Oktober der Tag der offenen Moscheen statt, bewusst haben muslimische Gemeinden vor vielen Jahren diesen Termin auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt, um ihre Verbundenheit mit dem Land zu bekunden. In Dresden findet dann der offizielle Festakt zum Tag der deutschen Einheit statt, Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel sollen daran teilnehmen.
Diesbezüglich kündigten "Pegida" und das rechte Bündnis "Festung Europa" Kundgebungen an. Beide untereinander zerstrittenen Gruppen hatten am Montagabend in Dresden demonstriert.