Apple als Sieger im Steuerwettstreit zwischen USA und EU?

Made in USA. Foto: Maurizio Pesce. Lizenz: CC BY 2.0

Trump hat die Unternehmenssteuern für Firmen, welche in den USA produzieren, deutlich gesenkt und gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, bislang in Steueroasen geparkte Gelder steuergünstig in die USA zu transferieren - schaut Brüssel jetzt in die Röhre?

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"Apple schockt Brüssel" titelte die Tagesschau dieser Tage. Ob der Riese aus Cupertino aufgrund der geplanten Gewinnverlagerung in die USA jetzt auch seine bisher in Irland nicht bezahlte Steuer vermeiden kann, wie das derzeit landauf, landab geschrieben wird, ist jedoch keineswegs sicher. Eher wahrscheinlich dürfte das Modell sein, dass der irische Staat die ungeliebten 13 Milliarden zum Nutzen von Apple investiert.

Dass Apple wie verlautbart als Folge der Trumpschen Politik jetzt 20.000 neue Mitarbeiter in den USA einstellen will, dürfte in erster Linie zur Besänftigung des Präsidenten dienen. Selbst wenn Apple die Fertigung seiner Produkte wieder in die USA zurückholen will, was man bislang nur beim Nischenprodukt Mac Pro gemacht hat, wird man die Produktion wie bei diesem einem Dienstleister überlassen, weil man im Konzern seit Jahrzehnten keine eigene Fertigung mehr betreibt und sich auf die Entwicklung und Vermarktung konzentriert.

Mit der Markenführung lässt sich offensichtlich mehr Geld erwirtschaften als mit der Produktion. Insgesamt will Apple im Jahr 2018 Aufträge im Wert von rund 55 Milliarden Dollar an US-Hersteller vergeben. Eine Fertigung der Volumenmodelle in den USA scheint jedoch auf absehbare Zeit nicht denkbar, denn dazu müsste man auch die Zulieferer dazu bewegen, ihre Fertigung in die USA zu verlagern. Ein derartiges Experiment hat ein amerikanischer Elektronikhersteller gewagt, als es noch denkbar war, in Mexiko zu produzieren. Der Versuch ist jedoch kläglich gescheitert und man hat die Fertigung der Massenprodukte wieder in China konzentriert.

Apples Advanced Manufacturing Fund

In der Folge von Trumps Steuerplänen (die übrigens auch den US-Niederlassungen deutscher Konzerne deutliche Vorteile bringen) hat Apple seinen bislang mit einer Milliarde US-Dollar bestückten Advanced Manufacturing Fund aufgelegt, dessen Volumen noch erhöht werden soll. Möglicherweise fließen auch die von Apple für die nächsten fünf Jahren in den USA geplanten Investitionen von jeweils sechs Milliarden US-Dollar in diesen Fonds. Verglichen mit den Gesamtinvestitionen des kalifornischen Konzerns von 16 Milliarden im Jahre 2017 ist diese Summe durchaus überschaubar.

Bislang sind jedoch nur zwei Projekte bekannt gegeben worden, die einen Bezug zum neuen Apple Fund haben. Das eine betrifft eine Fertigung von Gorillaglas des US-Herstellers Corning. Der größte Teil der Mittel soll in das über 60 Jahre alte Corning-Werk in Harrodsburg im US-Bundesstaat Kentucky fließen. Das zweite wird mit 390 Millionen Dollar beziffert. Es wird jedoch nicht als Investition bezeichnet, sondern als Bestellung von Bauteilen.

Bestellung bei Finisar ist kein Investment

Bei den 390 Millionen Dollar, die Apple an Finisar bezahlen will, handelt es sich jedoch nicht um ein Investment in das Unternehmen, sondern ganz einfach um die Absicht, für die genannte Summe Bauteile von Finisar zu kaufen. Damit sollen nach Aussage aus Cupertino 500 Jobs geschaffen werden. Ob diese neu entstehen oder aus Firmenübernahmen resultieren, geht aus den vorliegenden Informationen nicht hervor. Nach Aussagen des Prestigewarenherstellers sollen die von Apple jetzt bestellten Bauteile in der von Finisar kürzlich erworbenen Fabrik in Sherman/Texas produziert werden. Das Werk war im Jahre 2012 stillgelegt worden. Es wurde 2017 von Finisar erworben und soll jetzt wieder in Betrieb genommen werden.

Apples Steuersparmodelle

Welche Summe Apple von seinen ausländischen Konten jetzt in die USA übertragen will, hat das Unternehmen nicht bekannt gegeben. Dass die Firma in den USA jetzt 38 Milliarden Dollar als Steuer für seine bislang im Ausland gebunkerten Gewinne bezahlen will, bedeutet zudem nicht, dass man nicht weiter auf der Suche nach Steuerschlupflöchern ist. Nachdem Irland das bewährte Steuersparmodell Double Irish mit Wirkung zum Jahre 2021 abgeschafft hat, hat Apple den Sitz zweier irischer Tochterfirmen auf die Kanalinsel Jersey verlegt, denn die eignet sich noch besser zum Steuern sparen.

Dort beträgt der Steuersatz für Unternehmen gerade mal null Prozent. Und offensichtlich besteht auf den Kanalinseln auch nicht die Gefahr, dass eine künftige Regierung an dieser Politik etwas ändern will. Welchen steuerlichen Vorteil die Kanalinseln nach dem Abschluss des Brexit noch bieten werden, ist derzeit natürlich noch nicht abschätzbar.