Antiheld aus dem Weltraum

Tonic Trouble

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Einen Hausmeister im Weltall als Protagonist eines Computerspiels gab es bereits in den 80er Jahren. Damals wurde Roger Wilko in Sierras Space Quest Serie vom Besenschwinger zum waschechten Helden. In Tonic Trouble ist der Held ein kleiner Außerirdischer namens Ed, der aus Liebeskummer einen tragischen Fehler macht: Eine Dose mit magischer Brühe, die er zu unserem blauen Planeten schleudert, verwandelt friedliches Gemüse in aggressive Killertomaten und einen unscheinbaren Trunkenbold zum Oberbösewicht. Ed wird zur Erde geschickt, um den Fehler wieder zu bereinigen.

Der Mais spuckt nicht nur große Töne sondern auch Körner

Hat der Spieler zu Beginn die für den Einstieg recht schwierige Schlittenfahrt gemeister, wird er mit einem Jump-and-Run Spiel vom Feinsten belohnt. Um den Endgegner Grogh zu besiegen, muss Ed einem Professor beim Bau eines Katapults unterstützen. Dazu schickt ihn der Professor an unterschiedliche Orte vom wilden Gemüsebeet über einen Gletscher und Vulkan bis zum Schnellkochtopf. Anfänglich muss Ed allen Gefahren schlicht aus dem Weg gehen, findet aber bald Automaten mit Popcorn, das ihn kurzzeitig in Super Ed verwandelt, der mit Leichtigkeit Gitter verbiegt, Türen eintritt und angriffslustiges Gemüse ausschaltet. Die Animation der Verwandlung gehört zu den schönsten Szenen des Spiels. Alleine die Muskelspiele und der stolz grimmige Gesichtsausdruck sind ein Genuss. Später darf Ed einen Stab zum Kämpfen und als Hebel für automatische Türen einsetzen. Ein Blasrohr dient Ed nicht nur als Waffe, sondern er muss damit auch entfernte Schalter bedienen. Schließlich erlernt er die Kunst des Fliegens und die Magie der Verwandlung.

Popcorn macht Muskeln

Neue Fähigkeiten führen Ed an neue Orte: Der Vulkan ist beispielsweise nur im Flug erreichbar, da Ed ohne Flügel in die glühende Lava fallen würde. Der Spieler muss sich immer wieder auf neue Steuerungsmöglichkeiten und Lösungswege einstellen. Neue Techniken wie das Blasrohrschießen oder Fliegen darf der Spieler zunächst im Trainingslager ausprobieren. Die Steuerung erschließt sich dem Spieler Schritt für Schritt, so dass er nicht von Anfang an eine Vielzahl von Kombinationen lernen muss, sondern im Verlauf des Spiels immer wieder neue Fähigkeiten erlernt.

Ed darf sich während des ganzen Spiels in allen drei Dimensionen bewegen. Damit der Spieler nicht die Übersicht verliert, kann er die Ansicht umschalten und die Welt aus Eds Augen betrachten. Diese Sichtweise ist auch bei der Benutzung des Blasrohrs hilfreich, um ein Ziel genau anzuvisieren. Die unterschiedlichen Orte bringen jeweils spezielle Eigenarten mit. So findet Ed in der Pyramide eine Reihe alter Fallen und Rätsel. Über die Lava des Vulkans muss er fliegen, im Gletscher ist dafür das Springen eine äußerst rutschige Angelegenheit. An einigen Stellen ist nicht nur die Fingerfähigkeit beim Springen, sondern etwas Nachdenken erforderlich. Beispielsweise müssen in der Pyramide die Wände zunächst verschoben und dann gedreht werden, damit eine Treppe entsteht. Frust kommt dennoch nie auf, da alle Rätsel eher einfach und überschaubar sind und auch die Steuerung nie das Äußerste vom Spieler verlangt.

Der Professor hilft Ed im Kampf gegen das Böse

Tonic Trouble ist ein hervorragendes Jump-and-Run Spiel. Mit Blick auf Konsolenspielen stellt es keine Revolution des Genres dar, braucht aber auch dort den direkten Vergleich nicht zu scheuen. PC-Besitzer, die keine Spielekonsole ihr eigen nennen, finden nur wenige Spiele, die es mit dem Spiel um den kleinen Außerirdischen Ed aufnehmen können. Der aktuell stärkste Konkurrent Rayman 2 wird wie Tonic Trouble von Ubi Soft vertrieben. Im direkten Vergleich ist Rayman 2 witziger und von den Figuren her liebevoller gestaltet, vom Spiel her ist Tonic Trouble dafür etwas abwechslungsreicher. Ein deutlicher Pluspunkt für Tonic Trouble ist die Stabilität: Das Spiel stürzte vom Betreten des Planeten Erde bis zum Sieg über Eds Nemesis Grogh nicht ein einziges Mal ab, bei Rayman 2 gehört der Neustart zum Alltag.

Rainald Menge, ct